Vor 1400 Zuschauern sorgt Hugo Heise für Jubel-Ekstase beim SV Heimstetten: Sein Tor in der Nachspielzeit entscheidet das Ortsderby gegen den Kirchheimer SC.
Heimstetten/Kirchheim – Als hätte dieses Spiel nicht schon Spektakel genug geboten, schwingt sich das Derby zwischen dem SV Heimstetten und dem Kirchheimer SC in der 95. Minute noch zu einem Finale Furioso auf. Die Ouvertüre liefert SVH-Angreifer Severin Müller, der im Strafraum der Gäste versehentlich einen Schuss seines Mitspielers Lukas Riglewski abblockt und so ein sicheres Tor verhindert – beim Stand von 0:0 im Duell der beiden Ortsrivalen zum Auftakt der neuen Bayernligasaison.
Diese Aktion wäre ein passender Schlusspunkt für eine Partie, in der Heimstetten die zweite Hälfte dominiert, einen Elfmeter verschossen und am Ende in Überzahl gespielt hat – gegen wacker kämpfende Außenseiter aus Kirchheim, die in wenigen Momenten ein Remis bejubeln dürfen. So scheint es zumindest.
Doch dann springt die Kugel von Müllers Körper wie im Flipperautomat zu Hugo Heise – ein 19-jähriges SVH-Eigengewächs, das in seinem ersten Pflichtspiel überhaupt erst kürzlich eingewechselt wurde. „Der Ball ist irgendwie bei mir gelandet“, wird der Youngster später zu Protokoll geben. „Ich habe gesehen, dass das Tor leer ist, und ihn dann reingeschoben.“
So nüchtern Heise das erzählt, so gewaltig ist die Eruption, die sein 1:0-Siegtor in der Nachspielzeit im Sportpark auslöst. Die Hälfte der 1400 Zuschauer - jene meist rot gekleideten SVH-Fans - wissen gar nicht, wohin mit ihrer Freude, während die Heimstettner Spieler an der Eckfahne ihre Körper zu einem Berg aus Glückseligkeit stapeln. Die blau gewandeten KSC-Anhänger dagegen blicken entgeistert ins Leere –ebenso wie ihre Kicker, von denen etliche auf den Rasen kippen wie Dominosteine.
„Ich bin trotzdem megastolz auf die Jungs“, betont nach dem Abpfiff Steven Toy, der Trainer des Aufsteigers – während ihm die KSC-Fans ein Ständchen zu seinem 35. Geburtstag singen. Derweil resümiert sein Pedant beim SVH, Toys Jugendfreund Roman Langer: „Der Sieg ist nicht unverdient, auch wenn Kirchheim einen Punkt verdient gehabt hätte.“
Tatsächlich präsentieren sich die Gäste im ersten Durchgang auf Augenhöhe mit dem Favoriten und haben zwei dicke Möglichkeiten. Doch Luca Mauerer scheitert nach zehn Minuten im Eins-gegen-Eins an SVH-Keeper Maximilian Riedmüller, und kurz vor der Pause fliegt ein Kopfball von Peter Schmöller nur Zentimeter am Tor vorbei. Demgegenüber hat Valentin Micheli die beste Chance der Platzherren, die in der ersten Hälfte jedoch „mit angezogener Handbremse“ gespielt hätten, wie ihr Trainer kritisiert. Dazu kommt, dass in Fabio Sabbagh und Simon Werner gleich zwei Heimstettner mit Verletzungen vorzeitig vom Feld müssen.
„Nach der Pause haben die Jungs dann die Handbremse gelöst“, lobt Langer. Doch trotz drückender Überlegenheit hat der SVH kaum echte Chancen – einmal abgesehen von Riglewskis Foulelfmeter, den Torwart Martin Egner jedoch glänzend pariert (77.). Und so deutet bis zur Nachspielzeit – in der Denis Zabolotnyi noch die Ampelkarte sieht - alles auf ein torloses Remis hin. Bis dieses packende Derby in der 95. Minute eine letzte, spektakuläre Wendung nimmt und sich dafür ausgerechnet den 19-jährigen Hugo Heise als Matchwinner herauspickt.
SV Heimstetten - Kirchheimer SC 1:0 (0:0)
SVH: Riedmüller, Sabbagh (32. Hoppe), Rosina, Burke, Heigl (46. Manole), Micheli, Steimel, Müller, Werner (40. Celik), Vnuk (80. Heise), Riglewski.
KSC: Egner, Zielke, Prgomet (90.+5 Pfeiffer), Milla Nava, Maiberger, Ecker (87. Nacar), Zabolotnyi, Vollmann, Hert (90.+3 Jacobi), Mauerer (65. Murga/90. Wilms), Schmöller.
Tor: 1:0 Heise (90.+5).
Gelb-Rot: Zabolotnyi (90.+1).
Schiedsrichter: Marcel Krauß (FC Bayern Fladungen).
Zuschauer: 1400.