2024-05-02T16:12:49.858Z

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Einmal groß Danke sagten die Grafingerinnen zum Abschied ihres Langzeit-Trainers Robert Haseitl.
Einmal groß Danke sagten die Grafingerinnen zum Abschied ihres Langzeit-Trainers Robert Haseitl. – Foto: Verein (TSV Grafing)

Grafinger Team überrascht scheidendes Trainerduo nach Saisonfinale

Haseitls Abschied mit Zeigefinger

Eigentlich wäre es Robert Haseitl am liebsten, das finale Spiel seiner Kreisligafußballerinnen zu vergessen. „Mäntelchen des Schweigens“, sagte er, „wäre angebracht“.

Grafing – Weniger wegen des 0:4 (0:1) beim SV Dornach, mit dem die Grafingerinnen ihre achte Saisonniederlage im 20. Spiel kassierten. Es ist vielmehr die alte „Grafinger Krankheit“, die den Trainer ärgerte.„Sie machen einfach zu wenig aus ihrem Potenzial“, so Haseitls Analyse.

Trotz frühen Gegentores (5.) seien es die Gäste gewesen, die die Marschrichtung in der ersten Halbzeit vorgaben. Doch in der Offensive wollte nichts gelingen, auch wenn Goalgetterin Sandra Moleh diesmal wieder ihre angestammte Position im Sturm besetzen durfte und nicht wie zuletzt zwischen den Pfosten stehen musste. Denn eine Verletzung von U17-Spielerin Kathi Notter und der Ausfall von Hanni Garnreiter reduzierten den Kader – wieder einmal. „Ja, und dann säufst in der zweiten Halbzeit eben ab“, so Haseitl. Zumal dem 0:3 (57.) eine klare Abseitsposition vorausging, wie selbst die Dornacherinnen bestätigten. Damit sei die Partie gelaufen, das 0:4 in der Nachspielzeit „überflüssig und die Niederlage damit zu hoch“ gewesen.

Die Bilanz, die Haseitl fürs letzte Spiel der Saison 22/23, war geeignet, die vergangenen 17 Jahre im Grafinger Frauenfußball unter seiner Führung zusammen zu fassen. „Man kann ihnen den Willen nicht absprechen“, sagte der Trainer, aber es fehle eben der letzte Biss, der notwendig sei, um mehr zu erreichen. „Sicher fehlt der einen oder anderen die Qualität, aber das kann man kompensieren, wenn alle anderen mit Leidenschaft dabei sind.“ Doch „solange alles andere wichtiger als Fußball ist und die Bereitschaft fehlt, sich reinzuhauen, wird sich nichts ändern“.

Eine etwas ernüchternde Erkenntnis des Grafinger Frauen-Trainers nach nahezu zwei Dekaden, in der es „mehr Positives wie Negatives“ gegeben habe. Dafür hätte nicht nur der Aufstieg in die Bezirksoberliga (2019) gesorgt. „Die Spielerinnen verschiedener Generationen, das ganze Drumherum, die Aufgabe, die Abteilung, die man mit aus der Taufe gehoben hat“, weiterzubringen, sei „jede Anstrengung wert“ gewesen. Dass in Grafing derzeit aber eher eine Stagnation im Frauenfußball denn ein Aufwind zu verzeichnen sei, sei den Umständen der Zeit geschuldet.

Dass viele ehemalige Spielerinnen aus verschiedenen Himmelsrichtungen nach Dornach gekommen sind, einige samt Kinderwagen.“

Robert Haseitl bei seinem Abschied über das, was ihn am meisten gefreut hatte.

Seinem Nachfolger Max Burgis wünschte Robert Haseitl ein glückliches Händchen: „Er hat viel zu tun, aber er wird’s gut machen.“ Allerdings wohl kaum so lange wie der scheidende Coach, für den sein Team zum Abschied noch ein paar Überraschungen parat hielt. Nach dem Schlusspfiff gab’s aus der Hand von Kapitänin Sandra Seibold für Haseitl und seinen ebenfalls scheidenden Co Klaus Lechner ein Trikot mit den Unterschriften der Spielerinnen und ein Fotoalbum mit Bildern und Szenen aus den vergangenen 17 Jahren. „Am meisten habe ich mich gefreut, dass viele ehemalige Spielerinnen aus verschiedenen Himmelsrichtungen nach Dornach gekommen sind, einige samt Kinderwagen.“

Fragt man Robert Haseitl nach dem nachhaltigsten Eindruck der 17 Jahre als Frauentrainer, kommt er bezeichnenderweise auf eine Niederlage zu sprechen: „Damals, das Halbfinale im Pokal beim MTV Diessen am Ammersee. Das war ein Spiel, zwar 2:4 verloren, aber einfach klasse. Wäre schön, wenn es sowas mit Grafinger Beteiligung nochmal geben würde“. Dann allerdings ohne Robert Haseitl – zumindest als Trainer. (Wolfgang Herfort)

Mit einem Erinnerungspräsent bedankte sich Grafings Kapitänin Sandra Seibold (re.) bei Coach Haseitl (Mitte) und Co-Trainer Lechner.
Mit einem Erinnerungspräsent bedankte sich Grafings Kapitänin Sandra Seibold (re.) bei Coach Haseitl (Mitte) und Co-Trainer Lechner. – Foto: Verein (TSV Grafing)

Aufrufe: 020.6.2023, 08:07 Uhr
Wolfgang HerfortAutor