2024-04-25T14:35:39.956Z

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Sensation im Kreispokal: Gegen den SV Wiesbaden konnte der SV Frauenstein in der zweiten Halbzeit gleich fünfmal jubeln und zog mit einem furiosen 5:3 ins Halbfinale ein.
Sensation im Kreispokal: Gegen den SV Wiesbaden konnte der SV Frauenstein in der zweiten Halbzeit gleich fünfmal jubeln und zog mit einem furiosen 5:3 ins Halbfinale ein. – Foto: Pia Pfeifer

Furiose Aufholjagd: Frauenstein schmeißt SV Wiesbaden aus dem Pokal

Kreisoberligist dreht einen 0:3-Rückstand gegen den Gruppenliga-Tabellenführer in emotionalen Heimsieg und zieht ins Halbfinale ein +++ Fünf Treffer in 20 Minuten

Frauenstein. „Das war wohl eines meiner intensivsten Spiele“, resümiert Tim Könenberg, Abwehrspieler des SV Frauenstein, kopfschüttelnd und immer noch fassungslos, einige Zeit nach dem Abpfiff. Kurz zuvor hatten die Frauensteiner einen 0:3-Rückstand vor mehr als 200 Zuschauern in einen 5:3-Heimsieg gedreht. Und das nicht gegen irgendeinen Gegner, sondern gegen den aktuellen Gruppenliga-Tabellenführer und haushohen Favoriten SV Wiesbaden. Der SVF steht damit im Halbfinale des Wiesbadener Kreispokals.

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Der überraschende Sieg war nicht nur eine kleine Sensation für den Kreisoberligisten. Begeisterte Frauensteiner Zuschauer warteten nicht erst bis zum Abpfiff mit ihrem Vergleich zum Underdog 1. FC Saarbrücken und dessen Erfolgsserie im DFB-Pokal. Ihnen gegenüber standen sichtbar ratlose Wiesbadener, die soeben nicht nur das Weiterkommen im Pokal sondern auch die Möglichkeit eines Finalspiels vor heimischen Rängen aus der Hand gegeben hatten. Das Endspiel findet in diesem Jahr im Helmut-Schön-Sportpark statt.

Den Spitzenreiter der Gruppenliga aus dem Pokal werfen - damit hatten die Frauensteiner nach der bisherigen Erfolgssträhne sicher geliebäugelt. Doch in den ersten 45 Minuten wurden die Gäste ihrer Favoritenrolle zunächst gerecht und ging mit 3:0 in Front. Machte Leon Löber in der 10. Spielminute mit dem ersten Treffer der torreichen Partie den Anfang, folgte das 0:2 in der 30. Minute durch Mohammed Sanandajizadeh. David Perez de Los Santos war es schließlich, der es sich in der 45. Minute nicht nehmen ließ, auf 0:3 zu erhöhen. „Die erste Hälfte hatten wir kaum Zugriff auf die Partie. Der SVW war einfach blitzschnell und wir konnten in den gefährlichen Kontersituationen nicht mithalten“, reflektiert Michael Klinkhammer, Trainer der Gastgeber. Dass es zur Halbzeit nicht schon mehr Gegentreffer hagelte, hatten die Frauensteiner zum großen Teil ihrem Keeper Lukas Post zu verdanken. Mit überragenden Paraden hielt er sein Team im Spiel.

"Habe den Jungs gesagt, sie sollen sich nicht unterkriegen lassen"

Frauensteins Trainer Michael Klinkhammer wählte in der Halbzeit scheinbar die richtigen Worte. "Ich habe den Jungs gesagt, sie sollen sich nicht unterkriegen lassen und das Spiel wieder selbst in die Hand nehmen", sagte Klinkhammer, der den abschlusssicheren Daniel Rudi für den zweiten Durchgang etwas offensiver stellte. Ein taktischer Schachzug, der sich auszahlte. Nach dem Seitenwechsel bot sich ein völlig anderes Spiel.

Den plötzlichen Doppelpack durch Daniel Rudi (52.) und Kevin Blum (54.) hatten auch die Gäste aus Wiesbaden nicht kommen sehen. So kam es, dass der, bis dato noch so schnelle und zweikampfstarke Favorit ins Straucheln geriet. Doch die Erkenntnis, die Defensive nicht aus den Augen zu verlieren, kam zu spät.

Aus dem Spiel in 20 Minuten

Ehe der SVW sich an das plötzliche Umschaltspiel der Gastgeber anpassen konnte, netzte David Rossel in der 62. Minute auch schon zum Ausgleich. Doch selbst das Remis war nur von kurzer Dauer. Kevin Blum wusste keine drei Minuten später die Chance zu nutzen und brachte mit seinem zweiten Treffer der Partie die Frauensteiner mit 4:3 in Führung. Es schien, als hätten die ersten zwei Tore der Frauensteiner ein Feuer entfacht. Die Partie war gedreht und der SV Wiesbaden endgültig aus dem Konzept gebracht. Wiederum nur fünf Minuten später konnte sich schon kaum noch ein Frauensteiner auf den Bänken halten, als Paul Luis Faber gar das 5:3 erzielte. Innerhalb von 20 Minuten hatte Frauenstein fünf Tore geschossen - gegen ein Team, das in der gesamten Liga-Saison gerade mal 20 Gegentreffer bekommen hat.

"Saki" Nakos verschießt Foulelfmeter

Etwas verloren und weit nicht mehr so leichtfüßig wirkte plötzlich das Spiel des Gruppenligisten. Dazu passte, dass SVW-Toptorjäger Athanasios "Saki" Nakos mit einem Foulelfmeter rund eine Viertelstunde vor dem Ende an einer starken Parade von SVF-Keeper Post scheiterte. Damit wahrte Post den Zwei-Tore Vorsprung, der bis zum Abpfiff halten sollte. Unter der rot leuchtenden Fünf der Anzeigetafel strömte der Jubel in Rot-Weiß auf den Platz, als in der 95. Minute der erlösende Schlusspfiff ertönte, um das Team der Frauensteiner und den unerwarteten Einzug ins Halbfinale zu feiern.

Sari: "Waren wie in Schockstarre"

Frust herrschte dagegen beim SV Wiesbaden. Der seit August ungeschlagene Gruppenliga-Tabellenführer verpasste die große Chance, in diesem Jahr das Pokalfinale am heimischen Helmut-Schön-Sportpark bestreiten zu können. "Wir können das nicht nachvollziehen. Die erste Halbzeit verlief noch so, wie wir es erwartet hatten, da hatten wir das Geschehen voll im Griff. Nach dem 2:3 ist plötzlich die Stimmung und das komplette Spiel gekippt. Wir waren wie in einer Schockstarre, gefühlt ist uns nichts mehr gelungen. So etwas habe ich in dieser Form noch nicht erlebt. Man steht da draußen und denkt sich: Was passiert hier gerade?", sagte Yildirim Sari, sportlicher Leiter des SVW. Der gleichzeitig dem Gegner gratulierte. "Frauenstein hat sehr engagiert gespielt, bis zum Schluss gekämpft und ist verdient ins Halbfinale eingezogen. Wir wollen nun im Pokalfinale wenigstens ein guter Gastgeber für zwei andere Teams sein."

Im Halbfinale treffen die Frauensteiner nun auf den Sieger des letzten Viertelfinal-Spiels zwischen dem FV Delkenheim und dem FC Bierstadt.

Aufrufe: 015.3.2024, 09:24 Uhr
Pia Pfeifer/Philipp DurilloAutor