2024-04-19T07:32:36.736Z

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Verkaufen, verpachten, Fußball oder American Football? Rund um den Unterhachinger Sportpark sind momentan viele Fragen ungelöst.
Verkaufen, verpachten, Fußball oder American Football? Rund um den Unterhachinger Sportpark sind momentan viele Fragen ungelöst. – Foto: Martin Becker

Football im Unterhachinger Sportpark: „Klare Missachtung des Pachtzwecks“

Grüne stellen SpVgg-Projekt in Frage

Für American Football will die SpVgg das Fußballstadion in Unterhaching an die „Munich Ravens“ sozusagen untervermieten. Doch ist das überhaupt erlaubt? Die Grünen sehen eine „klare Missachtung des Pachtzwecks“

Unterhaching – Als die „Munich Ravens“ am Sonntagabend um 22.14 Uhr eine Pressemitteilung verschickten über ihre Partnerschaft mit der SpVgg Unterhaching und dass sie im Alpenbauer-Sportpark ab Juni ihre Heimspiele in der „European League of Football“ austragen würden, war dies vielleicht ein bisschen voreilig. Denn drei Tage später klangen in der Sitzung des Unterhachinger Gemeinderats diverse Zweifel an diesem Vorhaben an: American Football statt Regionalliga-Fußball – geht das überhaupt?

„Klare Missachtung des Pachtzwecks“

Knackpunkt Nummer eins: Der SpVgg Unterhaching gehört das Stadion gar nicht, der börsennotierte Fußballverein ist nur Pächter. Als solcher das Stadion weiterverpachten – wäre das legal? Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Evi Karbaumer, zitierte mehrere Passagen des Pachtvertrags. Darin heißt es, eine – wie jetzt geplante – Unterverpachtung bedarf „der vorherigen schriftlichen Erlaubnis“ der Gemeinde. Und: „Zweck der Verpachtung ist der Spiel- und Übungsbetrieb für verschiedene Fußball- und Jugendmannschaften der Unterhachinger Vereine sowie der Betrieb der Gaststätte.“ In dem Footballprojekt sieht Karbaumer „eine klare Missachtung des Pachtzwecks“.

Bisher keine schriftliche Genehmigung

Knackpunkt Nummer zwei: Nach Anwohnerbeschwerden über die Geräuschkulisse hatte es 2021 ein Lärmgutachten gegeben – im Bebauungsplan 164 B wurden pro Saison 18 zuschauerträchtige Heimspieltage der SpVgg als zulässig fixiert, nicht mehr. Mit bis zu 3000 Football-Fans rechnen die Munich Ravens – was rechtlich nicht gedeckt ist. „Die SpVgg treibt den Gemeinderat vor sich her“, schimpfte Karbaumer. Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) betonte, „dass es bisher keine schriftliche Genehmigung für die Football-Nutzung gibt“. Im März würden sich kommunalpolitische Gremien damit befassen.

Stadionverkauf

Ungeachtet der Football-Pläne bleibt der seit 2017 diskutierte und 2020 beschlossene Verkauf des Fußballstadions von der Gemeinde an die SpVgg Unterhaching ein heißes Thema. Als Kaufpreis sind 3,3 Millionen Euro vereinbart – diese Summe hat die Gemeinde sogar als „Veräußerungserlös“ in ihren auf Kante genähten Haushalt 2023 eingestellt. Im Klartext: Eigentlich kalkuliert die Kommune heuer mit diesem Geld – und das in einer Phase, in der die SpVgg Unterhaching von akuten Liquiditätsproblemen geplagt wird. Vor dem Hintergrund, dass sich der Pachtvertrag immer am 31. März verlängert, forderte der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Wöstenbrink „Klarheit in der Stadionfrage“. Sollte der Verkauf an den Regionalliga-Fußballklub scheitern, „müssen wir als Gemeinde darüber nachdenken, den Sportpark an einen fußballaffinen Investor zu verkaufen“, regte Wöstenbrink an.

Ob die SpVgg Unterhaching angesichts ihrer Geldprobleme die 3,3 Millionen Euro überhaupt aufbringen kann, sei dahingestellt – den Grünen, soviel sickerte am Rande der Gemeinderatssitzung durch, ist diese Summe viel zu wenig: Sie beharren auf ihrem Veto und wollen einen deutlich höheren Kaufpreis verlangen.

Standortkritik

Und noch einen Seitenhieb verpassten die Grünen der SpVgg Unterhaching, indem Armin Konetschny der ausgegliederten GmbH des Fußballvereins die Standortberechtigung absprach: „Diese GmbH ist im Bereich der Konsumgüter tätig. Ist es zulässig, dass solch ein Unternehmen im Sportpark residiert, der gar nicht als Gewerbegebiet festgelegt ist?“

Aufrufe: 017.2.2023, 08:30 Uhr
Martin BeckerAutor