2025-02-07T13:45:57.713Z

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Mitten in Gau-Odernheim: Florian Diel.	Foto: Axel Schmitz/pakalski-press
Mitten in Gau-Odernheim: Florian Diel. Foto: Axel Schmitz/pakalski-press

Florian Diel: »365 Tage mit einschneidenden Erlebnissen«

Zum Jahreswechsel gewährt der Trainer des TSV Gau-Odernheim einen Einblick in den Menschen Florian Diel

Gau-Odernheim. Florian Diel, 34, ist eine der interessantesten Persönlichkeiten im Kreis Alzey-Worms. Hinter ihm, seit vergangenem Sommer erfolgreicher Trainer des Fußball-Verbandsligisten TSV Gau-Odernheim, liegen ereignisreiche 365 Tage. Es gab glückliche, aber auch traurige Momente. Wir haben uns mit ihm über seine Gedanken und Gefühle zum Jahreswechsel unterhalten.

Dieser Text wird euch kostenlos zur Verfügung gestellt von der Allgemeinen Zeitung und Wormser Zeitung.

Silvester steht vor der Tür. Was bedeutet Ihnen der Jahreswechsel?

Ich bin kein Mensch, der groß Silvester feiert. Für mich ist es ein Tag wie jeder andere, aber trotzdem auch ein Tag, an dem man noch einmal Bilanz zieht, über das scheidende Jahr nachdenkt und darüber, was das neue Jahr bringen könnte.

Wie reflektieren Sie denn 2024?

Ich würde es gerne teilen. Privat ist bei mir einiges passiert, mit dem Tod der Mama und der Geburt meines Sohnes. Das waren schon einschneidende Erlebnisse, die auch Perspektiven verschieben. Andererseits darf ich sportlich auf ein ganz, ganz erfolgreiches Jahr zurückblicken. Im November 2023 hatte ich die Gonsenheimer U17 übernommen, nachdem ich drei, vier Monate Pause hatte. Wir hatten eine sehr erfolgreiche Rückrunde, sind vom Tabellenvorletzten, als ich die Mannschaft übernommen hatte, zur zweitbesten Rückrunden-Mannschaft geworden. Daran anschließend der Übergang zum Aktivenbereich in Gau-Odernheim. Wenn man Stand heute zurückschaut, glaube ich, ebenfalls auf ein sehr erfolgreiches Halbjahr blicken zu dürfen – mit vielen Highlights und einigen großen Siegen.

Wie stemmen Sie denn diese Bereiche Sport und Familie? Ein Berufsleben haben Sie doch auch noch, oder?

Ja, ich glaube …. – zum Schluss gehen wir ja alle arbeiten. Fußball ist seit Kindestagen mein großes Hobby und bin jetzt seit 15 Jahren Trainer. Es gehört einfach zu meinem Leben dazu und ich glaube, mit einem guten Zeitmanagement bekommt man auch verschiedene Dinge unter einen Hut. Aber mit Blick aufs Familiäre muss ich auch sagen, dass ich eine Partnerin habe, die das unterstützt. Meine Frau steht komplett hinter der Sache und gibt mir sehr viele Freiheiten, um mich fußballerisch auszutoben.

Wo liegen Ihre Schwerpunkte?

Natürlich als Erstes in der Familie, dann im Job und dann folgt das Hobby, der Fußball.

Kann man sich das so vorstellen, dass Sie eine Art „Stundenplan“ haben?

Absolut. Es braucht eine Planung und gewisse Organisation. Das war zu Mainz 05-Zeiten sogar noch krasser, als viermal die Woche abends Training und am Wochenende noch zwei Einheiten Programm waren. Da blieb ein einziger freier Tag in der Woche. Man braucht ein gutes Zeitmanagement und Organisation, um zu wissen, was nächste Woche ansteht und wie man welche Termine schiebt. Das hat sich jetzt ein bisschen entzerrt. Aber trotzdem nutzt man auch diese fussballfreien Tage zur Vorbereitung. Um eine Idee zu haben, wie die nächsten acht Wochen im Training aussehen, um Inhalte grob festzulegen und um schon das eine oder andere Gespräch zu führen. Einfach, damit es nicht in der Zeit anfällt, in der man wieder viermal die Woche auf dem Platz steht.

Nun sind Sie beim TSV Gau-Odernheim angekommen. Ist es Ihr Herzensverein?

Ich würde das Wort „angekommen“ gerne in „zurückgekommen“ wandeln. Definitiv ist der TSV mein Herzensverein. Mit vier Jahren habe ich dort zum ersten Mal auf dem Fußballplatz gestanden und selbst versucht, gegen den Ball zu treten. Ich bin dort groß geworden, hatte alle Jugendmannschaften durchlaufen, Aktive gespielt, hatte schwere Verletzungen, aber dort auch meine ersten Schritte als Trainer machen dürfen – in der U17 und der U19. Meinen ersten Vereinswechsel hatte ich als Trainer und dass ich jetzt wieder die ersten Schritte als Aktiventrainer dort machen darf, finde ich eine schöne, runde Sache.

