2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview
Manni Schwabl bei seiner Wahl zum Präsidenten.
Manni Schwabl bei seiner Wahl zum Präsidenten. – Foto: imago sportfotodienst

Manni Schwabl: Zehn Jahre Präsident der SpVgg Unterhaching - „Es wurde gesagt: Du machst das jetzt!“

Das Jubiläumsinterview

Zehn Jahre Präsident der SpVgg Unterhaching. Im Interview mit unserer Zeitung blickt Manni Schwabl (56) auf seine Anfänge in Haching zurück und erklärt die Ziele für die Zukunft.

Unterhaching - Ein Gespräch über Vorbild Uli Hoeneß, Botschafter für Hachings Werte wie Karim Adeyemi und die Familie als Rückhalt.

Herr Schwabl, Haching gastiert in Schlanders (Südtirol) zum Trainingslager. Die perfekte Kulisse, um sich auf die neue Saison einzustimmen?

In Unterhaching kann man auch auf die Berge schauen, da sind sie nur ein bisschen weiter entfernt. Hier geht direkt am Trainingsplatz eine Felswand rauf, das ist einfach traumhaft. Aber die Spieler trainieren so hart, die werden wenig von den Bergen sehen, außer am letzten Tag (lacht). Ich kann die Gegend genießen und die letzten Jahre mal Revue passieren lassen. Da schießt einem schon einiges durch den Kopf.

„Die bodenständige Art mit dem Wirtshauscharakter – das war wie auf mich zugeschnitten. Der Verein hat mich in den Bann gezogen.“

Manni Schwabl

Auch unsere Zeitung gratuliert herzlich zum zehnjährigen Jubiläum. Gab es eine kleine Feier?

Mir war das lange gar nicht bewusst, mich hat jemand aus dem Verein daran erinnert. Als ich zum Präsidenten gewählt worden bin, hat meine Frau Marianne ihren 45. Geburtstag auf Mallorca gefeiert. So vergesse ich auch nie ihren Geburtstag, das Präsidentenamt hat also auch Vorzüge (lacht). Beim Mannschaftsessen am Dienstagabend ist der Seppi Welzmüller aufgestanden, hat ein paar Worte gesagt und mir ein Glas Weißbier in die Hand gedrückt, da habe ich natürlich einen genüsslichen Schluck genommen. Am Vormittag gab es schon ein Weißwurstfrühstück mit meiner Frau und unseren beiden Familien.

Manni Schwabl ist derzeit im Trainingslager mit der SpVgg Unterhaching in Schlanders.
Manni Schwabl ist derzeit im Trainingslager mit der SpVgg Unterhaching in Schlanders. – Foto: Imago images

Was hat damals dazu geführt, dass Sie Präsident geworden sind?

Das war recht einfach. Das damalige Präsidium mit Engelbert Kupka und Anton Schrobenhauser (am 7. Januar 2022 verstorben, Anm. d. Red.) hatte schon lange eine Nachfolge gesucht und mir gesagt: Du machst das jetzt! Zuvor war ich Jugendkoordinator und sportlicher Leiter. Es war nie mein Bestreben, Präsident zu werden. 2001 ist der Markus nach Haching gekommen. Ich war aus dem Fußball raus und wollte eigentlich auch nichts mehr damit zu tun haben. Ich war einfach nur Spielervater. Durch die vielen Jahre, in denen ich Markus zum Training gefahren habe, habe ich den Verein aber kennen und lieben gelernt. Die bodenständige Art mit dem Wirtshauscharakter – das war wie auf mich zugeschnitten. Der Verein hat mich in den Bann gezogen.

SpVgg Unterhaching: Uli Hoeneß als Vorbild von Manni Schwabl

Wie lief die Anfangszeit als Präsident?

In die Rolle des Präsidenten musste ich natürlich erst reinwachsen. Viele denken, das ist doch ein ganz dankbarer Job. Man ist vor allem gefragt, wenn es um Problemlösungen geht. Wenn ich mir die letzten zwei Jahre anschaue mit Corona oder auch dem Börsengang davor. Da hat man einfach sehr viel mit Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern zu tun, hält Aktionärsversammlungen ab. Du bist mit so vielen Themen beschäftigt, die nichts mit Fußball zu tun haben. Natürlich ist das extrem fordernd. Aber heute morgen bin ich aufgewacht und habe mir wieder gedacht: Es macht immer mehr Spaß.

