2024-04-24T13:20:38.835Z

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Interview der Woche mit Schahin Samadi, Co-Trainer der U19 des FSV Frankfurt und ab Sommer Trainer des TuS Nordenstadt.
Interview der Woche mit Schahin Samadi, Co-Trainer der U19 des FSV Frankfurt und ab Sommer Trainer des TuS Nordenstadt. – Foto: FSV Frankfurt

"Alles andere sind Ausreden"

Nachspielzeit mit Schahin Samadi +++ Der zukünftige Trainer des TuS Nordenstadt über seine Ambitionen und den Umgang mit Schiedsrichtern

Nordenstadt. Von klein auf spielte Schahin Samadi Fußball, war in der Jugend unter anderem für den SV Frauenstein, die Spvgg. Sonnenberg und den TuS Nordenstadt im Einsatz. Noch während seiner Juniorenzeit begann er jedoch schon nebenbei als Schiedsrichter tätig zu sein, zunächst, um damit sein Taschengeld aufzubessern. Doch sehr schnell stellte der heute 28-Jährige fest, dass ihm das Pfeifen lag und er fand immer mehr Freude daran. Teilweise leitete er Spiele vor 300-400 Zuschauern ganz alleine, wobei er offensichtlich einen guten Job machte, denn er stieg bis in die Gruppenliga auf. Parallel kickte er auch selbst noch im Aktivenbereich, durch die Schiedsrichterei absolvierte er aber nicht wirklich viele Spiele, da er in rund 100 Partien im Jahr in der Funktion des Referees auf dem Platz stand. Mit 23 suchte er sich dann die nächste Herausforderung rund um den Fußball, legte seine Schiedsrichterkarriere auf Eis, um als Trainer im Juniorenbereich durchzustarten. Nach Stationen bei Nordenstadt, der Freien Turnerschaft und dem SV Gonsenheim landete er schließlich im Nachwuchsleistungszentrum des FSV Frankfurt. Jetzt möchte der Inhaber der B-Lizenz den Sprung in den Aktivenbereich wagen und glaubt mit dem TuS Nordenstadt den richtigen Verein dafür gefunden zu haben. Im Interview erklärt Samadi, warum der TuS der richtige Verein für seine erste Trainerstation im Aktivenbereich ist, welche Ambitionen er mit dem Team verfolgt und welche Regeln für ihn im Umgang mit den Schiedsrichtern gelten sollten.

FuPa: Wie kam es dazu, dass du beim TuS Nordenstadt angeheuert hast?

Schahin Samadi: „Es ist so, dass ich mich zum Sommer beruflich umorientiere und es daher bei mir nicht mehr klappen wird viermal in der Woche die U19 des FSV Frankfurt zu trainieren. Darüber hinaus kam der Kontakt mit den Verantwortlichen des TuS zustande und alles was wir besprochen haben, hat sich sehr schlüssig angehört. Vor allem, dass es Ziel ist die jungen Spieler aus dem eigenen Nachwuchs miteinzubinden, gefällt mir sehr.“

FuPa: Warum hast du den TuS als deine erste Station im Herrenbereich auserkoren? Was reizt dich an der Aufgabe?

Schahin Samadi: „Ich war selbst als Spieler in der Jugend beim Tus, habe für den Verein gepfiffen und durfte hier unter Jens Ditthardt in der A-Jugend Verbandsliga meine ersten Erfahrungen als Trainer sammeln. Ich kenne dementsprechend das Umfeld hier und verbinde viele positive Eigenschaften mit dem Verein, von daher war es für mich einfach eine rundum gute Sache. Zudem ist der Verein seit Jahren absolut gesund, was heißen soll, dass es klare Strukturen gibt, die Standards, was den Platz und die Kabinen angeht stimmen und der Verein ist ambitioniert. Soll heißen der TuS weiß, wie man in die Gruppenliga aufsteigt, das haben die letzten Jahre gezeigt und will nicht nur um die goldene Ananas mitspielen. Trotzdem gibt es hier, nicht wie in anderen Vereinen, den Druck direkt Erfolge erzielen zu müssen. Bei uns gibt es keine Sponsoren im Hintergrund, die sauer werden, wenn beispielsweise der Aufstieg ausbleibt.“

FuPa: Welche kurz- und langfristigen Pläne verfolgst du mit der Mannschaft?

Schahin Samadi: „Es geht darum das Maximum aus dem Team herauszuholen, um an noch bessere Zeiten in der Vergangenheit anknöpfen zu können. Das Ganze soll jedoch keine Hau-Ruck-Aktion werden, sondern Schritt für Schritt, auf eine gesunde Art und Weise wollen wir uns weiterentwickeln. Ein persönliches Anliegen ist es mir zudem, die Jungs aus der U19 in den Aktivenbereich zu integrieren, bestenfalls natürlich in der ersten Mannschaft. Was den Fußball angeht, so wollen wir möglichst attraktiv und diszipliniert spielen, sodass die Leute am Wochenende gerne zu unseren Spielen kommen.“

FuPa: Wie umfangreich hast du dich mit dem Team bereits befasst? Welche Stärken und Verbesserungspotenziale hast du wahrgenommen?

