2024-05-08T14:46:11.570Z

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Die Sportanlage an der Wackersbergerstraße ist aktuell geschlossen.
Die Sportanlage an der Wackersbergerstraße ist aktuell geschlossen. – Foto: Boris Manz

„Grob fahrlässig, uns so hängenzulassen“: Viktoria fehlt weiter Platz zum Kicken

Sportanlage wird renoviert

Die Sportstätte in der Wackersbergerstraße wird saniert. Für die Teams gibt es bislang keine Ausweichflächen. Der Vorstand sieht den Verein in Gefahr.

München – „Hier kostet’s was, wenn was kaputtgeht“, ruft Janko Wendler, 1. Vorsitzender des FC Viktoria, scherzhaft, aber mit ernster Stimme. Fußbälle fliegen von allen Seiten um ihn herum. „Die Kinder sind es gewöhnt, draußen auf einem großen Platz zu trainieren“, erklärt er.

Wendler schaut sich in der Schulturnhalle um und kratzt sich am Kopf. Auf gefühlten 40 Quadratmetern der Sporthalle der Grundschule an der Implerstraße trainieren an diesem Donnerstagnachmittag knapp 25 Jugendliche zwischen zehn und 12 Jahren der E- und F-Jugend des FC Viktoria. Freiwillig würde hier unter normalen Umständen niemand trainieren, erklärt Jugendleiter Jörg Berschneider. Doch den Jugendmannschaften bleibe im Moment nichts anderes übrig. Denn die Sportstätte des FC Viktoria in der Wackersbergerstraße wird seit dem Jahreswechsel saniert.

„Gerade in Zeiten des Vereinssterbens ist es grob fahrlässig von der Stadt München, uns so hängenzulassen.“

Nikolas Klein vom FC Viktoria München.

Damit einher geht ein großes Problem für den Verein: Bislang gibt es keine Ersatzsportstätte für die Mannschaften. An der Wackersbergerstraße entbrennt ein Streit über Zuständigkeiten: Ist die Stadt München verantwortlich für einen adäquaten Ersatz für die Zeit der Sanierungen? Laut dem Verein: ja.

Das Referat für Bildung und Sport (RBS) erklärt auf Nachfrage, ein Verein habe keinen (Rechts-)Anspruch darauf, „dass ihm seitens der Stadt eine adäquate Ersatzfläche zur Verfügung gestellt wird“. Trotzdem bemühe sich die Stadt um Ausweichflächen, so die Pressestelle. Es sei jedoch schwierig, geeignete Alternativen zu finden. Dies läge vor allem daran, dass die städtischen Sportanlagen bereits stark ausgelastet seien.

„Gerade in Zeiten des Vereinssterbens ist es grob fahrlässig von der Stadt München, uns so hängenzulassen“, sagt Nikolas Klein. Für den FC Viktoria ist der fehlende Rechtsanspruch fatal. Ligastart war dieses Jahr bereits Anfang März. Das Training für die Jugendmannschaften müsste eigentlich auf Hochtouren laufen. Doch genau das Gegenteil ist der Fall.

„Das ist doch viel zu spät für Sieben bis Neunjährige.“

Jugendleiter Berschneider über mögliche Trainingszeiten von 19:30 bis 20:30 Uhr.

Die Ergebnisse der letzten Spiele waren enttäuschend, wie Janko Wendler berichtet. „Beim letzten Spiel haben wir 0:10 verloren.“ Das Problem liegt vom allem am Mangel an Trainingseinheiten. Jugendleiter Berschneider erklärt: „Wir können weder richtig trainieren noch Heimspiele durchführen.“

Die Renovierungsarbeiten auf dem Vereinsgelände seien zwar nötig und von den Vereinen gewollt, erklärt Nicolas Klein, 2. Vorsitzender beim FC Viktoria. Die Konsequenzen seien jedoch verheerend. „Wir stecken knietief im Treibsand“, fasst Nicolas Klein die Situation zusammen. Seit Mitte Januar sind die Mannschaften des Vereins heimatlos.

Die Vereine haben seit der Bekanntgabe der Renovierung des Vereinsgeländes gemeinsam mit dem RBS versucht, eine alternative Fläche zu finden, erklärt der Vizevorsitzende. Trotzdem beklagt Klein, von der Stadt „immer nur nicht tragbare Optionen vorgeschlagen“ zu bekommen. Der F-Jugend seien Trainingsplätze um 19.30 oder 20.30 angeboten worden, verdeutlicht Jugendleiter Berschneider. „Das ist doch viel zu spät für Sieben bis Neunjährige.“

Keine Ligaspiele auf dem Ausweichplatz möglich

Junge Spieler in roten und gelben Trikots stürmen nun auf das Spielfeld der Grundschule. „Fünf Minuten ab jetzt“, ruft Trainer Berschneider. Die andere Hälfte der Mannschaft sitzt am Spielfeldrand und wartet ungeduldig. „Geht leider nicht anders“, erklärt er. „Bei so einem kleinen Feld kann ich nicht alle gleichzeitig spielen lassen.“ Neben ihm rutschen nun Kinder in grünen und orangefarbenen Leibchen nervös auf der Bank hin und her. „Bitte pfeif ab. Ich will auch spielen“, sagt der elfjährige Farhan.

Die Stadt ist sich des Problems bewusst, so das RBS. Das zentrale Immobilienmanagement im RBS hat dem Verein nun den Fußballplatz in der Sachenstraße angeboten. „Ein herrlicher Platz direkt an der Isar“, beschreibt Klein den Vorschlag ein wenig sarkastisch. Auch Jungendleiter Berschneider ist nicht überzeugt.

„Auf dem Platz sind von den Gänsen Scheißhaufen größer wie die eines Hundes“, findet er deutliche Worte. Darüber hinaus dürften auf dem Platz auch keine Ligaspiele ausgeführt werden, so Klein. Aus Alternativlosigkeit wird die E- und F-Jugend jedoch vorerst ab April dort trainieren, erklärt Beschneider. Indessen hofft der Verein auf neue Vorschläge aus dem RBS. (Sabrina Proske)

Aufrufe: 04.4.2024, 08:54 Uhr
Sabrina ProskeAutor