2025-12-17T10:26:01.779Z

Spielbericht

Gönn dir

Hertha BSC - DSC Arminia Bielefeld 1:1

17.Spieltag 2.Bundesliga Saison 2025/2026

Freitag, 19.12.2025 18:30 Uhr

Olympiastadion Berlin

44.968 Zuschauer

Wenn sich das Jahr dem Ende neigt, alle losrennen, um ihre Weihnachtseinkäufe zu machen,

Silvesterpartys geplant werden und Ausreden gesucht werden, um Familienbesuche abzusagen, nähert sich für die meisten Lageristen die jährliche Inventur.

Dann heißt es wieder, in unmöglicher Körperhaltung tagelang alles zu zählen, was nicht niet- und nagelfest sowie bestandsverwaltet ist.

Ich mag das nicht und habe das nie gemocht. Das ist langweilig, nervig und anstrengend, und zudem findet man eigentlich immer irgendwelche dämlichen Fehler von schwachköpfigen Kollegen.

Das fiel zumindest dieses Jahr weg, denn ich verwalte mein Lager komplett allein, und jeder Fehler ist damit zwangsläufig meiner.

Meine Firma hat mehrere Filialen im ganzen Land verteilt, und jede hat ein Lager. Natürlich müssen die auch alle eine Inventur machen, und mein Chef wollte gerne, dass unsere bzw. meine Inventurdifferenz besser ist als die der Filiale in Hamburg.

Eventuell hat er mit dem Chef dort eine Wette laufen.

Zu schlagen war ein mittlerer vierstelliger Differenzbetrag.

Als die Auswertung meiner Inventur auf dem Bildschirm des Arbeitsrechners erschien, musste ich grinsen. Ich mache halt einfach keine Fehler. Ich hatte einen unfassbar niedrigen dreistelligen Betrag erreicht.

Es hätte sogar eine Plus-Minus-null werden können, wenn das System nicht einen kleinen Bug gehabt hätte. Damit hatte ich das beste Ergebnis aller Filialen erreicht, und dafür kann man sich schon mal was gönnen.

Oder?

Und womit kann sich der Kutten-König am besten selbst eine Freude machen?

Mit Fußball!

Ich organisierte mir eine Karte für das Spiel der Hertha gegen die Bielefelder Arminia. Klassischerweise kommt an der Stelle ein Witz, dass es Bielefeld doch gar nicht gibt. Aber mich nervt dieser Running Gag langsam, und mir fällt auch kein guter Witz mehr dazu ein.

Freitag, nach der Arbeit, hatte ich eigentlich gar keine Lust, nochmal loszugehen.

Diese ganze Inventurgeschichte hatte ganz schön geschlaucht, und da man in dieser Zeit ja auch seine normale Arbeit nicht machen kann, musste das ja auch noch nachgeholt werden.

Ich raffte mich aber auf und erreichte via Bus und S-Bahn das Olympiastadion.

Im Dunkeln, so herrlich blau beleuchtet, ist das einfach ein schöner Anblick, und ich genoss es, mit den Massen an Fans auf dieses Bauwerk zuzulaufen.

Ich habe das schon öfter in letzter Zeit erwähnt, aber ich bin so glücklich, dass ich mich wieder mit meiner alten Dame verstehe und sie wieder eine wichtige Rolle in meinem Leben spielt.

Routiniert wurden die Einlasskontrollen überwunden, und dann ging es auch schon auf meinen Platz. Es waren nämlich nur noch wenige Minuten bis zum Anpfiff.

Schon komisch. Früher war ich stundenlang vor dem Anpfiff hier. Aber damals sah ich auch noch aus wie eine wandelnde Litfaßsäule. Heute ist der Hertha-Bezug kaum sichtbar. Die Hertha-Fahne auf meiner Jacke ist schwarz, und wenn man nicht weiß, dass sie da ist, sieht man sie kaum. Der Schal blitzt auch kaum aus dem Kragen. Lediglich auf der Mütze prangt eine Hertha-Fahne. Aber es war heute so mild, dass die Mütze in der Tasche blieb.

Auf meinem Platz stellte ich fest, dass ich neben Kevin und Pirat aus dem Ama-Zwee-Kader und ihren Frauen sitzen durfte. Das war auch ganz gut, denn ohne fachmännische Gespräche wäre das Spiel ganz schön fad gewesen.

Für die erste Halbzeit würde ich zusammenfassen, dass Hertha nicht konnte und Bielefeld so gar nicht konnte. Dafür waren beide Fanszenen gut aufgelegt, und gerade der Mob aus Ostwestfalen überraschte mich von der Anzahl und der Lautstärke her sehr positiv. Aber auch die Ostkurve hatte wieder einen Sahnetag erwischt.

Was ich wirklich sehr toll finde, ist, dass mittlerweile der Oberrang und auch der P-Block beim Spiel stehen und mit supporten. Eine super Entwicklung, die die Fanszene von Hertha BSC da hingelegt hat.

Im zweiten Durchgang erhöhte Hertha den Einsatz und belohnte sich nach 67 Minuten mit dem 1:0. Ab da hatte die alte Dame das Spiel eigentlich im Griff.

Bis der Unparteiische plötzlich rot gegen Toni Leistner zog (85.).

Warum der Mann mit der Pfeife da die Arschkarte zog, weiß wohl nur er selbst.

Die Frage, die sich mir da wieder stellt, ist die Sinnhaftigkeit des Videobeweises.

Hier hat er wohl nicht eingegriffen, weil keine 100%ige Fehlentscheidung vorlag. Kann mir da vielleicht mal einer erklären, wann eine 100%ige Fehlentscheidung vorliegt, wenn nicht bei einer unberechtigten roten Karte?

Am Ende kam es dann so, wie es kommen musste, und die Arminia erzielte mit einem sehenswerten Treffer, mit der letzten Aktion des Spiels, den Ausgleich. Das jetzt nur an der roten Karte festzumachen, wäre sicherlich zu einfach. Hertha stellte sich einfach nicht clever genug an. Trotzdem fragt man sich, was passiert wäre, wenn Hertha zu elft hätte zu Ende spielen können. Kurz nach dem Abpfiff ging es nach Hause. Ich musste dringend ins Bett. Am nächsten Morgen sollte es nämlich mit dem Fußball weitergehen.

Ha Ho He

Der Kutten König

Aufrufe: 020.12.2025, 19:55 Uhr
Jörn KutschmannAutor