Schahin Samadi: „Ich habe mir bereits ein Spiel angeguckt, mehr war auf aufgrund meiner Tätigkeit beim FSV Frankfurt bisher leider nicht drin. Was ich aber so mitbekommen habe ist, dass das Grundgerüst hier super ist. Es gibt einige alteingesessene Nordenstadter, die seit Jahren für den Verein spielen. Dementsprechend engagieren sie sich auf und neben dem Platz, was für mich als Trainer natürlich klasse ist, weil mir einige Aufgaben abgenommen werden. Außerdem sind solche Spieler eher dazu bereit 110 Prozent auf dem Platz zu geben als welche, die allein wegen des Geldes oder anderer Geschichten auflaufen. Was Verbesserungspotenziale angeht würde ich in der jetzigen Phase der Saison nicht zu viel hineininterpretieren wollen. Was ich jedoch sagen kann, ist, dass ich keine alarmierenden Schwachstellen gesehen habe, sondern eher Details, an denen ich mit den Jungs arbeiten will.“

FuPa: 2019 hast du in einem Bericht gesagt, dass es dein persönliches Ziel ist in einem Nachwuchsleistungszentrum zu arbeiten. Verfolgst du diese Ambitionen immer noch oder willst du jetzt auch langfristig im Herrenbereich durchstarten?

Schahin Samadi: „Ich war ja jetzt tatsächlich im NLZ, was mich auf jeden Fall auch stolz macht, weil ich mir denke: „Schau mal, 2019 haben wir darüber gesprochen und 2021 war ich dann wirklich dort mit der U17 und der U19 in der Jugendbundesliga, der höchsten Liga in dieser Altersklasse.“ Besser hätte ich es mir nicht ausmalen können, wobei ich natürlich auch etwas dafür getan habe, das darf man nicht vergessen. Ich bin auch sehr froh, dass ich die Erfahrung im NLZ sammeln durfte, ich habe eine Menge gelernt und nur weil ich jetzt den Sprung zu den Aktiven mache, heißt das ja nicht, dass ich nie wieder zurück in ein NLZ machen kann. Mein Bauchgefühl, die äußeren Umstände und das Interesse vom richtigen Verein haben mich jetzt dazu gebracht, den Schritt in den Aktivenbereich zu machen. Was meine Ambitionen angeht werde ich mich noch in diesem Jahr für den A-Lizenz Lehrgang bewerben und wenn es jetzt nicht klappt, dann im nächsten Jahr. Ich möchte mich einfach immer weiterentwickeln und ich denke die Lehrgänge eignen sich bestens dazu. Ein Trainerschein macht dich zwar nicht automatisch zu einem guten Trainer, aber er gibt dir zumindest eine Hilfestellung ein besserer Trainer zu werden. “

FuPa: Wirst du aufgrund deiner Schiedsrichter-Vergangenheit bei deinem Team besonders auf dem Umgang mit dem Spielleiter achten, beziehungsweise Grundsätze oder Regeln für deine Mannschaft in dieser Hinsicht festlegen?

Schahin Samadi: „Definitiv werde ich sehr viel Wert auf den Umgang mit dem Schiedsrichter legen. Wenn ich bei euch auf der Plattform Woche für Woche die Berichte über Fehlverhalten gegenüber Schiedsrichtern lese, schüttele ich nur den Kopf. Ich habe dafür absolut kein Verständnis und bin sehr gespannt, wie die nächste Saison diesbezüglich ablaufen wird. An dieser Stelle will ich jedoch auch anmerken, dass es weder in der Vergangenheit noch mit dem aktuellen Kader der Nordenstadter keinerlei Vorfälle in dieser Richtung gab. Nichtsdestotrotz wird man von mir keine dummen Floskeln gegenüber dem Schiedsrichter wie zum Beispiel: „Schiri, jetzt wird es aber langsam auffällig“, hören. Der Appell an meine Jungs lautet ganz klar, sich auf sich und die Mannschaft zu konzentrieren. Der Schiedsrichter wird bei mir nie schuld sein für ein verlorenes Spiel, da es an uns als Mannschaft liegt in 90 Minuten ein Tor mehr zu erzielen als der Gegner. Alles andere sind Ausreden. Der Schiedsrichter wird seine Entscheidung sowieso nicht mehr ändern und im Zweifelsfall fällt ein kritischer 50:50 Pfiff dann auch mal gegen dich aus, das kann ich auch aus eigener Erfahrung sagen. Der Schiedsrichter ist also tabu und ich als Trainer bin Hauptverantwortlich dafür, wie mit dem Schiedsrichter umgegangen wird. Klar gibt es immer schwarze Schafe, die machen was sie wollen, aber ich als Trainer stelle das Team ein und muss mit gutem Beispiel vorangehen.“

Aufrufe: 029.4.2022, 10:00 Uhr
Tim StammAutor