2024-05-02T16:12:49.858Z

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Energiebündel aus Togo: Der frisch gebackene Nationalspieler Mansour Ouro-Tagba.
Energiebündel aus Togo: Der frisch gebackene Nationalspieler Mansour Ouro-Tagba. – Foto: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Heike Feiner

Geht auch Ouro-Tagba? Darmstadt 98 und Rapid Wien wollen 1860-Sturmtalent

Klausel vermasselt

Mansour Ouro-Tagba steht beim TSV 1860 München vor dem Abschied. Dabei hätten die Löwen das Eigengewächs dank einer Klausel für ein weiteres Jahr halten können.

München – Zwölf Minuten gegen Saarbrücken, 13 in Regensburg, 27 gegen Viktoria Köln. Um die Rolle von Mansour Ouro-Tagba (19) beim TSV 1860 München zu beschreiben, drängt sich der Begriff Teilzeitkraft auf. „Edeljoker“, hätte man früher gesagt. In jedem Fall ist der junge Stürmer ein wichtiger Bestandteil des Profiteams geworden, seit der Trainer Argirios Giannikis heißt. Ganz anders sah das bei Giannikis‘ Vorgänger aus. Ouro-Tagbas Bilanz in den ersten 17 Spielen unter Maurizio Jacobacci: Nur einmal schaffte er es in den Spieltagskader, gleich zum Auftakt gegen Mannheim. Für einen Einsatz reichte es trotzdem nicht.

Missachtung eines Nachwuchsspielers, die sich jetzt rächt, denn: Nach Fynn Lakenmacher (23, zu Darmstadt 98) werden die Löwen Stand jetzt den nächsten hoffnungsvollen Stürmer verlieren, ohne auch nur einen Cent Ablöse zu kassieren. Dabei wäre es so leicht gewesen, den frisch gebackenen Nationalspieler Togos zumindest für ein weiteres Jahr an den Verein zu binden. Gerade mal 16 Kurzeinsätze mit einer bestimmten Spielzeit wären dazu nach Informationen des Münchner Merkurs nötig gewesen. So viel zum Inhalt einer Vertragsklausel, die eigentlich den Verein begünstigt hatte.

TSV 1860 München: Ouro-Tagba-Verbleib wäre dank Klausel möglich gewesen

Erst seit Giannikis Trainer und Christian Werner Sportchef ist, erfährt Ouro-Tagba die Aufmerksamkeit, die ein aufstrebender Spieler wie er verdient. Jedoch: Auch die 466 Einsatzminuten, die sich unter Giannikis bei 15 (Kurz-)Auftritten summiert haben, werden am Ende zu wenig sein. Nur in sieben seiner Spiele kam Ouro-Tagba auf die erforderliche Minutenzahl. Die Fehler wurden eher in der Hinrunde gemacht als in der Rückrunde, die im Zeichen des Abstiegskampfes steht. Trainer setzen da tendenziell auf Routine. Trotzdem löst der Umgang mit einem hoffnungsvollen Eigengewächs (seit 2013 im Verein) Kopfschütteln aus. Auf geradezu fahrlässige Weise haben die Löwen die einmalige Chance aus der Hand gegeben, ein besonderes Talent zumindest für eine weitere Saison zu halten.

In der Führungsetage ist man einigermaßen fassungslos, wie die Sache mit Ouro-Tagba gelaufen ist. Es gibt nicht wenige Vereine, die sich bereits die Hände reiben ob des Schnäppchens von der Grünwalder Straße. Erst- und Zweitligisten aus dem In- und Ausland sollen in der Schlange stehen. Dem Vernehmen nach gehört neben Darmstadt 98, Lakenmachers künftiger Club, auch Rapid Wien dazu. Da können sich Giannikis und Werner noch so viel Mühe geben, Ouro-Tagba Perspektiven aufzuzeigen. Gegen Mitbieter mit solchen finanziellen Möglichkeiten hat ein Drittligist, der zum Sparen gezwungen ist, nicht den Hauch einer Chance.

Ist Ouro-Tagba bei seinem nächsten Länderspiel bereits ein Ex-Löwe?

War seine Entwicklung wirklich nicht absehbar? „Er ist Stürmer, er kann nicht köpfen. Das ist eine Grundvoraussetzung für einen Stürmer“, urteilte Jacobacci im Sommer 2023 streng. Als Ouro-Tagba später trotzdem Tore erzielte, sein erstes passenderweise per Kopf (zum 1:1 in Lübeck), sein zweites im Derby gegen Ingolstadt (3:1), sagte Giannikis: „Wir haben den Mut, ihn in solchen Situationen zu bringen.. Er ist ein Typ Straßenkicker, den musst du einfach machen lassen. Er hat einen guten Körper, den er gut einsetzt. Er hat auch die technischen Möglichkeiten, das Ganze zu lösen.“ Spielmacher Julian Guttau sagte damals: „Mit dem Jungen werden wir noch viel Spaß haben.“

Maximal viermal noch bis zum Ende der Saison. Und danach? Anfang Juni steht für Togo der nächste Länderspiel-Doppelpack an: WM-Quali gegen Süd-Sudan und die Demokratische Republik Kongo. Nach Lage der Dinge wird Ouro-Tagba bei seinem zweiten Länderspiel ein Ex-Löwe sein. (Uli Kellner)

Aufrufe: 024.4.2024, 08:10 Uhr
Johannes OhrAutor