2024-04-19T07:32:36.736Z

Allgemeines
– Foto: IMAGO/Eibner

Fußballer*in des Jahres 2022: Triumph mit über 61 Prozent der Stimmen

Schaffert: „Absolute Teamplayerin, deren Humor legendär ist“ +++ Zwingmann: „Ein Vorbild vor allem für junge Mädchen“

Der kicker kürte sie zur „Persönlichkeit des Jahres 2022“, die ARD-Zuschauer zur Schützin des Tor des Monats im Juli 2022 und auch bei Niedersachsens Sportjournalistinnen und Sportjournalisten steht Alexandra Popp hoch im Kurs: Mit 61,6 Prozent der Stimmen wählten die Medienvertreter*innen die Wolfsburgerin zu Niedersachsens Fußballer*in des Jahres 2022.

Popp ist nach Petra Damm (1992), Stefanie Gottschlich (2004), Martina Müller (2008) und Pernille Harder (2020) die fünfte Frau, die diese 1991 erstmals ausgerichtete Wahl gewann. Sie folgt auf ihren Vereinskameraden Maximilian Arnold, der 2021 die Nase vorn hatte.

Bei der 2022er Wahl verwies Alexandra Popp ihre Vereins- und Nationalmannschaftskameradin Lena Oberdorf (19,2 Prozent der Stimmen) sowie die Torhüter Ron-Robert Zieler (Hannover 96, 16,4 %) und Koen Casteels (VfL Wolfsburg, 2,7 %) auf die Plätze.

„Ich freue mich sehr für Poppi“, sagte NFV-Präsident Ralph-Uwe Schaffert, der als Mitglied der deutschen Delegationsleitung bei der EM-Endrunde 2022 in England sowie bei der USA-Reise im November die Spielführerin der Nationalmannschaft näher kennenlernte. „Sie ist auf dem Platz eine Urgewalt, die sich nicht scheut dahin zu gehen, wo es wehtut. Zudem ist sie eine absolute Teamplayerin, für die immer die Mannschaft im Mittelpunkt steht“, beschreibt Schaffert die gebürtige Westfälin, die im Jahr 2022 zu Gesicht und Stimme der deutschen Fußballerinnen wurde.

Eine geborene Anführerin, der aber, so Schaffert, das nach Außen bestehende Bild von der „harten, starken“ Alex Popp nicht gerecht wird, da sie „einen absolut weichen Kern hat. Unvergessen sind die Tränen auf dem Spielfeld nach ihrem Treffer gegen Dänemark, aber ebenso ihre Trauer vor dem Finale, als klar war, dass sie nicht auflaufen kann.“

Hans-Joachim Zwingmann, Vorsitzender des Vereins Niedersächsische Sportpresse, mit dem der Niedersächsische Fußballverband die Wahl seit 2007 veranstaltet, sagte: „Zu Recht hat Alexandra Popp die Wahl gewonnen. Sie ist einfach die Persönlichkeit des Jahres im Frauenfußball. Sie ist ein Vorbild vor allem für junge Mädchen, die sich dem Fußball verschrieben haben. Bei der Europameisterschaft hat sie eindrucksvoll bewiesen, wie wertvoll sie für die Nationalmannschaft ist. Aber auch ihre Leistungen beim VfL Wolfsburg waren herausragend und auch deshalb ist Alexandra Popp zu Niedersachsens Fußballerin des Jahres von den Sportjournalisten*innen gewählt worden. Herzlichen Glückwunsch."

Alexandra Popp kommt aus Witten, einer im südöstlichen Ruhrgebiet gelegenen Stadt zwischen Dortmund und Bochum. 2008 wechselte sie mit 17 Jahren zum FCR Duisburg 2001, mit dem sie 2009 und 2010 DFB-Pokalsiegerin wurde und zudem den UEFA-Women’s-Cup gewann. 2012 schloss sich die Stürmerin dem VfL Wolfsburg an, mit dem sie in der Folgezeit sieben Deutsche Meisterschaften, neun DFB-Pokalsiege und zwei Erfolge in der Champions League feierte.

Im Nationaldress wurde Popp 2008 U 17-Europameisterin und 2010 U 20- Weltmeisterin, ehe sie am 17. Februar 2010 beim 3:0 gegen Nordkorea ihr erstes von inzwischen 124 A-Länderspielen bestritt. Der größte Erfolg: Olympisches Gold 2016 in Brasilien.

Zu ihrer Vita zählen leider auch immer wieder längerfristige Verletzungen, unglücklicherweise immer zeitgleich zur EM. 2013 fiel sie aufgrund einer Sprunggelenksverletzung aus, bei der EM 2017 in Holland verhinderte der Außenmeniskus ihr Mitwirken. Und auch vor dem Turnier in England, das zum Turnier ihres Lebens werden sollte, hing ihre Teilnahme lange am seidenen Faden. Im April 2021 zog sich Popp mit einem Knorpelabriss im Knie die bisher schwerste Verletzung ihrer Karriere zu. Ihr Glück im Unglück: Coronabedingt wurde die EM aufs folgende Jahr verlegt.

