2024-05-02T16:12:49.858Z

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Ein Rekordhalter von Viktoria Goch blickt zurück.
Ein Rekordhalter von Viktoria Goch blickt zurück. – Foto: Hannah Gooren

Gerd Korsch: Der Rekordsieger von Viktoria Goch

Gerd Korsch ging einst keinem Zweikampf aus dem Weg. Der 71-Jährige hat die erfolgreichste Zeit des Vereins erlebt.

Fußball-Scouts gab’s schon immer. Und Talente, die die Gunst der Stunde mit einer glänzenden Leistung nutzen, auch. „1971 standen wir mit der A-Jugend von Sturm Wissel im Finale des ehemaligen Verhoeven-Pokals gegen Viktoria Goch. Da muss ich wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Denn ich wurde von den Gochern für die erste Mannschaft verpflichtet“, erinnert sich Gerd Korsch, der schon in jungen Jahren als beinharter Verteidiger galt.

Seine sportliche Laufbahn hatte er als Schüler beim SV Grieth gestartet, ehe er sich dem benachbarten Dorfverein anschloss. Weiter ging’s zur „großen“ Viktoria, die damals noch auf der legendären Sportanlage an der Gaesdoncker Straße kickte. „Das Spielfeld war komplett aus schwarzer Asche, und ich habe immer noch diese schwarze Asche unter der Haut an beiden Beinen“, erzählt Korsch.

Etwas später zog die Viktoria ins neu erbaute Hubert-Houben-Stadion um. Sein erster Trainer war Robert Guyens. „Er war ein erfahrener Coach. Ich kam vom Dorf, er hat mich geführt und angeleitet“, so Korsch. Seine Mitspieler waren Viktoria-Legenden wie Burkhard Schacht, Hansi Schoofs, Helmut van der Wouw sowie der unnachahmliche Freistoß-Spezialist Gerd Koopmann. Der inzwischen 71-jährige Korsch denkt gerne an die brisanten Derbys gegen SC Kleve 63 und den VfB Kleve 03 zurück, die regelmäßig mehr als 2000 Zuschauer anlockten.

Beim Erfolg mit dabei

Im Frühjahr 1973 wurde er zur Bundeswehr eingezogen. „Ich war in Hamburg-Bergedorf stationiert. Nach der Wache von Samstag auf Sonntag fuhr ich zuerst nach Hause, dann zum Spiel und abends wieder zurück nach Hamburg. Und das geschah mehrmals in der Saison“, berichtet er von diesen Zeiten.

Zur Spielzeit 1974/75 übernahm Hans Sondermann das Traineramt bei der Viktoria, die in der Landesliga spielte. „Sondermann hat auf junge Spieler gesetzt, die entweder aus der Gocher Jugend oder aus der näheren Umgebung kamen. Er hatte auch modernere Trainingsmethoden“, so Korsch. Nach dem Abstieg in die Bezirksklasse machte Viktoria Goch 1977 die Rückkehr in die Landesliga perfekt. Der Unternehmer Werner Derksen stieg 1978 als großzügiger Sponsor ein.

Es folgte die sportlich erfolgreichste Zeit des Vereins. Schon 1979 feierte die Mannschaft unter Regie von Trainer Robert Guyens, der an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt war, den Aufstieg in die Verbandsliga. „Das war damals eine schöne Zeit“, so Korsch. Die Spielzeit 1981/82 endete mit dem Aufstieg in die Amateur-Oberliga, seinerzeit die höchste Amateurklasse im Deutschen Fußball. Der Erfolgstrainer war der ehemalige Bundesliga-Trainer Klaus Quinkert, der die ehemaligen Profis Werner Greth, Horst Riege sowie Wolfgang Lüttges von Bayer Uerdingen nach Goch lotste.

Karriere mit Rekordwerten

„Alle Profis waren menschlich in Ordnung, und die Kameradschaft war zu allen Zeiten gut“, so Korsch. In der ersten Oberliga-Saison war Gerd Korsch Stammspieler, bevor ihm das Verletzungspech ereilte. Er machte lediglich noch acht Partien in der Oberliga und spielte danach hauptsächlich in der Bezirksklassen-Mannschaft der Viktoria.

Laut der Datenbank des rührigen Viktoria-Archivars Norbert Behet bestritt Gerd Korsch von 1971 bis 1983 303 Meisterschaftsspiele und holte dabei 139 Siege (die meisten aller Viktorianer). Sein nächster Rekord: Von 1974 bis 1979 absolvierte er 124 Partien in Folge. Korsch markierte als Abwehrspieler insgesamt sieben Tore, darunter war ein Kopfballtreffer bei einer Körpergröße von 1,77 Meter. In der ganzen Zeit sah er nur eine Rote Karte – eine für ihn bis heute sehr fragwürdige Entscheidung. Als seine stärksten Gegenspieler hat er den früh verstorbenen Jörg Criens, der später bei Borussia Mönchengladbach Karriere machen sollte, und Jürgen Schmitz vom SC Kleve in Erinnerung. Highlights waren für ihn die Partien gegen Fortuna Düsseldorf und mit der Stadtauswahl Goch gegen Schalke 04 in Kessel. Gerd Korsch, der 43 Jahre als Monteur für die Stadtwerke Goch tätig war, startete nach seiner aktiven Zeit eine Laufbahn als Trainer. „Obwohl ich keinen Zweikampf aus dem Weg gegangen bin, bin ich von schwerwiegenden Verletzungen verschont geblieben“, betont er. Von seinem letzten Trainer Toni Burghardt erhielt er wertvolle Ratschläge in Sachen Mannschaftsführung. Seine erste Station an der Linie war der SV Grieth, mit dem er den Aufstieg in die Bezirksklasse schaffte. Nach dem sofortigen Abstieg verabschiedete er sich und wechselte für zwei Spielzeiten zu seinem Heimatverein BV Wissel. Mit der SG Hasselt musste er den Abstieg aus der Bezirksklasse in der Saison 1991/92 hinnehmen. Für ein halbes Jahr trainierte er den SV Rees und zwei Spielzeiten die SV Hönnepel-Niedermörmter in der Kreisliga B. Dann heuerte er wieder bei seinem Herzensklub BV Sturm Wissel an. „Wir hatten damals eine überragende Mannschaft und schafften 1999 sogar den Aufstieg in die Bezirksklasse“, so Korsch. Nach dem erfolgreichen Engagement in Wissel ging er zur DJK Appeldorn. Er stieg mit der Mannschaft 2002 in die Bezirksklasse auf, 2004 folgten Abstieg und Beurlaubung.

Seitdem hat er kein neues Traineramt mehr übernommen, er ist jetzt Privatier. „Es war eine schöne Fußball-Zeit, die ich nicht missen möchte“, sagt Korsch. Er geht dreimal in der Woche zum Fitness-Training, liest, wandert und fährt gerne Fahrrad. In der aktuellen Fußballszene trifft man ihn nicht mehr an, er hat aber regelmäßigen Kontakt zu seinem ehemaligen Mitspieler Walter Jaspers, der in Nütterden lebt. Seine Frau Silvia war eine erfolgreiche Leichtathletin. Korsch: „Vielleicht hat sie auch deshalb immer so viel Verständnis für meine sportlichen Aktivitäten gehabt.“

Aufrufe: 014.4.2024, 08:00 Uhr
RP / Peter NienhuysAutor