2024-04-24T13:20:38.835Z

Spielvorbericht
Der SC Weiche Flensburg startet mit der längsten Auswärtsreise in die neue Spielzeit.
Der SC Weiche Flensburg startet mit der längsten Auswärtsreise in die neue Spielzeit. – Foto: Imago Images

Flensburger Liga-Auftakt im fernen Emden

SC Weiche vor dem Saisonstart in die Regionalliga

Es geht los. Die Regionalliga Nord startet in die neue Saison. Und der SC Weiche Flensburg hat gleich die weiteste Auswärtsfahrt vor der Brust. Zum Saisonauftakt geht es an die holländische Grenze zum Aufsteiger BSV Kickers Emden. Bevor es aber am Samstagnachmittag im Ostfriesland-Stadion um die ersten Punkte gehen wird, haben wir für Euch wieder ein paar Fakten zusammengestellt.

Zur Lage: Sieben Liga-Spiele und DFB-Pokal

Mit den ersten sieben Spielen startet die Regionalliga Nord am Wochenende in ihre neue Saison. Dabei gerät der Spielplan sofort durcheinander. Spielfrei ist der SV Werder Bremen II. Gleich drei der neun Begegnungen des Auftakt-Spieltages finden aufgrund der Teilnahme eines Liga-Vertreters am DFB-Pokalwettbewerb erst später statt: Bei der Ansetzung Bremer SV gegen Rehden betrifft es sogar beide Kontrahenten. Außerdem mussten die Partien des VfB Lübeck (beim Hamburger SV II) und von Blau-Weiß Lohne (gegen Holstein II) verlegt werden. So komplettiert das vorgezogene Aufeinandertreffen der sonst untätig zum Zuschauen verdammten zweiten Mannschaften des HSV und Holstein vom zehnten Spieltag das Programm an diesem Wochenende.

Die Liga startet am Samstag. Den Auftakt macht um 13 Uhr die Partie zwischen Hannover 96 II und Teutonia 05. Eine Stunde später wird das Spiel von Weiche beim Aufsteiger in Emden angepfiffen. Hier ist sicherlich eine stimmungsvolle und vielleicht die größte Kulisse des ersten Wochenendes zu erwarten. Am Sonntag dürfte der Gastauftritt von Delmenhorst in Hildesheim die meisten Zuschauer anlocken. Auch bei Drochtersen gegen Jeddeloh II gibt es ein rein niedersächsisches Duell. Mit besonderer Spannung darf man die Rückkehr des TSV Havelse erwarten. Der Drittliga-Absteiger muss nach Norderstedt. Außerdem erwartet Phönix Lübeck die U23 des FC St. Pauli.

Besonderes Augenmerk dürfte darüber hinaus auf dem Abschneiden der Liga-Vertreter im DFB-Pokal-Wettbewerb liegen. Am Samstagnachmittag (15.30 Uhr) erwartet der VfB Lübeck den Zweitligisten Hansa Rostock zum Hanse-Duell. Schwarz-Weiße unter sich stehen sich am Sonntagmittag (13 Uhr) bei Rehden gegen Zweitligist Sandhausen gegenüber. Zeitgleich empfängt der Bremer SV im Marschwegstadion von Oldenburg den Bundesliga-Rückkehrer FC Schalke 04. Zweieinhalb Stunden später trifft Blau-Weiß Lohne auf den Erstligisten FC Augsburg. Teutonia 05 als Hamburger Vertreter spielt erst am 30. August in Dessau gegen Bundesligist und Pokalverteidiger RB Leipzig.

