TuS-Verteidiger Lukas Kellner spielt derzeit verletzungsbedingt nicht. Im Interview spricht er über konsequente Abwehr, gnadenloses Auskontern und seinen jungen Trainer.
Mit 20 Punkten aus zehn Spielen hat der TuS Geretsried in der Landesliga Südost einen super Start hingelegt. Ein Grund dafür ist die sehr stabile Defensive, die erst neun Gegentore kassierte. Zum Vergleich: In der vergangenen Saison waren es zum selben Zeitpunkt schon 21. Großen Anteil daran hat Lukas Kellner (26), der beim TuS als Knirps mit dem Fußballspielen begonnen hat und nach Stationen in Jugendmannschaften beim TSV 1860 München, in Nürnberg, Unterhaching und beim SB Rosenheim nach Geretsried zurückkehrte.
Seitdem ist er eine feste Größe im Landesligakader. Zudem Mitglied im Mannschaftsrat, dritter Kapitän und ein „Bindeglied zwischen Trainerteam und Mannschaft, zwischen Jung und Alt“ (Trainer Daniel Dittmann). Wegen einer Verletzung, die er sich am achten Spieltag beim 4:0 in Garmisch zugezogen hat, ist der gelernte Glaser derzeit zum Zuschauen verurteilt. Das ist für einen derart ehrgeizigen Spieler so etwas wie die Höchststrafe, wie der 26-Jährige unserem Sportreporter Rudi Stallein nach dem 0:1 gegen den TSV Rosenheim gestand.
Herr Kellner, bevor wir uns über das Spiel gegen Rosenheim unterhalten, kurz zu ihrer Verletzung: Was ist passiert und wie geht es ihnen?
Das Syndesmoseband im linken Sprunggelenk ist durchgerissen, und zwei Bänder sind angerissen. Ich bin inzwischen operiert worden. Die OP ist gut verlaufen, und es fühlt sich auch wieder gut an.
Können Sie schon abschätzen, wie lange sie fehlen?
Der Arzt meint, nach sechs Wochen könne ich langsam wieder anfangen mit Laufen, Stabilisation und so weiter. Wann ich wieder voll einsteigen kann, ist Spekulation, aber vermutlich wird das erst in der Wintervorbereitung sein.
Sie haben gegen Rosenheim zugeschaut. Wie war das?
Ich bin kein Fan davon, dass ich mir Spiele von außen anschauen muss. Weil es schon schmerzt, wenn man weiß, dass man dort spielen könnte, aber es gerade nicht geht. Das ist für mich schlimmer von der Nervosität her, als wenn ich spielen würde.
Wie haben sie das Spiel von draußen empfunden?
Es war im Grunde von uns wieder zu dumm gelöst. Es war nicht schlecht, aber auch nicht gut. Einfach von der Herangehensweise wieder falsch.
Inwiefern?
Es war genauso wie in Rosenheim in der Vorsaison im Rückspiel. Da wollten wir zu viel das Spiel machen, haben uns darauf eingelassen, dumme Fehler gemacht und wurden gnadenlos ausgekontert. So war es im Grunde wieder: Wir sind besser im Spiel, dann kommt der Ball einmal vors Tor, und Rosenheim macht die Kiste. Aber man muss auch sagen, dass sie es insgesamt gut wegverteidigt, einfach keine Chancen zugelassen haben. Und dann verlierst du halt 0:1.
Trotz dieser Niederlage ist es bisher eine Top-Saison für Euch.
Ja, das stimmt. Ich denke, das liegt daran, dass wir einen guten und breiten Kader haben. Selbst wenn wir mal durchrotieren, verlieren wir nicht viel Qualität. Das ist anders als in den vergangenen Jahren, da haben wir auch mal einen Keeper von der Zweiten eingesetzt im Feld, weil wir einfach das Material nicht hatten.
