2024-05-08T14:46:11.570Z

Vereinsnachrichten
Meisterlich - auch in Sachen Bierduschen. Steffen Geisendorf (links) und der FC Thüringen Jena.
Meisterlich - auch in Sachen Bierduschen. Steffen Geisendorf (links) und der FC Thüringen Jena. – Foto: © Sandy Försterling

Das war eine richtige Bombe

Drei Tage wach! Der FC Thüringen Jena war in Feierstimmung. Letzte Woche wurde der Aufstieg in die Landesklasse unter Dach und Fach gebracht. Nach vielen Jahren auf Kreisebene ist es die Rückkehr in den Landesfußball, die mit klarem Konzept und Idee bestritten wurde.

Dabei tritt Trainer Steffen Geisendorf allerdings auf die Euphoriebremse und zeigt den Weg auf, den der FC Thüringen in den letzten Jahren verfolgt hat und weiter gehen wird.

Selbstbild & Fremdbild

„Man muss auch mal die Kirche im Dorf lassen. Alle stellen es immer so da, dass wir der große Favorit sind. Aber unsere Spieler kommen zu 90 Prozent aus der Kreisliga oder den eigenen Nachwuchs. Da ist nichts zugekauft oder dergleichen. Es sind alles Typen, die den Weg von unten nach oben gegangen sind. Die Landesklasse wird für uns ein Abenteuer“, ordnet Trainerfuchs Steffen Geisendorf den Aufstieg ein. Die Zahlen der aktuellen Saison sind allerdings schon beeindruckend: 20 Spiele, 19 Siege, ein Unentschieden, 83:13 Tore. So was kommt sonst nur im Nachwuchsfußball vor. Dass zudem Erfolge gegen Thüringenligisten im Pokal und ein Trainer, der sich ebenfalls schon thüringenweit seine Sporen verdiente, für Außenstehende den Eindruck einer Übermannschaft erwecken, liegt da auf der Hand.

– Foto: Sandy Försterling

Klares Konzept - Steigende Erfolge

Der 44-jährige Geisendorf ist dabei sicher ein Vater des Erfolgs. Doch in der FCT-Familie geht es eher Patchwork-mäßig zu. Es gibt nicht nur einen Macher, sondern viele Räder, die ineinandergreifen. Hier lohnt es mal ein Blick über den Männerbereich hinaus zu richten: „Alle Trainer im Verein sprechen sich ab. Wir haben mit Peter Höfer und Martin Bergmann zwei Leute, die einen extrem engen Draht zum Herrenbereich pflegen. Zudem haben wir Trainer im Nachwuchs, die überragende Arbeit leisten. Wir sind in den Großfeld-Jahrgängen mittlerweile auf Landesebene dabei. Das sollen wir jetzt durchhalten und uns dort dauerhaft etablieren. Wir sind ein großer Verein mit viel Zulauf. Wir haben über 300 Nachwuchsmitglieder. In meinen Augen ist der Weg über einen guten Nachwuchs, der einzige nachhaltige Weg für die Zukunft eines Amateurvereins. Wir wollen was aufbauen, was langfristig Sinn macht“, gibt „Geisi“ Einblicke in das FCT-Konzept.

Re-Start auf Kreisebene

Dabei untermauert der Fußball-Fachmann, dass für ihn die erste Herrenmannschaft gar nicht da Aushängeschild sein sollte. „Für mich persönlich ist der D-Jugend-Jahrgang, wo der Übergang zum Großfeld stattfindet, der wichtigste Jahrgang. Unser Anspruch muss es sein das Vereinsleben zu fördern und Fußball für jeden zu ermöglichen“, sagt der Coach des zukünftigen Landesklasse-Vereins. Viele Jahre kickte der FC Thüringen Jena bereits auf Landesebene. „Damals scheiterte die Mannschaft hauchdünn an der Landesklasse und 16 Spieler haben dann den Verein verlassen. Viele vergessen, dass wir dann einen kompletten Neustart mit nur Kreisliga-Spielern gemacht haben. Da haben wir auch mal sechs, sieben Spiele in Folge verloren“, erlaubt sich Geisendorf einen Blick in den Rückspiegel. Die aktuellen Lobhuldigungen für seine Arbeit und seine Mannschaft nimmt er gerne mit, weiß sie aber auch einzuordnen.

Die Motivationsspritze immer dabei

In der Landesklasse wird seiner Mannschaft dann ein anderer Wind entgegenwehen. „Da sind wir nur ein kleiner Stadtteil-Klub aus Jena-Ost. Da gibt es Vereine, wie Neustadt/Orla oder Saalfeld. Wir haben ja nicht mal einen echten Hauptsponsor. Aber wir werden den Weg weitergehen. Gerne begrüßen wir Jenenser Spieler, die vielleicht irgendwo unglücklich sind oder nur spielen, weil sie dort eine Mark Fünfzig bekommen. Bei uns kann man Leidenschaft für den Fußball sowie Beruf, Familie in Einklang bringen“, wirbt Geisendorf für seinen Verein. Werbung will er auch nächstes Jahr dann in der Landesklasse für den FC Thüringen Jena machen. „Unser Erfolg ist knüppelharte Arbeit. Für uns geht es dann darum schnellstmöglich nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben“, blickt er voraus. Erstmal stehen aber noch vier Spiele in der Kreisoberliga auf dem Spielplan. Nach ausgiebiger Freude - „Das war eine richtige Bombe mit vier Tagen Feiern. Nun ist natürlich die Luft etwas raus. Aber ich würde schon gerne ohne Niederlage aufsteigen. Was die Bayern nicht hinbekommen, schaffen wir vielleicht“, holt Steffen Geisendorf abschließend doch wieder die Motivationsspritze für seine Jungs raus. Darin ist er ja sowieso ein Meister…

– Foto: Sandy Försterling

Aufrufe: 020.5.2022, 17:00 Uhr
André HofmannAutor