2024-04-19T07:32:36.736Z

Ligabericht
– Foto: Simon Meyer

Wundertüte Gersweiler schießt sich den Frust von der Seele

Nach zehn sieglosen Partien hat der designierte Absteiger SV Gersweiler wieder gewonnen - und wie! Gegen Hemmersdorf landete das Schlusslicht einen 7:1-Kantersieg

Der SV Gersweiler kann doch noch gewinnen. Am 29. Spieltag der Fußball-Verbandsliga Süd-West beendete das abgeschlagene Schlusslicht mit einem furiosen Heimauftritt seinen Negativlauf von zehn Spielen ohne Sieg. Beim 7:1 über Hemmersdorf schossen sich Mexhid Kadrija, Janis Bickert und Co. so richtig den Frust von der Seele. In Torlaune präsentiert sich weiterhin die SG Perl-Besch, die durch das 5:2 im Kreisduell in Wahlen auf Rang vier vorrückte. Beim Tabellenzweiten SC Reisbach klemmte es im Abschluss dagegen gewaltig - auch wenn es am Ende zum Sieg reichte.

SC Reisbach – FC Noswendel Wadern 2:1 (2:0)

Der Tabellenzweite aus Reisbach machte sich das Leben im Heimspiel unnötig schwer. „Wir haben sechs, sieben hochkarätige Chancen auf das dritte Tor vergeben. Unglaublich, wie man so viele Chancen liegen lassen kann. Dadurch blieb das Spiel lange offen – das war sehr fahrlässig von uns“, sagte Reisbachs Trainer Alexander Stamm nach dem mühsamen Erfolg, der von einer unnötigen Szene kurz vor Schluss überschattet wurde. Noswendel Waderns Torwart Kilian Biesel fuhr Nicola Cortese bei einem Reisbacher Konter von der Seite voll in die Parade und sah zurecht die Rote Karte, weil er eine Verletzung dabei billigend in Kauf nahm: „Das war eine völlig unnötige Scheißaktion“, konnte sich Stamm schwer zurücknehmen. Cortese, der bei der Reisbacher Führung durch seinen Bruder Antonio Cortese noch als starker Vorbereiter geglänzt hatte (33.), wurde ins Krankenhaus gebracht. Eine genaue Diagnose stand aus. Stamm rechnete aber mit einer schwereren Verletzung. Nach dem eigenen Führungstor durch das 22. Saisontor von Toni Cortese legte der SCR noch vor der Pause nach: Auf Vorlage von Nils Wohlschlegel setzte Niklas Müller das Leder sehenswert zum 2:0-Pausenstand in den Winkel (40.). In der Endphase rächte sich daraufhin Reisbachs Chancenwucher in Hälfte zwei. Mehmet Öztürk verkürzte mit einem abgefälschten Distanzschuss auf 1:2 (85.) und sorgte für eine umkämpfte und spannende Schlussphase. Am Ende brachte der Tabellenzweite den verdienten Sieg ins Ziel – wobei sich Trainer Stamm angesichts der wohl schweren Verletzung seines Spielers über den Dreier aber nicht wirklich freuen konnte.

SV Gersweiler – FSV Hemmersdorf 7:1 (4:1)

„Wir sind in diesem Jahr einfach eine absolute Wundertüte“, sagte Gersweilers Betreuer Eckhard Dewes nach dem Kantersieg im Heimspiel, bei dem sich viele der Besucher verwundert die Augen gerieben haben dürften. Nach sechs Niederlagen in Folge und neun Niederlagen aus den letzten zehn sieglosen Partien schoss sich das Liga-Schlusslicht gegen Hemmersdorf den Frust der vergangenen Wochen so richtig von der Seele. Auf Vorlage von Kevin Baton eröffnete Janis Bickert mit seinem Schrägschuss aus 15 Metern in den Winkel früh den Torreigen (5.). Die Führung schien die Gastgeber zusätzlich zu beflügeln, per Abstauber legte mit Baton der Vorbereiter des 1:0 kurz darauf das zweite Gersweiler Tor nach (10.). Nach Vorlage des herausragenden SVG-Kapitäns Mexhid Kadrija, der an fast allen gefährlichen Aktionen der Heimelf beteiligt war, erhöhte Bickert mit seinem zweiten Streich zeitig auf 3:0 (22.). Mit seinem Flachschuss zum 4:0 machte daraufhin Philipp Gales nach einer guten halben Stunde bereits den Deckel drauf. Kurz vor der Pause traf FSV-Torjäger Jasmin Mujkic mit seinem 21. Saisontor zwar zum 1:4 (40.). Viel mehr brachten die Gäste aber nicht zustande: „Hemmersdorf hat im Prinzip überhaupt nicht stattgefunden, während wir befreit von der Seele und hervorragend nach vorne gespielt haben. Wir haben hochverdient gewonnen. Die Jungs haben sich voll ins Zeug gelegt und sollen diesen Sieg trotz des unvermeidbaren Abstiegs jetzt einfach mal genießen“, sagte Dewes. In der zweiten Halbzeit schraubte Bickert das Resultat mit seinem dritten Tor rasch auf 5:1 in die Höhe (56.), ehe der eingewechselte Philipp Hinze mit seinem Doppelpack für den unerwartet klaren Endstand zugunsten des abgeschlagenen Tabellenletzten sorgte (66./89.).