Manni Schwabl mit Vorbild Uli Hoeneß.
Manni Schwabl mit Vorbild Uli Hoeneß. – Foto: imago sportfotodienst

Hatten Sie damals Mentoren in Ihrer Anfangszeit als Präsident?

Toni Schrobenhauser und Engelbert Kupka hatten natürlich immer ein offenes Ohr für mich. Mit Engelbert habe ich immer noch ein exzellentes Verhältnis. Er war 39 Jahre Präsident. Kürzlich habe ich zu ihm gesagt: „Engelbert, das werde ich nicht schaffen. Du brauchst keine Angst haben, dass dein Rekord in Gefahr ist.“ Und ich habe natürlich nie ein Hehl daraus gemacht, dass Uli Hoeneß mein Vorbild ist. Wirtschaftlicher Sachverstand, sportliches Know-How und der Mensch steht bei Uli immer im Mittelpunkt. Zudem hat mich die soziale Ader von Uli extrem beeindruckt.

„Wenn ich hier gerade sehe, wie der Maurice Krattenmacher die Bälle in den Winkel haut, haben wir schon wieder das nächste Hachinger Juwel.“

Manni Schwabl

War Ihnen von Anfang an klar, dass Sie mit Haching auf die Jugend setzen wollen?

Wenn man logisch nachdenkt, sollte das doch jeder Verein machen. Sonst kann man ja direkt mit der ersten Mannschaft anfangen und braucht keine Nachwuchsabteilung. Wenn ich jetzt gerade auf den Trainingsplatz schaue, sind knapp 80 Prozent der Spieler aus dem eigenen Stall. Da geht mir das Herz auf.

An Spieltagen fällt auf, dass jeder Jugendspieler zu Ihnen kommt und Sie begrüßt.

Das ist für mich ein ganz wichtiger Punkt. Bodenständigkeit, Anstand und Respekt. Ich sage den jungen Spielern aber immer: Es nützt nichts, wenn ihr nur mir die Hand gebt. Auch jede Bedienung oder Mitarbeiter von der Wäsche sollen mit dem gleichen Respekt behandelt werden. Das ist mir wahnsinnig wichtig. Wir haben in Ismaning gerade ein Turnier gespielt. Am nächsten Tag hat mich der Vorstand von Ismaning angerufen und mir gesagt, dass die Jungs die Kabine so sauber hinterlassen haben, dass wir dem Putzdienst die Arbeit erspart haben. Da bin ich sehr stolz darauf, genau das wünsche ich mir. Ein Verein sollte in der Region auch immer Vorbild sein.

Diese Arbeit zahlt sich aus. Das jüngste Beispiel ist da natürlich Nationalspieler Karim Adeyemi.

Karim ist extrem glücklich, dass er jetzt in Dortmund ist. Er wird sich in der Bundesliga durchsetzen und ist ein toller Botschafter für den Hachinger Weg. Ich habe mir eins der letzten Spiele von ihm in Österreich angeschaut, da stand der Wechsel nach Dortmund schon fest. In der 75. Minute ist er mit Standing Ovation ausgewechselt worden und hat sich dann bis Spielende zu den Rollstuhlfahrern gesetzt. Ich habe ihn anschließend gesehen und gesagt: Karim, das hast du super gemacht. Da meinte er: So gut habe ich doch gar nicht gespielt. Ich habe gesagt, dass ich das selbst gesehen habe und die Aktion nach seiner Auswechslung meinte. Da hat er über beide Ohren gestrahlt. Und wenn ich hier gerade sehe, wie der Maurice Krattenmacher die Bälle in den Winkel haut, haben wir schon wieder das nächste Hachinger Juwel.

SpVgg Unterhaching: Schwabl will keine One-Man-Show sein

Wie sehen die nächsten Schritte für Maurice aus?

Erwachsenenfußball tut ihm gut, unter Sandro wird er viel lernen, einen besseren Lehrmeister kann er momentan doch gar nicht haben. Nächstes Jahr oder vielleicht schon im Winter wird es für ihn interessant. Er muss den nächsten Schritt machen, der Maurice ist einfach zu gut. Dann sind wieder alle zufrieden und für unser Konto passt es sicherlich auch.

Wie war Ihre Zeit als junger Spieler beim FC Bayern?

Damals waren die Hierarchien noch extrem. Ich habe heute noch Hornhaut an der Hand vom Koffer schleppen als ich zu den Profis gekommen bin. Wenn der Udo Lattek dir was gesagt hat, dann standest du auch stramm. Beim ersten Training war ich mit dem Wiggerl Kögl auf einem Zimmer. Ich habe gesagt: Hoffentlich fällt mir beim Essen nicht die Gabel runter. So einen Respekt hast du damals gehabt vor den älteren Spielern wie Augenthaler oder Lerby. Aber, wenn du dich im Training voll reingehauen hast, warst du auch sofort integriert. Das hat sich bis heute nicht geändert.

Manni Schwabl auf der Bank des FC Bayern mit Labbadia, Sternkopf und Schumacher.
Manni Schwabl auf der Bank des FC Bayern mit Labbadia, Sternkopf und Schumacher. – Foto: Pressefoto Rudel/Herbert Rudel/Imago images

Wenn wir in die Zukunft blicken, wie soll es bei Haching weitergehen?

Ich will frühzeitig dafür sorgen, dass junge Leute hier in verantwortungsvolle Positionen reinwachsen. Das ist mir auch wichtig zu sagen: Es gibt keine One-Man-Show Schwabl hier. Natürlich braucht es einen Lokführer, sonst fährt der Zug erst gar nicht los. Aber ein Verein funktioniert nur über das Miteinander. Wenn es gut läuft, kann jeder zusammenhalten. Aber das Präsidium, der Aufsichtsrat sowie die Mitglieder und Aktionäre tragen den Hachinger Weg voll mit, auch wenn es mal nicht so läuft. Dafür bin ich extrem dankbar. Es war ja auch nicht immer alles toll, das muss man auch klar sagen. Ich bin als Präsident in der 3. Liga gestartet, beim Börsengang haben wir die 2. Liga als Ziel aufgerufen, jetzt sind wir in der Regionalliga. Trotzdem wurde ich bei der Aktionärsversammlung vor Kurzem mit 99,99 Prozent bestätigt und entlastet. Da kann man nur den Hut vor ziehen.

„Die ganze Umgebung im Sportpark ist wie ein kleines Paradies.!

Manni Schwabl

Was sind konkrete Ziele für die Zukunft?

Es sollte weiter das Ziel sein, ein solider Zweitligist zu werden und so lange gebe ich Gas. Und dazu die Quote beibehalten, dass rund 80 Prozent des Kaders aus dem eigenen Nachwuchs kommen. Zudem arbeiten wir aktuell in Sachen Stadion an einer vernünftigen Lösung. Und was wir noch weiter ausbauen wollen, ist unser Sozialprojekt „Haching schaut hin.“ Erfolgsgier schließt nicht aus, dass man den Menschen trotzdem in den Mittelpunkt stellt. Das Herz wird bei Haching immer am rechten Fleck sein.

Zehn Jahre Präsident – was war da besonders wichtig?

Man braucht in diesem Job eine Familie, die voll hinter einem steht. Wenn die Familie nicht funktioniert, macht es keinen Sinn. Ich wurde immer von allen Seiten unterstützt, vor allem meine Mama ist schon sehr stolz auf das Projekt Haching. Im Übrigen hat mich meine Tochter Caro damals während einer Opposition davon abgehalten, nicht mehr als Präsident anzutreten und gesagt: „So trittst du nicht ab!“

Und dann ist da noch Sohn Markus.

Wir treten im Trainingslager wie Präsident und Spieler auf. Hier heißt es nicht: Da ist der Bua vom Präsi. Die Tochter vom Markus, Ella, hat kürzlich das erste Mal Opa gesagt. Da habe ich gleich ein Video zugeschickt bekommen. Gibt es denn etwas Schöneres? Ella ist 18 Monate alt, ist natürlich schon Mitglied und hat ein kleines Haching-Trikot. Man sieht: Unterhaching ist meine Welt. Die ganze Umgebung im Sportpark ist wie ein kleines Paradies. Im Hachinger Wirtshaus, das mittlerweile mein Bruder Sepp leitet, wuselt die kleine Ella im traumhaften Biergarten rum und ein paar Meter weiter sind ältere Leute mit dem Rollator. Bei Haching treffen sich so viele verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Generationen und fühlen sich einfach wohl. Das zeichnet einen Verein doch erst aus.

Interview: Nico-Marius Schmitz

Aufrufe: 030.6.2022, 06:26 Uhr
Nico-Marius SchmitzAutor