
Besonders die jüngsten Wochen offenbaren die Probleme der Geraer deutlich: Drei Niederlagen und ein Unentschieden aus den letzten vier Partien – bei insgesamt 14 Gegentoren – lassen die Ostthüringer tief im Tabellenkeller feststecken. Nun kommt mit SCHOTT Jena ausgerechnet der offensivstärkste Gegner der Liga an den Steg.
Wismut-Trainer Matthias Gast zeigte sich im FuPa-Gespräch ehrlich und selbstkritisch, gleichzeitig aber bemüht, die Situation realistisch einzuordnen. „Klar, die Situation ist momentan nicht leicht,“ sagt Gast. „Wir haben die Missstände diese Woche klar angesprochen.“ Mehrere Faktoren trügen zur aktuellen Formkrise bei: Zum einen fehle der Mannschaft in entscheidenden Momenten das nötige Spielglück – Chancen, die zu Saisonbeginn vielleicht noch im Tor landeten, versanden derzeit beim Gegner. Zum anderen befinde sich das Team nach dem Oberliga-Abstieg in einem personellen Umbruch, was Zeit brauche, um sich zu finden. „Auch wenn ein Teil der Mannschaft geblieben ist, hat sich das Gesicht des Teams deutlich verändert. Das braucht Zeit – und genau in dieser Phase sind wir gerade.“ Die Worte des Trainers klingen nach einer Mischung aus Geduld und Selbstreflexion, wohlwissend, dass die Tabelle aktuell ein anderes Bild zeichnet.
Auffälligstes Problem bleibt die Defensive: 23 Gegentore nach acht Spieltagen – kein Team der Liga hat mehr Treffer kassiert. Gast führt die Anfälligkeit vor allem auf mangelnde Stabilität im Umschaltverhalten zurück. „Unser Verhalten nach Ballverlusten ist einfach noch nicht stabil genug,“ analysiert der 36-Jährige. Es gehe um Reaktion, Intensität und die Bereitschaft, sofort wieder Zugriff zu bekommen. „Wir müssen wieder galliger werden, früher attackieren, die Zweikämpfe mit voller Überzeugung führen,“ fordert der Coach. Auch individuelle Fehler hätten der Mannschaft zuletzt immer wieder wehgetan. „Das wissen wir – und daran arbeiten wir in der Trainingswoche auf dem Platz.“
Beim Heimspiel am Steg – auf dem engen Kunstrasenplatz – will Gera über Kampf und Einsatz ins Spiel finden. „Das Feld ist enger, die Duelle werden intensiver – da geht’s um jeden Meter,“ erklärt Gast. „Es wird auf die Grundtugenden des Fußballs ankommen: Leidenschaft, Einsatz, Zweikampfstärke, Wille. Das ist Wismut-Fußball, das ist das, was unsere Fans sehen wollen.“ Für den angeschlagenen Traditionsverein geht es gegen SCHOTT Jena weniger um Schönheitspreise als um Stabilität, Moral und Zeichenwirkung. Gelingt es, den Tabellenführer zu ärgern oder gar zu überraschen, könnte das den dringend benötigten Wendepunkt einleiten.