Zum Gegner: Rückkehrer auf die überregionale Bühne

Über die Rückkehr des BSV Kickers Emden auf die überregionale Bühne darf sich die gesamte Regionalliga Nord freuen. Die Ostfriesen bringen ihren guten Ruf und hoffentlich auch Zuschauer in die vierthöchste Spielklasse. Der „Barenburger Sportverein“ klopfte sogar schon an das Tor zur 2. Liga und war 2008/09 Gründungsmitglied der eingleisigen 3. Liga, wo ein starker sechster Tabellenplatz heraussprang. Allerdings: Der Verein zog sich nach dem Drittliga-Jahr aus wirtschaftlichen Gründen aus dem Profi-Bereich zurück und ging freiwillig in die Oberliga. Zwischen 2013 und 2019 fand man sich sogar nur in der Landesliga Weser-Ems wieder. Nun gelang als niedersächsischer Vizemeister über den Umweg der Aufstiegsrunde der Sprung in die Regionalliga. Duelle zwischen Emden und Weiche hat es demnach bislang nicht gegeben.

Der Kader von Trainer Stefan Emmerling hat im Sommer zwei durchaus namhafte Verstärkungen erhalten. Zum einen kam mit dem 30-jährigen Nick Köster von Atlas Delmenhorst ein Regionalliga-erfahrener Routinier (92 Spiele/5 Tore) an die Ems. Zum anderen wurde Stürmer Tade Niehues vom Drittliga-Aufsteiger VfB Oldenburg (11/1) ausgeliehen. Kapitän ist Bastian Dassel, ein 32-jähriger Innenverteidiger, der seit 2016 im Verein ist. Erfolgreichster Torschütze der vergangenen Saison war Mittelstürmer Tido Steffens, mit 28 Jahren ein Emdener Urgestein, der bislang für keinen anderen Verein gespielt hat. Er traf in Oberliga und Aufstiegsrunde bei 30 Einsätzen stolze 23-mal und trug so wesentlich zur Rückkehr in die vierthöchste Liga bei. Der 56-jährige Trainer Stefan Emmerling arbeitet seit 2019 in Emden. Zuvor war der Ex-Profi (mehr als 350 Erst- und Zweitliga-Spiele u. a. für Kaiserslautern, Wattenscheid 09, Hannover 96, MSV Duisburg und Fortuna Düsseldorf), den Thomas Seeliger – gleicher Jahrgang – sicherlich als früheren Spieler aus den Erst- und Zweitliga-Stadien kennt, u. a. bei Rot-Weiß Erfurt oder dem SC Paderborn als Verantwortlicher höherklassig unterwegs.

In der Saisonvorbereitung waren die Kickers recht aktiv. Sie absolvierten eine ganze Reihe an Freundschaftsspielen. Die „echten“ Tests gegen Drittliga-Aufsteiger Rot-Weiß Essen (0:5) und Liga-Rivalen Jeddeloh II (0:1) gingen verloren. Siege für das Selbstvertrauen gab es gegen TuRa 07 Westrhauderfehn (1:0), WSC Frisia Wilhelmshaven (2:0), SC BW Papenburg (5:2) und SV Jheringsfehn/Stikelkamp/Timmel (3:0). Eine Niederlage gegen GW Firrel (1:2) und ein torloses Remis gegen die Zweite des SV Meppen komplettieren das umfangreiche Testprogramm.

Der SC Weiche Flensburg: Kein Grund, Aufsteiger zu unterschätzen

Obgleich die Liga gerade erst startet, hat Weiche bereits zwei Pflichtspiele bestritten und mit den beiden erfolgreichen Pokalauftritten bei Kilia Kiel (2:1) und in Todesfelde (2:0) gegen starke Oberligisten Selbstvertrauen sammeln können. In Todesfelde sah das mannschaftliche Agieren schon sehr aufeinander abgestimmt aus. Das sollte Hoffnungen für den Liga-Auftakt geben. Die personellen Umstellungen mit Kevin Njie als Innenverteidiger, Florian Meyer auf der „Sechs“ und Jonah Gieseler als einzige echte Spitze fruchteten jedenfalls. Zweifellos muss das aber nicht heißen, dass in Emden die gleiche Startelf beginnen wird. Dazu hat Cheftrainer Thomas Seeliger reichlich Optionen in der Hinterhand. Definitiv ausfallen werden lediglich die beiden Dauerverletzten Raphael Straub und Finn Wirlmann sowie John-Frederik Dethlefs, der sich im Test in Oeversee am Sprunggelenk verletzte. Sicherlich ist auch nicht damit zu rechnen, dass der seit dem Trainingsauftakt angeschlagene Thies Richter sogleich sein Debüt zum Regionalliga-Auftakt feiern wird, wenngleich der junge Außenbahnspieler so langsam seine Verletzung auskuriert hat. Der in Todesfelde mit leichten Beschwerden zur Pause ausgewechselte Ilidio Pastor Santos dürfte hingegen mit an Bord sein, wenn sich der Mannschaftsbus auf die weite Reise an die holländische Grenze auf den Weg machen wird.

