2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
– Foto: Julia Ritter

Rundum-sorglos in die Fußballrente

Martin Fritsche kann wohl als lebende Vereinslegende beim FSV Sömmerda bezeichnet werden. Seit der Saison 2006/07 trägt der sympathische Mittelfeldspieler das FSV-Trikot. In diesem Sommer ist nun Schluss.

Der 38-jährige Familienvater hängt die Fußballschuhe an den berühmten Nagel. Ab sofort freut er sich auf Quality-Time mit der Familie, allerdings schwingt jetzt schon Wehmut mit.

Typen wir „Fritscher“ werden auch in der Welt des Amateurfußballs immer seltener. Typen, die Vereinstreue höher hängen als Handgeld & Torprämie und einfach Spaß und Freude am Kicken haben. „Was mich immer gehalten hat, war die Nähe zu den Menschen und meinem Umfeld. Ich hatte in Sömmerda ein Rund-um-Sorglos-Paket in den letzten Jahren. Ich musste nicht auf irgendeinem Dorfacker zocken, nicht weit fahren und wir Spieler hatten Spaß und es gibt kein Struggle“, fasst Martin zusammen. Die Zeit für große Emotionen lässt er aktuell noch nicht zu.

Zwei Partien stehen für ihn bis dahin noch an. Am kommenden Wochenende das letzte Punktspiel gegen Artern, ehe zur 30-jährigen Vereinsfeier sein Abschiedsspiel gegen Regionalligist 1. FC Lok Leipzig folgt. „Da kommen vielleicht nochmal drei oder 3000 Leute. Beim Gedanken an den Abschied werde ich schon ein stückweit emotional. Doch so richtig begreifen wird man es wohl erst später, wenn man nicht mehr Wochenende für Wochenende auf dem Feld steht“, sagt der langjährige Sömmerdaer Capitano mit Blick auf die letzten zwei Partien seiner aktiven Karriere. >> zum FuPa-Profil von Martin Fritsche

Mann - Ein Wort

Martin Fritsche ist ein Spieler, der klare Entscheidungen trifft und diese dann auch durchzieht. So steht für ihn auch fest, dass er nicht noch irgendwo in der Kreisliga bei der zweiten Mannschaft oder gar den Alten Herren rumkickt. „Es ist ein Schlussstrich. Ich bin ehrgeizig und meine Qualität ist sicher noch hoch. Ich wollte den Zeitpunkt bestimmen, wenn ich aufhöre. Es hätte mich geärgert, wenn ich aufgrund einer Verletzung oder mangelnden Qualität hätte meine Laufbahn beenden müssen“, macht er deutlich. Dass er weiterhin zu den fittesten und besten Spieler im Kader des FSV Sömmerda gehört, unterstreicht er bei jedem Training.

Doch nun ist im Leben von Martin Fritsche die Zeit für die Familie gekommen. Er will bewusst Abstand vom Fußball - erstmal keine Spiele besuchen oder gar eine Trainerlaufbahn einschlagen. „Das kann dann vielleicht in ein paar Jahren kommen. Meine Kinder kommen bald in die Schule und ich möchte von ihrer Entwicklung was mitbekommen. Da ist jeder Wochenendtag viel wert. Wenn sie dann Teenager sind, wollen sie bestimmt nichts mehr von mir wissen“, sagt er amüsiert.

Nur ein Abstieg in über 15 Jahren

Mehr als 350 Spiele absolvierte der Mittelfeldmotor für den FSV Sömmerda. Dabei nahm er jedes Spiel gleich ernst. „Für mich war es egal ob wir in Großwechsungen spielten oder ein Derby gegen Walschleben oder Kölleda. Ein Pokalspiel gegen Nordhausen war besonders. Da hatten wir mal über 1000 Zuschauer bei uns. Aber sonst haben wir nie eine überragende Saison gespielt, aber immer einen soliden Fußball“, blickt er in den Rückspiegel. Die letzte Einschätzung spiegelt sich auch in der Ligazugehörigkeit des FSV Sömmerda in der „Fritsche“-Zeit wieder. Nur einmal musste Martin in den sauren Abstiegs-Apfel beißen, stieg aber im Jahr später direkt wieder mit der Mannschaft auf. Verbandsliga war ihm allerdings nie vergönnt. „Das bereue ich aber nicht. Ich hatte natürlich auch hin und wieder Anfragen von anderen Vereinen, habe während meines Studiums in Jena bei der zweiten Mannschaft von Carl Zeiss trainiert. Aber mir ging es nie um meine eigene Vita. Ich wollte immer eine vernünftige Qualität und mich wohlfühlen. Das hatte ich in Sömmerda“, sagt der vereinstreue Kicker.

Sömmerdas Nummer Sieben wird lange in Erinnerung bleiben.
Sömmerdas Nummer Sieben wird lange in Erinnerung bleiben. – Foto: © Ralph Frank

Rosige Sömmerdaer Zukunft - auch ohne „Fritscher“

Nun warten noch zwei Spiele auf Martin Fritsche im Trikot des FSV Sömmerda ehe Schluss ist. Den Blick voraus auf seinen FSV Sömmerda richtet er aber dennoch und sieht den Verein auf einen guten Weg. „Das Trainerteam hat eine Professionalisierung in den Trainingsbetrieb bekommen. Wir haben Schlüsselpositionen im Sturm oder Innenverteidigung mittlerweile gut besetzt. Ich wünsche dem Verein, dass es mal eine Liga höher geht. Und ich hoffe, dass dies aus den vereinseigenen Tugenden übe den Nachwuchs, das Umfeld und authentische Spieler und nicht mit dem großen Geld gelingt. Denn dies macht auf Dauer keinen Sinn“, blickt Martin voraus. Und wenn dann der FSV Sömmerda eines Tages in der Thüringenliga spielt, wird man sicher auch ihn an der Seitenlinie sehen. Dabei wird er sicher eine Bereicherung für die Leserschaft auf FuPa sein. Denn beim Gedanken an seinen bisher letzten und auch einzigen Liveticker auf FuPa Thüringen haben die Leser von damals immer noch ein breites Grinsen im Gesicht. Mit jenem Lächeln kann nun Martin Fritsche seine Fußball-Schuhe an den berühmten Nagel hängen und mit einem Rundum-sorglos-Familienpaket in die Zukunft blicken…

Aufrufe: 016.6.2022, 15:00 Uhr
André HofmannAutor