2025-10-30T14:25:35.653Z

Spielvorbericht
– Foto: Julius Schwalenberg

Geraer Galligkeit gefordert

Nach dem Abstieg aus der NOFV-Oberliga wartet die BSG Wismut Gera weiterhin auf den sportlichen Umschwung in der Thüringenliga. Nach acht Spielen steht für die Mannschaft von Trainer Matthias Gast erst ein einziger Sieg zu Buche.

Besonders die jüngsten Wochen offenbaren die Probleme der Geraer deutlich: Drei Niederlagen und ein Unentschieden aus den letzten vier Partien – bei insgesamt 14 Gegentoren – lassen die Ostthüringer tief im Tabellenkeller feststecken. Nun kommt mit SCHOTT Jena ausgerechnet der offensivstärkste Gegner der Liga an den Steg.

Fehlendes Spielglück und ein laufender Umbruch

Wismut-Trainer Matthias Gast zeigte sich im FuPa-Gespräch ehrlich und selbstkritisch, gleichzeitig aber bemüht, die Situation realistisch einzuordnen. „Klar, die Situation ist momentan nicht leicht,“ sagt Gast. „Wir haben die Missstände diese Woche klar angesprochen.“ Mehrere Faktoren trügen zur aktuellen Formkrise bei: Zum einen fehle der Mannschaft in entscheidenden Momenten das nötige Spielglück – Chancen, die zu Saisonbeginn vielleicht noch im Tor landeten, versanden derzeit beim Gegner. Zum anderen befinde sich das Team nach dem Oberliga-Abstieg in einem personellen Umbruch, was Zeit brauche, um sich zu finden. „Auch wenn ein Teil der Mannschaft geblieben ist, hat sich das Gesicht des Teams deutlich verändert. Das braucht Zeit – und genau in dieser Phase sind wir gerade.“ Die Worte des Trainers klingen nach einer Mischung aus Geduld und Selbstreflexion, wohlwissend, dass die Tabelle aktuell ein anderes Bild zeichnet.

Die Defensive als Sorgenkind

Auffälligstes Problem bleibt die Defensive: 23 Gegentore nach acht Spieltagen – kein Team der Liga hat mehr Treffer kassiert. Gast führt die Anfälligkeit vor allem auf mangelnde Stabilität im Umschaltverhalten zurück. „Unser Verhalten nach Ballverlusten ist einfach noch nicht stabil genug,“ analysiert der 36-Jährige. Es gehe um Reaktion, Intensität und die Bereitschaft, sofort wieder Zugriff zu bekommen. „Wir müssen wieder galliger werden, früher attackieren, die Zweikämpfe mit voller Überzeugung führen,“ fordert der Coach. Auch individuelle Fehler hätten der Mannschaft zuletzt immer wieder wehgetan. „Das wissen wir – und daran arbeiten wir in der Trainingswoche auf dem Platz.“

Am Samstag steht den Geraern nun die denkbar schwerste Aufgabe bevor. Mit SCHOTT Jena reist der Tabellenführer an, der zuletzt mit einem 6:1-Erfolg gegen den FC Eichsfeld eindrucksvoll seine Offensivstärke unter Beweis stellte. Die Mannschaft von Trainer Christian Kummer trifft im Schnitt viermal pro Spiel – ein beeindruckender Wert, der Wismut Respekt abverlangt. „SCHOTT kommt als Spitzenreiter, klarer Favorit – das weiß jeder,“ sagt Gast. Seine eigene Elf hingegen stehe „mit dem Rücken zur Wand“. Dennoch will der Trainer das Duell als Charaktertest verstanden wissen: „Manchmal sind genau das die Spiele, die du brauchst, um den Schalter umzulegen. Nach unserem Saisonstart erwartet keiner etwas von uns – und das kann auch befreiend wirken. Ich habe vollstes Vertrauen in die Jungs, in ihren Charakter und ihre Qualität. Wir werden alles reinhauen, das garantiere ich.“

Kampf, Leidenschaft und Wismut-Mentalität gefragt

Beim Heimspiel am Steg – auf dem engen Kunstrasenplatz – will Gera über Kampf und Einsatz ins Spiel finden. „Das Feld ist enger, die Duelle werden intensiver – da geht’s um jeden Meter,“ erklärt Gast. „Es wird auf die Grundtugenden des Fußballs ankommen: Leidenschaft, Einsatz, Zweikampfstärke, Wille. Das ist Wismut-Fußball, das ist das, was unsere Fans sehen wollen.“ Für den angeschlagenen Traditionsverein geht es gegen SCHOTT Jena weniger um Schönheitspreise als um Stabilität, Moral und Zeichenwirkung. Gelingt es, den Tabellenführer zu ärgern oder gar zu überraschen, könnte das den dringend benötigten Wendepunkt einleiten.

Aufrufe: 030.10.2025, 17:30 Uhr
André HofmannAutor