Zum Auftaktprogramm sagte Cheftrainer Thomas Seeliger, dass es klasse sei, in Emden in einem kleinen, engen Stadion beginnen zu können. Es sei ein Verein mit viel Tradition. "Für unsere Jungs wird es ein Highlight-Spiel. Wer Fußballer ist und Atmosphäre liebt, wird es dort gut finden", so der Ex-Profi aus eigener Erfahrung weiter. Rückkehrer René Guder stimmte den Trainer-Worten zu, als er, gefragt nach den interessantesten Spielen der Saison, sagte: "Kickers Emden ist ein geiles Ding, auf das ich mich auch freue." Der ehemalige Meppener kann auf die regionale Verbundenheit zwischen Emden und Meppen verweisen.

Derweil ist der Mannschaft die Konstellation bewusst. Kickers Emden schwimmt durch die erfolgreiche Vorsaison mit dem geglückten Aufstieg möglicherweise noch auf einer Welle der Euphorie. Und so etwas kann tragen. Zu Saisonbeginn sind Neulinge häufig besonders gefährlich. Mit Unterstützung ihres Publikums treten sie oft in den ersten Spielen völlig unbekümmert auf. Doch Thomas Seeliger warnt: "Es gibt keinen Grund, den Aufsteiger zu unterschätzen."

Hinweise für alle Fans: weiteste Anreise in der Liga

Das Spiel wird am Samstag, 30. Juli 2022, um 14.00 Uhr im Ostfriesland-Stadion, Sielweg 10, in Emden angepfiffen. Schiedsrichter der Partie ist Adrian Höhns (TuS Dassendorf), der von Furkan Cevdet Vardar (RW Wilhelmsburg) und Marvin Vogt (SV Börnsen) assistiert wird. Das Ostfriesland-Stadion, das seit 2011 diesen Namen trägt, ist ein 1950 erbautes und 7.200 Zuschauer fassendes reines Fußballstadion, das durch seine beengten Verhältnisse eine sehr gute Atmosphäre ausstrahlen soll.

Es wird die weiteste Auswärtsfahrt der gesamten Saison. Aus Flensburg benötigen Autofahrer für die rund 400 Kilometer lange Strecke bis an die holländische Grenze im Normalfall etwa vier Stunden Fahrzeit. Allerdings dürfte es am Samstag aufgrund der Sommerferien auf den Autobahnen sehr eng werden, und auf der Rückfahrt wird der Elbtunnel auf der A7 Richtung Norden gesperrt sein. Da bietet sich alternativ vielleicht eine Bahnfahrt an. Beispielsweise ist man bei Abfahrt um 7.15 Uhr ab Flensburg passend um 12.41 Uhr in Emden. Als Rückfahrt könnte folgende Verbindung dienen: 17.17 Uhr ab Emden, Ankunft in Flensburg um 22.40 Uhr. Vom Bahnhof in Emden sind es etwa 1,7 km, d. h. rund 20 Minuten Fußweg bis zum Stadion. Ein Hinweis noch zum Wetter: Für den Samstag werden für Emden sommerlich „normale“ Temperaturen um 22 Grad bei drei Stunden Sonnenschein vorhergesagt. Die Regenwahrscheinlichkeit liegt für den gesamten Tag bei 30 Prozent.

Aufrufe: 029.7.2022, 09:50 Uhr
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