Fürth/Worms. Jubelnd sahen ihn die Wormatia-Fans am liebsten auf dem Spielfeld. Wenn er voller Emotionen oberkörperfrei in Richtung Block der VfR-Anhänger rannte und sich sein unbändiger Einsatzwille und sein Torinstinkt mal wieder ausgezahlt hatten. Angreifer Daniel Kasper. Der Torjäger und Publikumsliebling der Wormatia aus den vergangenen Jahren, der sich in diesem Sommer schweren Herzens aber voller Vorfreude auf den Weg nach Mittelfranken machte, um sich dort der Zweitvertretung von Greuther Fürth in der Bayernliga anzuschließen. Der nächste Karriereschritt für ihn. Ein neues Umfeld. Das Ziel im Kopf, sich auch beim Kleeblatt durchzusetzen und sich damit künftig noch mehr in den Fokus potenzieller Drittligisten zu spielen.
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Seit wenigen Monaten weilt der Stürmer nun schon knapp 260 Kilometer östlich von Worms im Ballungsraum Nürnberg. Und in den ersten Saisonwochen bei seiner neuen Mannschaft, so viel ist offensichtlich, spielt Kasper groß auf. Nach vier Ligaspielen stehen bereits sieben Tore in der Statistik des 22-jährigen Stürmers. Am vergangenen Wochenende folgte dann die Krönung seiner noch kurzen Fürth-Zeit: Viererpack beim 4:1-Auswärtserfolg beim TSV Buchbach. Sieben der zwölf bisherigen Saisontreffer der Fürther, die mit drei Siegen in den ersten vier Spielen gut in die Saison gestartet sind, erzielte Kasper.
Der Angreifer ordnet den gelungenen Saisonauftakt dennoch zurückhaltend ein. „Die großen Kracher kommen erst noch für uns.“ Aufstiegsfavorit Würzburger Kickers, mit Kaspers kongenialem Partner Maximilian Fesser aus der vergangenen Wormatia-Saison beispielsweise. Oder der Lokalrivale, die U21-Mannschaft des 1. FC Nürnberg, mit dem Ex-Wormaten Simon Joachims in ihren Reihen.
Daniel Kasper jedenfalls ist angekommen in Fürth. Inzwischen hat er eine eigene Wohnung, direkt am Trainingsgelände, bezogen. „Bis jetzt ist es in Fürth für mich super gelaufen“, sagt er. „Das hier ist ein gutes Umfeld, wo man in Ruhe arbeiten kann.“ Arbeiten heißt trainieren. Anders als in Worms auch mehrfach mit zwei Einheiten am Tag. Profibedingungen eben. Kasper hat sich in den ersten Wochen daran gewöhnen müssen. Probleme bereitet ihm das keine. „Aber am Anfang war das schon eine Umstellung.“
„Die großen Kracher kommen erst noch“
Nach den Spielen mit Fürth, meistens am Samstagmittag, fährt Kasper in der Regel in die hessische Heimat. „Abschalten“ wie er sagt. Wenn es die Zeit zulässt, schaut er dann auch bei der Wormatia vorbei. Zuletzt war er bei der Saisoneröffnungsfeier. Zur Heimpremiere gegen Aufstiegskonkurrent Schott Mainz in dieser Saison passte es zeitlich nicht – sein Viererpack-Spiel verhinderte einen Besuch in der EWR-Arena. Lob hat er für seine ehemaligen Teamkollegen dennoch parat. „Aber ich sehe mir dann schon die Highlights an und muss sagen, wenn man das 2:2 in der Nachspielzeit mit einem 3:2-Siegtreffer kontert, sagt das schon viel über die Mannschaft aus.“
In Worms freuen sich die Wormaten wenn sie Kasper trotz des Abgangs weiter regelmäßig sehen. Der in der Jugend des SV Darmstadt ausgebildete Büttelborner hat Spuren hinterlassen an der Alzeyer Straße. Vor der Saison 2021/2022 vom damaligen VfR-Chefcoach Kristjan Glibo verpflichtet, nahm seine positive Entwicklung über Teileinsätze seinen Lauf. In der Oberliga-Aufstiegsrunde wurde er dann immer mehr zum Faktor im Wormatia-Spiel (elf Spiele, vier Tore). Unvergessen dabei sein Fallrückzieher-Treffer beim SV Gonsenheim mit anschließender Meisterfeier mit rund 1000 mitgereisten Wormaten auf der Bezirkssportanlage in Mainz-Mombach. Alleine mit dieser Aktion hatte sich Kasper ins Gedächtnis der Wormatia-Fans geschossen.
Nach einer von Verletzungen geplagten Regionalliga-Spielzeit 2022/2023 trumpfte Kasper in der vergangenen Saison dann so richtig auf. Im ersten Halbjahr erzielte der Stürmer in 22 Partien sagenhafte 20 Treffer und sagte damals in einem Interview: „So gut wie aktuell, war ich wahrscheinlich noch nie.“ Doch zur vergangenen Saison gehört neben der phänomenalen Hinserie auch das schwache zweite Halbjahr, in dem Kasper eine Systemumstellung auf zwei Angreifer zu schaffen machte, die Mannschaft einen Leistungseinbruch erlebte, „Vorlagen-König“ Fesser verletzt ausfiel und der Angreifer selbst mit seinen Leistungen nicht zufrieden war.
Auch wenn der Kasper-Abschied aus Worms also nicht auf einen sportlichen Höhepunkt folgte, war die Trennung eine sehr freundschaftliche. Und der Wechsel hat sich, Stand jetzt, ausgezahlt. Kasper ist ein Faktor in seiner neuen Mannschaft, trainiert unter Profibedingungen – und ist in Worms nach wie vor ein besonders gern gesehener Gast.