Bemerkenswert ist auch, vor allem im Vergleich zur Vorsaison, dass Ihr erst neun Gegentore kassiert habt...
Ja, die Abwehr ist konsequenter. Es ist im Spiel alles organisierter, das sieht man auch an den Resultaten. Wenn man bedenkt, dass wir gegen Schwaig allein vier Tore kassiert haben, dann waren es in den anderen neun Spielen nur fünf Gegentore. Die Abwehr ist gut eingespielt. Das Ding ist auch: Wir verstehen uns alle gut. Da kann man dann auch gut zusammenspielen. Das betrifft aber die ganze Mannschaft.
Ein Grund ist wohl auch, dass dieses Jahr nie über Urlaub diskutiert werden musste…
Ja, es ist organisatorisch einfach viel besser gelaufen. Es hatte auch einen psychologischen Effekt, dass man mehr Sicherheit hatte. Das baut auf, nimmt einen positiv mit. Und wir reden viel miteinander, vor allem nach Spielen, wo wir denken, dass mehr drin gewesen wäre. Dann ist die Stimmung zwar kurz im Keller, aber wir reflektieren mehr als sonst, suchen Lösungen und überlegen, wie man weiterarbeiten kann. Das ist der wichtigste Aspekt: Dass man es als Mannschaft fortsetzt, gemeinsam.
War das in der Vergangenheit nicht so?
Es war grundsätzlich schon so, aber dadurch, dass wir am Anfang immer auf die Schnauze bekommen haben, war es nicht so intensiv wie dieses Jahr. Das kann man schwer beschreiben.
Welche Rolle spielt der Trainer?
Ich finde, der Trainer ist bei uns schon was Besonderes. Er ist ein sehr junger Trainer, kennt viele Spieler aus der Vergangenheit. Ich zum Beispiel bin mit ihm schon jahrelang befreundet und finde, dass er es extrem gut macht, weil er auch eine extrem gute und persönliche Bindung zur Mannschaft hat. Aber obwohl er noch so jung und in gewisser Weise unerfahren ist, hat er eine extrem gute Konsequenz drin – und einen großen Anteil daran, dass im Augenblick alles so gut funktioniert. Die Mannschaft hat natürlich einen genauso großen Anteil: Das Team muss auch funktionieren. Wenn die Mannschaft es nicht annimmt, funktioniert es nicht. Jetzt sind wir in diese Saison gut reingestartet, wenn wir weiter konstant bleiben…
… dann kann es auch gut enden, meinen Sie? Wo soll es denn diese Saison noch hingehen?
Ich will da am Boden bleiben, man weiß nie, was passiert, wie man jetzt bei mir sieht. Aber wenn jeder gesund und verletzungsfrei bleibt, und wenn wir weiter diese Konstanz und diesen Willen ins Spiel bringen, denke ich schon, dass es eine ordentliche Saison wird. Welcher Tabellenplatz es am Ende sein wird, steht in den Sternen. Aber ich denke, die Mannschaft ist da jetzt positiver eingestellt, als vergangene Saison, weil sie weiß, was sein kann. Der Anspruch der Spieler ist sehr hoch.
Und was ist Ihr persönliches Ziel als Fußballer?
Natürlich will ich das Maximale erreichen, was möglich ist. Mein persönliches Ziel wäre es schon, dass man mal oben angreift, dauerhaft oben mitspielt. Und ich finde, dass das, was wir hier gerade haben, sehr viel wert ist, dass wir das auch ausnutzen sollten.
Wie meinen Sie das?
Wir haben eine Mannschaft, die passt, die gut funktioniert, wo sich jeder versteht. Es gibt eigentlich keine Störfaktoren. Es hat sich eine gute Teamchemie aufgebaut, wo man zusammenhält, wo alle an einem Strang ziehen. Wenn das weiter passiert, bin ich guter Dinge, dass wir weiter oben mitspielen. Und dann schauen wir mal, wo es noch hingeht.