1. FC Reimsbach – SV Losheim 3:0 (1:0)

„Wir waren heute cleverer und das abgezocktere Team. Losheim hat zwar mit allem, was sie zu bieten haben, versucht, die Partie für sich zu entscheiden – aber auch wir haben nach den schwächeren Leistungen zuletzt wieder kämpferisch überzeugt“, sah Reimsbachs Spielertrainer Nico Portz eine deutlich engere Partie, als es der klare Schlussstand vermuten lässt. In Sachen Abgezocktheit stach im Derby vor allem einer der Jüngsten in den Reihen der Heimelf heraus: Der 19-jährige Ciya Onal zeigte bei seinem erst zweiten Startelfeinsatz in der Verbandsliga eine reife Leistung und war mit drei Treffern der Matchwinner für den Ligadritten aus Beckingen. Nach einem Querpass von Fabian Seger nutzte Onal nach einer guten halben Stunde die zweite Reimsbacher Chance im Spiel zur Führung, traf aus kurzer Entfernung zum 1:0 (37.). Mitte der zweiten Halbzeit bot sich den Gästen daraufhin die ganz dicke Möglichkeit zum Ausgleich – doch Lukas Becker setzte einen Foulelfmeter über den Kasten des starken FCR-Torwarts Sven Bossmann, der mit einigen guten Paraden ein Gegentor verhinderte. In dieser Phase handelten sich die Losheimer zudem zwei Ampelkarten ein und mussten die Partie mit neun Mann zu Ende bringen. In Überzahl schraubte Reimsbach das Ergebnis daraufhin in die Höhe – besser gesagt: Onal. Nach einem abgewehrten Versuch von Emrah Avan war der Vertreter des verletzten Torjägers Bartek Kreft mit seinem zweiten Treffer zur Stelle (78.). Fünf Minuten später nutzte Onal die starke Vorleistung des eingewechselten David Kujundzic und traf nach dessen flacher Hereingabe zum dritten Mal an diesem Tag. „Er hat heute seine Chance bekommen – und hat sie genutzt“, lobte Portz den jungen Reimsbacher Sieggaranten. „Wir haben den zweiten Platz zwar abgeben müssen, die Mannschaft hat mit ihrer kämpferischen Einstellung aber gezeigt, dass sie im Endspurt jetzt vielleicht doch noch ein bisschen mehr anpeilt“, hat der FCR-Spielertrainer den Kampf um Rang zwei doch noch nicht ganz aufgegeben.

SF Rehlingen-Fremersdorf – FC Brotdorf 0:0

Bei den Sportfreunden war Trainer Sven Reinig nach der 2:5-Schlappe im Derby beim FSV Hemmersdorf zurückgetreten. Bis zum Saisonende werden interimsweise nun Michael Ogrodniczek und Thomas Kiefer versuchen, ein personelles Seuchenjahr für die SF mit dem Ligaverbleib noch zu einem versöhnlichen Abschluss zu bringen. „So etwas habe ich wirklich noch nie erlebt. Bei uns kommen im Moment wöchentlich zwei Verletzte hinzu. Ich kann mich unter anderem nur bei den Spielern der zweiten Mannschaft bedanken, dass sie uns so engagiert aushelfen“, sagte Ogrodniczek nach der Nullnummer am Samstag zuhause gegen den FC Brotdorf.

