2024-04-24T13:20:38.835Z

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VfR-Doppeltorschütze Tim Schillinger (links) im Kopfballduell mit FCW-Verteidiger Yannick Müller | Foto: Matthias Konzok
VfR-Doppeltorschütze Tim Schillinger (links) im Kopfballduell mit FCW-Verteidiger Yannick Müller | Foto: Matthias Konzok

FC Wittlingen gewinnt unterhaltsames Derby beim VfR Bad Bellingen

Abschlusserfolg für den FC Wittlingen: Mit 3:2 siegt der Landesligist beim VfR Bad Bellingen. Ihr finales Ziel erreichen dennoch beide Vereine: Kein Hochrhein-Team steigt als Schlusslicht ab.

Die Statistik ist aus Sicht des Fußballbezirks ernüchternd: In der Landesliga stieg von 2006 bis 2019 in zehn von 14 Fällen ein Hochrhein-Team als Schlusslicht ab. Nach zwei Pandemiesaisons ohne Versetzungen in niedere Klassen konnten der VfR Bad Bellingen und der FC Wittlingen diese Bilanz nun zumindest etwas aufzupolieren. Ihr Ziel, den Gang in die Bezirksliga ohne Rote Laterne anzutreten, erreichten beide Clubs. Der FCW gewann beim VfR 3:2, überließ den letzten Platz der SG Nordweil-Wagenstadt (1:4 gegen Kirchzarten) und kletterte auf Rang 15, während Bad Bellingen die Runde als Vorletzter beendet.

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Ob des erhofften Abschlusserfolgs standen die FCW-Trainer Angelo Cascio und Fabio Muto zufrieden unter der Nachmittagssonne auf dem Rasen des Rheinstadions. „Wir wollten die Rote Laterne abgeben und uns für die Rückrunde belohnen“, sagte Muto. 19 ihrer 28 Punkte holten die Kandertäler nach der Winterpause. „Wir haben gekämpft bis zum Schluss“, lobte Cascio, das Team habe „kollektiv Moral gezeigt. Das ist wichtig für die Zukunft“. Die Entwicklung verleiht den Coaches ein positives Gefühl für die kommenden Aufgaben in der Bezirksliga, „in der Rückrunde haben wir einen ganz anderen Fußball gespielt“, so Muto. Die Idee der Spielanlage setzte der FCW jüngst gegen Meister Bahlinger SC II (trotz 0:3) vielversprechend um.

Doch die Wittlinger Trainer sind sich ebenso wie Roger Mouttet bewusst, „dass in der Bezirksliga ein anderer Fußball gespielt wird“. Der VfR-Coach, der sein Amt an Thomas Wachenheim übergibt, sieht daher zunächst die Aufgabe, „die Liga zu adaptieren“. Es gebe zwar keinen Druck, „aber wir werden die Gejagten sein“, so Mouttet, der hofft, dass die initiierte spielerische Entwicklung weiter vorangetrieben wird. Im Bereich der Produktivität hat sich der VfR seit der Winterpause markant verbessert: In der Hinrunde noch das Staffelteam mit der geringsten Ausbeute (18 Tore), stellen die Bad Bellinger in der Rückrunde die drittbeste Offensive (35 Treffer). „Tore schießen können wir“, sagte Mouttet, der für die neue Saison Handlungsbedarf für die Defensive sieht, um in der Bezirksliga auch das durchaus bewährte Mittel der langen Bälle verteidigen zu können.

Bad Bellingen erneut mit Moral, Wittlingen schlägt nach Ausgleich zurück

Das finale Saisonduell war von Beginn an umkämpft, phasenweise mit Derbyfeuer garniert. Bis zur Pause blieb die Torgefahr überschaubar, ein Abwehrfehler – der Klassiker beim VfR – leitete die Wittlinger Führung durch Patrick Streule ein (45.). „Wir haben nicht konsequent verteidigt“, bemängelte Mouttet, verwies aber auf die in dieser Runde zu vielen, steten Wechsel in der Defensivformation. Doch entstanden dadurch auch Lichtblicke, wie etwa Maximilian Lais. Den Offensivspieler „haben wir zum Verteidiger umgeschult“, und er wusste auf der rechten Außenbahn zu überzeugen.

Der zweite Abschnitt verlief chancenreicher, das Derby wurde noch intensiver und den Gästen gelang das 2:0: Patrik Kierzek lancierte mit einem Freistoß aus dem Mittelfeld den ebenfalls eingewechselten Danilo Avellina, der die Führung ausbauen konnte (65.). Doch bestätigten die Bad Bellinger ihres Trainers Generallob: „Die Mannschaft gibt nie auf“. Fehlte dem VfR zunächst noch die finale Durchschlagskraft, erhöhten die Gastgeber konsequent den Druck und knackten die Wittlinger Defensive. Mit einem Doppelpack glich Tim Schillinger binnen drei Minuten aus (78.). Doch Streule schlug zwei Zeigerumdrehungen später erneut zu – das 3:2 war der Siegtreffer.

„Anfang der Rückrunde hätten wir die Punkte noch verschenkt“, so Muto. Die Wittlinger Trainer hatten im Abschlussspiel nochmal Änderungen vornehmen müssen, sie belohnten aber auch Max Keller mit seinem ersten Startelfeinsatz, „er hat gute Räume aufgemacht“, heimste dieser ein Sonderlob von Cascio ein. Und auch Mouttet hatte noch einen verbalen Schulterklopfer für sein Team parat: „Wir hatten 19 Spieler auf der Bank, aber nur vier konnten eingewechselt werden. Dennoch war keiner angesäuert“, so der VfR-Coach, der konstatierte: „Die Mannschaft ist intakt.“

Für einen Bad Bellinger, der den Weg von der Kreis- bis in die Landesliga mitgeprägt hat, war es die letzte Partie seiner Laufbahn gewesen. Der langjährige Kapitän Moritz Reif, 30, hängt die Kickschuhe an den berühmten Nagel.

VfR Bad Bellingen – FC Wittlingen 2:3 (0:1)
VfR: Bannwarth (46. T. Muser); Lais (84. Zoutendijk), Dickau, Würmlin, Meyer; M. Muser, Mouttet, Reif (45. Durmus), Sütterlin (62. Ar. Berisha); Siegin, T. Schillinger. FCW: Berisha; Hucke (55. Kronenberger), Müller, Glattacker; Leisinger; Schmeller, Muto, Schneider; Streule (90.+2 Hermann), Hiller (61. Kierzek), Max Keller (52. Avellina). Tore: 0:1 Streule (45.), 0:2 Avellina (65.), 1:2, 2:2 beide T. Schillinger (75., 78.), 2:3 Streule (80.). Schiedsrichter: Mayer (Freiburg). Zuschauer: 250.

Aufrufe: 012.6.2022, 13:12 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor