2024-10-11T12:52:31.388Z

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Solche Szenen wünschen sie sich kommende Saison recht oft: Vor allem in der vergangenen Rückrunde erwiesen sich die Penzberger als offensivstark, es gab viele Tore zu bejubeln. Ihr Potenzial sollen sie jetzt über die gesamte Spielzeit abrufen.
Solche Szenen wünschen sie sich kommende Saison recht oft: Vor allem in der vergangenen Rückrunde erwiesen sich die Penzberger als offensivstark, es gab viele Tore zu bejubeln. Ihr Potenzial sollen sie jetzt über die gesamte Spielzeit abrufen. – Foto: ANDREAS MAYR

Favorit Penzberg? Krebs will „eine Mannschaft formen“

Saisonstart in der Bezirksliga Süd

Der FC Penzberg startet in die neue Bezirksliga-Saison. Von einer Favoritenrolle will Trainer Wolfgang Krebs aber nichts wissen.

Woche für Woche liest Wolfgang Krebs, wie die Gegnerschaft in der Bezirksliga Süd sein Team in den Favoritenstand hebt. Nach der famosen Rückrunde und so manch hochkarätigem Transfer soll nun der FCP an der Reihe sein. So sagen es die anderen. Doch in Penzberg sind die Jahre der Großspurigkeit längst vorüber. „Ich werde mir am ersten Spieltag nicht das Ziel setzen, Meister zu werden. Sondern eine Mannschaft zu formen“, sagt der neue Coach. Da kann die Konkurrenz noch so laut tönen und trompeten – der FCP unter Wolfgang Krebs geht seinen eigenen Weg. Bei all der Vorfreude auf die neue Saison weiß gerade der erfahrene Trainer: Die Meisterschaft entscheidet sich nicht in den ersten Wochen. Aubing und Murnau führt er als bestes Beispiel aus dem Vorjahr an. Beide hatten anfangs mit den Fußballmonstern, zu denen sie im Laufe des Jahres wurden, nichts zu tun.

Krebs soll Team zu einer Einheit formen

An individueller Klasse hat es dem FCP ohnehin selten gemangelt. Gerade der Angriffsapparat ist mit Dominik Bacher, Neuzugang Samir Neziri und Franz Fischer erstklassig besetzt. Torjäger Denis Grgic kommt nach auskuriertem Kreuzbandriss von der Bank – was für ein Luxus. Aber ein Verein wie der FCP hat einen Wolfgang Krebs ja nicht geholt, um seine Top-Leute zu pudern. Krebs ist 57 Jahre alt, er hat früher auf höchstem Amateurniveau gekickt und bezeichnete die Penzberger Spieler schon mal als launische Diven. Da weiß man, was Programm ist. Krebs kommt in die Stadt, um aus dieser Ansammlung an Talent endlich eine Einheit zu kneten, die größer ist als die Summe der Einzelteile. Sein Vorgänger Josef Siegert hat diesen Weg ausgetreten, Krebs soll ihn nun pflastern – und er hat praktisch vom ersten Training an damit begonnen.

Ihm geht es um eine Kultur des Miteinander. Das beginnt bei Kleinigkeiten wie der engen Verbindung zum Stammtisch der Oldies, den Krebs schon besucht hat. Und es endet bei persönlichen Opfern. Keiner in der Mannschaft darf sich über das Team stellen, andersherum darf aber auch niemand seine Verantwortung abladen. Ein Team richtet sich oft nach seinen Anführern aus. Mit Dominik Bacher und Samir Neziri haben sie zwei junge Vorbilder, die exakt Krebs’ Losung verkörpern und vorleben. „Ein Bacher feiert sich und die Mannschaft“, sagt der Coach. Während Neziri ein echter Penzberger sei, eine Maschine auf dem Platz, dazu stets mit einem Lächeln im Gesicht. „Es wird sich zeigen, ob wir ein Team werden“, sagt Wolfgang Krebs. Davon hängen Wohl und Wehe des FCP ab.

Gemeinsam anfeuern gemeinsam feiern: Der neue Trainer Wolfgang Krebs soll die Penzberger Spieler (hier unter anderem Franz Fischer, Mitte,) möglichst schnell zu einer Einheit formen.
Gemeinsam anfeuern gemeinsam feiern: Der neue Trainer Wolfgang Krebs soll die Penzberger Spieler (hier unter anderem Franz Fischer, Mitte,) möglichst schnell zu einer Einheit formen. – Foto: Andreas Mayr

Auf sportlicher Ebene musste der Neue seine Mannen erst kennenlernen. Er wählte den direkten Draht, telefonierte schon in der Rückrunde viel mit den Spielern, um ihre Ansichten und Eindrücke einfließen zu lassen. Penzberg unter Wolfgang Krebs wird nicht 90 Minuten pressen. Gerade im Weltfußball habe man gesehen, dass sich die besten Teams phasenweise zurückziehen. „Das muss man auch können“, findet Krebs. Zweikampf und Stabilität sind zwei Schlagwörter, mit denen er seinen Fußball überschreibt. So hat er schon davor in Berg und Gilching spielen lassen. Ein bisschen weniger Ball-Verliebtheit, ein bisschen mehr Robustheit und Geradlinigkeit. So stellt er sich das vor.

Natürlich erwartet er nicht, dass nach sechs Wochen Vorbereitung alles funktioniert. Die ersten Spiele gingen recht holprig vonstatten. Gegentore häuften sich, gute Ergebnisse ließen lange auf sich warten, erst zum Ende gerieten die Penzberger in ruhigeres Fahrwasser. Alles ist ein Stück weit erklärbar. Spieler wie Benedikt Buchner, Efe Kurtar, Ugurkan Verep oder Franz Fischer versuchen, die letzten Auswüchse ihrer Verletzungen abzuschütteln. Torwart Daniel Baltzer legte den Trainerschein ab, fehlte daher häufiger. Viele boten sich an, alle bekamen auch die Einsatzzeiten, wollten sich mit Vehemenz präsentieren. Da ist klar, dass es Zeit braucht, bis sich diese Masse formt. Im Schnitt trainierte Krebs mit 15 bis 20 Mann, „das ist für jeden Trainer toll“, sagt er. 16, 17 Kicker erarbeiten sich einen kleinen Vorteil, sie bilden den Stammkader zum Start. Aber Krebs wäre nicht Krebs, wenn er nicht gleich den Warnhinweis vorweg setzt: „Es ist wichtig, dass die ersten Elf nicht arrogant werden.“

Start gegen Krebs‘ Ex-Verein Gilching

Zum Auftakt fahren sie an diesem Samstag nach Gilching, zum Ex-Verein ihres Coaches – und damit ein Traumgegner für Wolfgang Krebs. „Ich glaube, die Gilchinger freuen sich, mich wiederzusehen. Aber ich habe nur ein Ziel: die Punkte zu klauen.“ Das Gesuch des TSV, die Partie auf Freitag vorzuverlegen, mussten sie ablehnen. Weil sie am Mittwochabend noch im Pokal (4:0-Sieg beim ASC Geretsried) anzutreten hatten. Nachdem sie im Vorjahr erlebt haben, wie hart es ist, einen verpatzten Saisonstart wieder zu reparieren, setzt Wolfgang Krebs auf frühe Erfolge. „Siege würden uns schon helfen.“ Denn man muss sich nichts vormachen in Penzberg: Ein Team bildet sich noch immer am leichtesten und schnellsten, wenn es gewinnt.

Aufrufe: 029.7.2024, 14:04 Uhr
Andreas MayrAutor