Ihr verstorbener Vater hat dort auch sehr erfolgreich gearbeitet. Geht Ihnen das manchmal durch den Kopf, wenn Sie auf dem Platz stehen?

Nein. Mein Vater war auch über einige Jahre mein Trainer und wenn man den einen oder anderen Älteren trifft, dann ist das definitiv noch ein Thema, Diel hier, Diel da. Und klar denkt man zurück und fragt, was hätte der Papa gemacht und vielleicht auch wie. Aber auch: Was will man so nicht machen. Ich würde sagen, mein Papa war schon ein Vertreter der Trainergeneration „Schleifer“, was auch erfolgreich war. Da denkt man gerne zurück, aber ich möchte meinen eigenen Weg gehen.

Vermissen Sie die Diskussion mit ihm? Oder sind Sie froh, sie nicht führen zu müssen?

Das kann ich weder Bejahen noch Verneinen. Man vermisst es grundsätzlich schon, dass man auch mal eine Rückmeldung bekommen hat. Auch das Lob von Papa war etwas Besonderes. Andererseits, man weiß auch, Väter sind noch einmal ein Stück kritischer. Als Sohn, der einige Jahre von seinem Papa trainiert worden ist, hat man – besonders in unserer Konstellation, mehr Kritik als Lob bekommen.

Was war für Sie der entscheidende Impuls von der väterlichen Trainer-Philosophie wegzukommen und sich an den Regeln moderner Trainingslehre zu orientieren?

Ich glaube, dass mir die Mainz 05-Zeit sehr geholfen hat. Ich war früh dran, meine Trainerlizenzen zu machen und dort andere Impulse zu sammeln. Zudem war ich sieben Jahre lang Cotrainer bei Mainz 05 bei sehr guten Trainern, die zum Teil Fußball-Lehrer sind, die heute beispielsweise Cotrainer im Profigeschäft sind. Diese hatten selbst Trainerkollegen wie Thomas Tuchel, Sandro Schwarz oder Martin Schmidt – also alles Profitrainer, bei denen man einiges mitnehmen kann und den Fußball von einer sehr inhaltlichen Seite betrachten darf. Ich glaube, gerade in Mainz hatten wir viele gute Trainer. Ich habe mit Bo Svensson einige Monate das Büro geteilt. Man erhält viele Impulse und Eindrücke und muss es schaffen, diese für sich aufzunehmen und gewinnbringend in die eigene Denkweise umzusetzen.

Scherz am Rande: Sie haben aber keinem der Trainer bei Mainz 05 den Vorschlag unterbreitet, dass Fußballer so schnell wie möglich den Petersberg hoch und runter laufen müssen?

Nein, den Petersberg nicht. Aber, ich sage mal, Elemente, die wir in der U17-Bundesliga hatten, die haben wir jetzt auch im Aktivenbereich in Gau-Odernheim. Ich glaube, meine Spieler wissen, dass diese Elemente auch mal von der anstrengenderen Natur sein können.

Was bedeutet Ihnen Erfolg?

Erfolg sollte nicht im Vordergrund stehen und ist stark abhängig von der eingenommenen Perspektive. Ich glaube, Erfolg ist oftmals Resultat harter Arbeit, viel Einsatz und auch von viel Herzblut. Somit stellt Erfolg eher ein Ergebnis dar. Ich will gar nicht zu sehr auf Erfolg schielen, sondern würde gerne mit allen unseren Leuten drumherum einen guten Job machen, sodass sich Erfolg dann hoffentlich von alleine einstellt.

Macht Erfolg zufrieden?

Sehr gute Frage. Ich glaube, Erfolg ist ein Bestandteil von Zufriedenheit. Ich glaube aber auch, dass diese Denkweise in die Irre führen kann. Zufriedenheit ist aus meiner Sicht ein Thema der Achtsamkeit und des Moments. Erfolg ist etwas, was mit einem Wunsch oder einem Ziel in der Zukunft verbunden ist. Deshalb versuche ich, ein bisschen mehr den Moment zu genießen und achtsamer in der Gegenwart zu sein, als in die Zukunft zu schauen.

2025 bricht in wenigen Stunden an. Was sind Ihre Wünsche, um den Bogen zu spannen …

Wie ich eben schon sagte: Über Wünsche habe ich gerade einen interessanten Satz in einem Buch gelesen. Dass ein Wunsch ein Vertrag mit sich selbst in die Zukunft gerichtet ist. Und dass, solange der Wunsch nicht erfüllt ist, man tendenziell etwas unglücklicher ist. Deswegen möchte ich mich nicht so sehr mit Wünschen beschäftigen, aber wenn ich über mich persönlich nachdenke, dann geht es immer irgendwo um Glück und Gesundheit.

Das Interview führte Claus Rosenberg



Aufrufe: 05.1.2025, 08:00 Uhr
Claus RosenbergAutor