2024-04-24T07:17:49.752Z

Allgemeines
Bei Ratingen 04/19 passiert viel.
Bei Ratingen 04/19 passiert viel. – Foto: Patrik Otte

Kleiner Umbruch und routinierte Konstanten

Der Ratinger Fußball-Oberligist will kommende Saison oben angreifen. Dafür verändert er seinen Kader vor allem offensiv.

Vor der am 7. August beginnenden neuen Saison in der Oberliga unternimmt Ratingen 04/19 – anders als in den vergangenen beiden Jahren – einen kleinen Umbruch: Elf Spieler haben den Klub verlassen, neun kommen hinzu.

Einer der Abgänge kam etwas überraschend: Zwar hatte Fynn Leon Eckhardt angekündigt, kürzertreten zu wollen, weil ihn sein neuer Job nach seinem erfolgreichen Master-Abschluss in internationalem Wirtschaftsmanagement zu sehr fordert, aber eigentlich sollte das Urgestein, das seit 2016 im Klub war, das weiterhin bleiben. Doch inzwischen ist klar: Der 23-Jährige wechselt zum SV Budberg in die Bezirksliga. „Fynn hat sich noch umentschieden“, sagt 04/19-Trainer Martin Hasenpflug und ergänzt: „Ich vermute, dass er mit nur zweimal Training in der Woche da eher ans Spielen kommt als bei uns in der Oberliga.“

Dass der Linksverteidiger, der in den vergangenen Jahren eine der absoluten Konstanten bei 04/19 war, den Klub verlassen hat, bedauert Hasenpflug: „Er hat schon in der A-Jugend bei mir gespielt, ich habe ihn damals von Fortuna Düsseldorf zu uns geholt. Wenn man jemanden so lange begleitet hat, ist das natürlich schade, aber wenn der Schwerpunkt auf dem Beruf liegt, muss man das auch verstehen.“

Viele Veränderungen

Insgesamt bleiben aus dem Kader der Vorsaison 15 Spieler. Diese hatten entweder bestehende Verträge oder haben diese verlängert. „Daher gehen wir weiter unseren Weg der Kontinuität. Diesmal aber mit etwas mehr frischem Wind“, glaubt Hasenpflug, der weiter auf das Torwart-Trio der Vorsaison bauen wird: Dennis Raschka, Dario Ljubic und Luca Fenzl. „Alle Drei haben eine starke Qualität, Trainingsfleiß und sind im Team voll anerkannt. Dennis und Luca haben in der Meisterschaft ihr Können unter Beweis gestellt. Dario wurde letzte Saison durch Verletzungen ausgebremst. Er kam inklusive Pokal leider nur auf zwei Pflichtspieleinsätze“, sagt Hasenpflug.

Wen er zur Nummer eins machen wird, dürfte eine der spannenden Fragen der am Montag beginnenden Vorbereitung sein. Jahrelang war Routinier Raschka, der sogar schon seit 2014 bei 04/19 ist, der Stammtorwart, doch in der Aufstiegsrunde setzte Hasenpflug mehrheitlich auf Talent Fenzl, das Raschka schon in den ersten sieben Saisonspielen bei dessen Sperre aus der Vorsaison vertreten hatte.

Aus der Abwehr verbleiben Simon Busch, Bo Henrichs, Luca Paura, Phil Spillmann, Noah Jecksties und Gianluca Silberbach. Busch kam im Winter, nach abgeschlossenem Studium in den USA, zu 04/19 zurück. Hasenpflug probierte den körperlich robusten 22-Jährigen erst auf der Sechser-Position und dann als Innenverteidiger aus, richtig überzeugend waren seine Auftritte aber vor allem als Rechtsverteidiger.

Ebenfalls auf der Außenposition ist Henrichs beheimatet, den Hasenpflug aus der Bezirksliga-Reserve hochgezogen hatte. Der 21-jährige Turbo-Sprinter kam in seinem ersten Oberliga-Jahr direkt auf 27 Einsätze, in denen ihm ein Tor und ein Assist gelangen. Paura kam ebenfalls in seinem ersten Seniorenjahr auf immerhin 13 Einsätze. „Mehr wären es mit Sicherheit geworden, wenn das Verletzungspech nicht immer wieder bei ihm zugeschlagen hätte. Zuletzt ein Schädelbasisbruch im Spiel gegen den FSV Duisburg. Diesen hat er aber gut weggesteckt und hatte danach schon wieder drei Einsätze“, erklärt Hasenpflug.