Kurz nach dem Anpfiff ereilte Rehlingen-Fremersdorf der nächste personelle Nackenschlag. Kapitän Jannik Spath stürzte ganz unglücklich auf die Schulter, muss sogar operiert werden und wird diese Saison nicht mehr spielen. Darüber hinaus sahen die Zuschauer ein insgesamt mäßiges Spiel, in dem die Rumpftruppe der Gastgeber gut verteidigte und auch den ein oder anderen offensiven Nadelstich setzen konnte. In der ersten Halbzeit forderten die Hausherren nach einem Einsteigen von Brotdorfs Torwart Arian Schmitt gegen Can Avan Elfmeter, der Pfiff blieb aber aus. „Den müssen wir eigentlich kriegen. Der Torwart läuft Can da einfach um“, monierte Ogrodniczek. Seine Mannschaft hatte bei einem Brotdorfer Fernschuss ein Mal Glück, dass der Ball an der Latte landete. Auf der anderen Seite blieb auch den SF der Lucky Punch zwei Mal knapp verwehrt. Nach einer Stunde köpfte Sascha Schröder knapp vorbei. Auch Philipp Blatton verpasste nach einer Rehlinger Ecke per Kopf knapp die Entscheidung, köpfte ebenfalls um Zentimeter neben das Gästetor. „Ich muss vor allem unserer Abwehr ein Kompliment machen. Wenn man unsere jetzige Situation betrachtet, war die Leistung absolut in Ordnung. Nach dem schwachen Auftritt im Derby in Hemmersdorf haben wir gut reagiert. Ich hoffe, dass für die letzten Spiele noch ein paar Akteure zurückkehren“, blickt Ogrodniczek nach vorne. Nach sieben sieglosen Partien in Folge hofft er darauf, am Mittwoch im Nachholspiel beim FC Noswendel Wadern (19 Uhr) endlich den im Abstiegskampf so dringend benötigten Dreier einfahren zu können.

SV Wahlen-Niederlosheim – SG Perl-Besch 2:5 (1:2)

Die SG hat sich in den letzten Spielen zur absoluten Torfabrik der Liga gemausert. Nach zwei klaren Heimsiegen, einem 4:2 über Kellerkind Ritterstraße und dem fulminanten 8:2 über den Ligazweiten Reisbach, kam Perl-Besch im Kreisduell zu einem letztlich verdienten 5:2-Erfolg in der Fremde. Dabei verpatzten die Moselaner bei den abstiegsbedrohten Gastgebern den Start ins Spiel. „Wir haben ziemlich schlecht reingefunden, haben zu Beginn die Zweikämpfe nicht angenommen“, sage SG-Trainer Maik Sieren. Die frühe Wahlener Führung durch Fabio Reinert, der einen Eckball direkt aufs Tor zog und damit Erfolg hatte (8.), war irgendwo die logische Konsequenz. Nach diesem Auftakt entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, in dem beide Mannschaften zu ihren Chancen kamen. Den Gästen gelang dann noch vor der Pause die Wende – weil sich Torjäger Sven Schmitz einmal mehr extrem torhungrig zeigte. Erst traf er nach einer abgewehrten Ecke per Kopf zum Ausgleich (37.). Kurz darauf legte Schmitz sein 23. Saisontor nach, als er von rechts in die Mitte zog und mit dem linken Fuß ins lange Eck zur Halbzeitführung vollendete (44.). Nach der Pause entwickelte sich eine zerfahrene Partie, in der die Heimelf durch einen etwas umstrittenen Handelfmeter schnell ins Spiel zurückfand. Sosthene Gbelia bekam die Kugel unglücklich an den Arm, Nicolas Schmitt ließ sich die Chance nicht nehmen und vollstreckte zum 2:2 (53.). „Wir haben es einfach nicht geschafft, die nötige Ruhe in unser Spiel zu bringen, um unsere spielerischen Vorteile besser zu nutzen“, befand Sieren. Sein Sohnemann Steffen war es dann, der die Gäste trotz allem auf die Siegerstraße führte. In einer Überzahlsituation profitiere Sieren von der Vorlage von Moussa Touré und traf 3:2 für Perl-Besch (74.). Kurz darauf sorgte Schmitz mit seinem dritten Streich für die Entscheidung (78.). Dem zuletzt ebenfalls sehr treffsicheren Touré war in der Nachspielzeit mit seinem 20. Saisontreffer der klare 5:2-Endstand vorbehalten. Mit dem Sieg verbesserte sich die SG vorübergehend auf Rang vier, während Wahlen-Niederlosheim als Drittletzter weiterhin akut abstiegsgefährdet bleibt.

SV Walpershofen – SV Ritterstraße 1:1 (0:1)

