Worms. Stürmer Jan Dahlke grätschte am Mittelfeldkreis, sodass der Ball Richtung Kapitän Sandro Loechelt holperte. Der sicherte den Ballbesitz in seinem Zweikampf mit einem langen Bein und leitete den nächsten Angriff ein, der nur zwei Pässe später in einem Ballverlust mündete. Diese Szene stand symptomatisch für dieses Spiel. Denn der Einsatz und der Wille waren den Spielern des VfR Wormatia Worms bei der 0:2 (0:1)-Heimniederlage im Traditionsduell gegen die TuS Koblenz nicht abzusprechen. Allerdings glückte der Wormser Offensive wie in den vergangenen Wochen auch beim Pflichtspieldebüt des neuen Trainers Marco Reifenscheidt wenig bis gar nichts. Von einem Punktgewinn waren die Wormser weiter weg, als es das Endergebnis vermuten lässt.
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„Leider wieder unser altes Gesicht gezeigt“
Wormatia-Kapitän Loechelt war im Anschluss des Spiels etwas ratlos. „Wir haben alles versucht, alles gegeben, aber nach drei Tagen mit einem neuen Trainer kann man natürlich auch keine Wunder erwarten.“ Aber dennoch, so der Spielgestalter, habe er sich und seiner Mannschaft gewünscht, die Leistung, die das Team in der ersten Halbzeit zeigte, nach Wiederanpfiff bestätigen zu können. „Wir wollten 90 Minuten kämpfen und beißen, aber insgesamt war das nach vorne zu wenig. Und hinten haben wir leider wieder unser altes Gesicht gezeigt.“
Jenes Gesicht, was den Wormaten seit Wochen und Monaten Punkte kostet. Ein frühes Gegentor, bei dem die rechte Abwehrseite im Strafraum der Wormser offenstand und Lukas Tuscherer, ein Ex-Spieler von Reifenscheidt aus Eisbachtaler Zeiten, den Ball cool zur Gäste-Führung versenkte (7.). Doch anders, als von vielen der 1021 Zuschauern erwartet, blieb die Wormatia-Mannschaft im Anschluss mutig. Sie strahlte zwar keine Torgefahr aus, verteidigte die wenigen guten Angriffe der Gäste aber ohne größere Probleme. Reifenscheidt sagte: „Bei uns sind nach dem Rückstand nicht die Köpfe runtergegangen. Wir haben weiter versucht mitzuspielen.”
Allerdings blieb es beim Versuch. Es fehlten zielstrebige Offensivaktionen der Wormaten – Angreifer Jan Dahlke wurde von seinen Mitspielern über das gesamte Spiel in keinerlei nennenswerte Abschlussposition gebracht. Reifenscheidt analysiert: „Wir haben es Koblenz zu einfach gemacht zu verteidigen und es nicht geschafft, die Koblenzer-Innenverteidiger-Wand in Bewegung zu bekommen.” Heraussprangen für das engagierte, aber ungefährliche Heimteam dadurch lediglich Halbchancen. Aussichtsreiche Umschaltmomente über Loechelt (24.) und Ivan Smiljanic (28.) wurden außerdem nicht konsequent zu Ende gespielt.
Und weil die Wormser eben wieder einmal nach einem Gäste-Standard ein Gegentor kassierten – Marcel Wingender stand nach einer Freistoß-Flanke in dessen Folge der Ball an den Pfosten des VfR-Tores klatschte goldrichtig und drückte den Ball über die Linie (71.) – war das Spiel nach diesem Treffer bereits entschieden. Außer zu einem Dahlke-Kopfball (79.) kamen die Wormaten nicht mal ansatzweise noch zu gefährlichen Torabschlüssen. Loechelt sagt: „Das sind nach und nach Rückschläge, die wir aktuell einstecken und durch die wir einfach durchmüssen.“ Der Kapitän hofft, „dass wir demnächst auch mal wieder das 1:0 machen und es dann hoffentlich endlich klick macht.”
Wormatia-Team nach dem 0:2 ohne Ideen
Das machte es nach zweiten Gegentor bei den Wormaten definitiv nicht. Und auch Wormatia-Coach Reifenscheidt attestierte seinen Spielern in der Schlussviertelstunde „wenig Ideen“, nahm die Mannschaft nach nur drei gemeinsamen Trainingseinheiten aber sofort in Schutz. „Ein neuer Trainer hat immer neue Ideen und wir werden daran arbeiten, dieses künftig zusammen umzusetzen.“ Dennoch dürfte dem Coach vor allem die Schlussviertelstunde verdeutlicht haben, wie viel Arbeit auf ihn und sein Trainerteam zukommen wird. Die VfR-Spieler scheuten in der Schlussphase jedes Risiko, spielten unzählige Sicherheitspässe hinten rum, fabrizierten Missverständnisse und hatten praktisch kein richtiges Aufbauspiel. Die langen Bälle verteidigten die Koblenz-Abwehrspieler allesamt problemlos. Reifenscheidt sagt: „Wir wollten mit Herzblut auftreten und stabiler stehen.“ Das Ergebnis zeige, so der Trainer, dass das nicht ganz geklappt habe. Aber: „Wir werden alles dafür tun, um aus dieser Spirale rauszukommen.“