Wichtige Eckpfeiler

Spillmann wiederum ist der dienstälteste Abwehrspieler der Ratinger. „Er verleiht unserer Viererkette mit seiner Spielintelligenz und Erfahrung immer wieder die nötige Stabilität“, lobt sein Coach, der zudem Jecksties aus der eigenen U19 hochzog, der es in seinem ersten Seniorenjahr auf 13 Oberliga-Einsätze und eine gute Bilanz brachte. „Besonders seine Leistungen im Hinspiel gegen Baumberg und im Rückspiel gegen Schonnebeck hatten großen Anteil an den jeweiligen Siegen“, findet Hasenpflug, der über Silberbach sagt: „Er gehört zu den gefürchtetsten Defensivspielern der Liga. Hart, aber fair, ist sein Moto. So kam er auf 14 gelbe Karten, aber keine Rote. Er hat eine konstant starke Saison gespielt.“ Angefangen hatte Silberbach auf der „Sechs“, ersetzte dann den gesperrten Spillmann im Deckungszentrum und blieb dann da auch an seiner Seite.

Fest hält Hasenpflug auch an der bewährten Doppel-Sechs mit Erkan Ari und Emre Demircan. „Emre wurde von der Mannschaft zum Spieler der Hinrunde gewählt. Besonders seine wuchtigen und wichtigen Freistoßtore in der abgelaufenen Saison bleiben in Erinnerung“, sagt Hasenpflug über den Filigrantechniker. Ari wiederum hat zuletzt seinen 35. Geburtstag gefeiert, lebe aber „gerade seinen zweiten Frühling“, findet sein Coach, der das untermauert: „Von 33 Spielen stand er 31-mal auf dem Platz und davon 30-mal über 90 Minuten.“

Neuer Sturm

Im Angriff hat 04/19 die meisten Veränderungen, sechs der neun Zugänge sind offensiv ausgerichtet. Unter anderem erhalten bleiben den Ratingern Ali Can Ilbay und Tim Potzler. „Für Ali Can war die letzte Saison eine seiner besten. Seine elf Tore sind sein persönlicher Bestwert, und auch er stand von 33 Spielen 30-mal auf dem Platz“, erinnert Hasenpflug und ergänzt über Potzler: „Tim ist unser Individualist im Team, der schon mal ein Spiel allein entscheiden kann. In seiner Arbeit gegen den Ball hat er sich in der letzten Saison stark verbessert.“

Ebenfalls an Bord bleibt Nabil Jaouadi. „Nabil hat durch seine Physis und Schussstärke großes Potenzial. Kleinere Verletzungen haben ihn letzte Saison immer wieder aus dem Tritt gebracht. Die nächste Saison könnte sein Durchbruch sein“, hofft Hasenpflug. Der hatte im letzten Saisonspiel in Monheim an Jaouadis Seite Moses Lamidi im Angriff aufgestellt – eine Kombination, die weiter möglich bleibt. Denn der 34-Jährige hat seinen Vertrag verlängert, was aufgrund seines Alters nicht unbedingt gesetzt schien. Andererseits hatte 04/19 bislang keinen ähnlichen Spielertypen im Kader, der Bälle so gut festmachen und verteilen kann wie der ehemalige Bundesliga-Profi von Borussia Mönchengladbach. Für Hasenpflug ist jedenfalls klar: „Moses war Stammspieler und hat die Mannschaft in ihrer erfolgreichen Saison als Kapitän angeführt. Er ist fit für sein Alter, verfügt über viel Erfahrung, eine hohe Spielintelligenz und einen tadellosen Charakter – er ist ein guter Spieler und ein guter Typ.“

Allerdings bedeutet der offensive Zuwachs von 04/19 in der kommenden Saison natürlich auch: „Wir werden mehr Qualität im Kader haben, und Moses wird sich wie alle anderen Spieler strecken müssen. Die letzte war nicht seine Top-Saison“, urteilt Hasenpflug, der aber eine Idee verfolgt: „Er hatte ein paar Einsätze im defensiven Mittelfeld, die mir gut gefallen haben. Es ist gut, dass Moses auf mehreren Positionen einsetzbar ist.“ Allerdings ist die Doppel-Sechs Demircan/Ari bestens eingespielt, und in Pierre Nowitzki kommt noch ein defensiver Mittelfeldspieler hinzu. Kein Problem, findet Hasenpflug: „Dann haben wir die Doppel-Sechs doppelt besetzt – das ist doch eh das Ziel einer Kaderplanung, dass man alle Positionen doppelt besetzt hat.“ Das passe zum Saisonziel, den Abstand zu den Top-Teams verkürzen zu wollen: „Wenn man oben angreifen will, braucht man Qualität in der Breite. Das war im Saisonendspurt der Vorteil von Meister Bocholt gegenüber dem Verfolger SSVg, der seine Ausfälle nicht so gut kompensieren konnte“, meint Hasenpflug.

Die Kaderplanung bei 04/19 ist damit weitestgehend abgeschlossen. „Wir müssen nicht unbedingt noch etwas tun“, findet Hasenpflug. „Wir haben zum Trainingsauftakt am Montag noch einen jungen Innenverteidiger von Fortuna Düsseldorf im Training, da schauen wir, ob es passt.“ Aber ansonsten soll es das mit dem kleinen Umbruch gewesen sein.

Aufrufe: 03.7.2022, 13:00 Uhr
Georg AmendAutor