Aber auch so sollte es mit der ersten EM-Teilnahme in ihrer Karriere eng werden. Zehn Monate dauert die Reha, die nicht frei von Rückschlägen ist und sogar eine weitere Operation erfordert. Mehrfach muss das Comeback verschoben werden, erst zwei Wochen vor Turnierbeginn geben die Ärzte grünes Licht. Bei ihrem schweren Weg zurück hilft ihr neben einem unbändigen Willen eine weitere Charaktereigenschaft. „Sie hat nie ihren Optimismus verloren“, weiß Ralph-Uwe Schaffert.

Jetzt kann Alexandra Popp selbst eine Corona-Infektion Mitte Juni nicht mehr stoppen. Gegen Dänemark wird sie im ersten Gruppenspiel nach 61 Minuten für Lea Schüller eingewechselt – 15 Minuten später wuchtet sie eine Flanke mit dem Kopf zum 4:0- Endstand ein und krönt damit ihre EM-Premiere.

In den darauffolgenden Begegnungen erzielt die Tierliebhaberin (Schaffert: „Emotional kann sie auch werden, wenn sie von ihrem Hund erzählt“) in jedem Spiel mindestens ein Tor – das hatte vor Alexandra Popp noch keine Fußballerin geschafft. Doch erneut muss sie eine ganz, ganz bittere Verletzungspille schlucken: Als sie am Ende des Abschlusstrainings vor dem Finale gegen Gastgeber England noch einmal einen Elfmeter schießen will, zieht sie sich dabei eine Muskelverletzung im Oberschenkel zu – das Endspiel muss ohne sie stattfinden.

Vom Turnier im England bleiben aber nicht nur ihre Tore unvergessen. Als sich das

Magazin „FUMS“ vor dem Endspiel einen Scherz erlaubt und Alexandra Popp in einer Foto-Montage zu „Alexander Bopp“ als vermeintlichen WM-Kandidaten für Männer- Bundestrainer Hansi Flick macht, erscheint Popp zur darauffolgenden Pressekonferenz tatsächlich als „Alexander Bopp“ - mit Bart und verkehrtherum getragenem Basecap. Schaffert: „Ihr Humor ist legendär. Man denke nur an diese PK.“

Ein Termin für die Ehrung, die traditionell in Barsinghausen vorgenommen wird, steht noch nicht fest.

Niedersachsens Fußballer*in des Jahres

1991: Uwe Groothuis (Kickers Emden). Pate: Uwe Seeler †
1992: Petra Damm (VfR Eintracht Wolfsburg). Pate: Jupp Derwall † 1993: Andre Breitenreiter (Hannover 96). Pate: Hans Tilkowski † 1994: Josef Menke (SV Meppen). Pate: Bernard Dietz
1995: Stefan Meißner (VfL Wolfsburg). Pate: Horst Hrubesch
1996: Stefan Prause (Kickers Emden). Pate: Bernd Franke
1997: Jörg Sievers (Hannover 96). Pate: Dieter Burdenski
1998: Roy Präger (VfL Wolfsburg). Pate: Manfred Burgsmüller † 1999: Gerald Asamoah (Hannover 96). Pate: Johannes Löhr †
2000: Uwe Brunn (VfL Osnabrück). Pate: Uli Stein
2001: Christian Claaßen (VfL Osnabrück). Pate: Marco Bode
2002: Jan Simak (Hannover 96). Pate: Hans Siemensmeyer
2003: Fredi Bobic (Hannover 96). Pate: Michael Skibbe
2004: Stefanie Gottschlich (VfL Wolfsburg). Patin: Tina Theune-Meyer 2005: Per Mertesacker (Hannover 96). Pate: Max Lorenz
2006: Thorsten Stuckmann (E. Braunschweig). Pate: Horst Wolter 2007: Robert Enke † (Hannover 96). Pate: Horst Podlasly †
2008: Martina Müller (VfL Wolfsburg). Patin: Steffi Jones
2009: Marcel Schäfer (VfL Wolfsburg). Pate: Marcel Reif
2010: Edin Dzeko (VfL Wolfsburg). Pate: Werner Hansch
2011: Didier Ya Konan (Hannover 96). Pate: Sebastian Hellmann 2012: Jan Schlaudraff (Hannover 96). Pate: Kai Dittmann
2013: Mame Diouf (Hannover 96). Pate: Mousse T.
2014: Ron-Robert Zieler (Hannover 96). Pate: Michael Richter
2015: Kevin De Bruyne (VfL Wolfsburg). Pate: Dieter Hecking 2016: Marvin Schwäbe (VfL Osnabrück). Pate: Harald Pistorius 2017: Martin Harnik (Hannover 96). Pate: Peter Linden
2018: Waldemar Anton (Hannover 96). Pate: Martin Andermatt 2019: Nils Körber (VfL Osnabrück). Pate: Uwe Brunn
2020: Pernille Harder (VfL Wolfsburg). Pate: N.N.
2021: Maximilian Arnold (VfL Wolfsburg), Patin: Inka Blumensaat 2022: Alexandra Popp (VfL Wolfsburg), Pate/Patin: noch offen

Aufrufe: 02.2.2023, 07:37 Uhr
NFV/redAutor