Nach dem kuriosen 4:3-Erfolg unter der Woche gegen Hemmersdorf durfte Ritterstraße lange auf den nächsten ganz wichtigen Dreier im Abstiegskampf hoffen. Die Gäste zeigten in der ersten Halbzeit eine starke Leistung und gingen kurz vor dem Seitenwechsel verdient in Führung. Robin Beck fand mit seinem Anspiel in die Spitze Gianluca Simonetta, der den Tabellenvorletzten mit 1:0 nach vorne brachte (40.). Kurz darauf erhitzte eine undurchsichtige Szene im Walpershofer Strafraum die Gemüter. Einem Kopfballtreffer von Alexsandro Lauwitz nach einer Ritterstraßer Ecke wurde die Anerkennung verweigert, weil sich der Torschütze bei seinem Treffer im Abseits befunden haben soll. „Diese Entscheidung hat kein Mensch auf dem Platz verstanden. Das wäre für uns wahrscheinlich der Genickschlag gewesen“, sagte SVW-Spielertrainer Peter Oswald mit Blick auf die kuriose Situation. Er selbst war es schließlich, der Walpershofen in der Endphase immerhin noch ein Remis sicherte. Nach einem abgewehrten Versuch des eingewechselten Andreas Feld staubte Oswald zum 1:1 ab (80.). Dabei blieb es unter anderem deshalb, weil Ritterstraßes Joker Giuseppe Scarpello bei einer guten Kontergelegenheit rechts am Tor vorbeizielte. „Wir haben nicht gut gespielt, aber der Wille hat zumindest gestimmt. Ritterstraße war in der ersten Halbzeit besser. Nach der Pause waren wir dann am Drücker und können zufrieden sein, dass wir den einen Punkt noch geholt haben“, so Oswald. Damit wahrte seine Mannschaft ihren Vier-Punkte-Vorsprung gegenüber der gefährlichen Zone.

SG Wadrill-Sitzerath – FC Rastpfuhl 1:3 (0:2)

Nach dem famosen 5:1-Erfolg im brisanten Lokalduell am vergangenen Mittwoch gegen den FC Noswendel Wadern hatte sich die SG auch gegen den feststehenden Meister einiges ausgerechnet. Doch der Favorit bog vor 250 Zuschauern dann schon recht früh auf die Siegerstraße ein. Nach einem Rastpfuhler Angriff über die Außenbahn legte Giuseppe Simonetta das Leder in den Rückraum, wo Niko Culum freie Bahn hatte und zum 0:1 vollendete (7.). Wenig später baute der Favorit seinen Vorsprung aus – wenn auch äußerst umstritten: „Das 0:2 war klar Abseits – eine klare Fehlentscheidung“, sagte Wadrills Spielertrainer Patrick Nickels zum zweiten Saarbrücker Treffer durch Selim Tomzik (15.). Weil das Tor dennoch zählte, wurde das Unterfangen für die Heimelf nur umso schwieriger. „Die zwei frühen und echt doofen Gegentore waren so ein kleiner Genickbruch für uns“, hielt Nickels hinterher fest. Um ein Haar wäre die SG kurz vor der Pause aber wieder ins Spiel zurückgekommen: Tobias Müller, der im Derby vor 600 Zuschauern gegen Noswendel Wadern noch mit einem Dreierpack geglänzt hatte, scheiterte freistehend an FCR-Torwart Florian Schworm (42.). Nach der Halbzeit scheiterte es bei Wadrill-Sitzerath häufig am letzten Pass, sodass der Spitzenreiter nicht mehr wirklich in die Bredouille geriet. Stattdessen legte Mirco Ingenbrand kurz nach seiner Einwechslung per Kopf das 3:0 nach (85.), ehe Müller noch der Ehrentreffer für die SG vorbehalten war. „Wir haben verdient gewonnen, weil wir das Spiel insgesamt gut im Griff hatten, viel Ballbesitz besaßen und uns einige gute Chancen herausspielen konnten“, sagte Rastpfuhls Spielertrainer Christian Puff nach dem 22. Saisonsieg des Meisters.

SSC Schaffhausen – SG Großrosseln-St. Nikolaus 1:0 (1:0)

„Das war sehr wichtig für uns, aber auch ein sehr glücklicher Sieg“, musste SSC-Spielertrainer Mischa Theobald nach dem knappen Heimerfolg über die SG einräumen. Die Gastgeber erwischten einen optimalen Start in die Partie. Theobald, der ob der großen Personalsorgen diesmal von Beginn an ran musste, flankte ins Zentrum, wo Schaffhausens bester Torschütze Nikolas Schmitz das Leder stark verarbeitete und zum 1:0 unter die Latte setzte (3.). Dass das frühe Tor bereits den Endstand bedeutete, war im Anschluss vor allem SSC-Torwart Jonas Fischer zu verdanken. „Unser Torwart war einfach überragend. Er hat uns den Sieg festgehalten“, sprach Theobald seinem Keeper Fischer ein Sonderlob aus. Darüber hinaus scheiterten die Gäste mehrfach an den eigenen Nerven, brachten den Ball einfach nicht im gegnerischen Tor unter. „Großrosseln hatte mit Sicherheit sieben, acht glasklare Chancen“, so Theobald. Den so wichtigen Erfolg im Abstiegskampf nehmen die Gastgeber bei allem Glück aber natürlich zu gerne mit. Die SG verpasste derweil einen Befreiungsschlag im engen Rennen gegen den Abstieg.

Aufrufe: 01.5.2022, 20:40 Uhr
dbeAutor