2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Daniel Berlin

Ex-Kicker aus Stade musste schon Trainer feuern

„Geile Zeit“ bei A/O +++ Studium als Videoanalyst

Denny Schiemann war Fußballer in Stade, bei A/O und in Hamburg. 2022 wechselte er in den Stab des Regionalligisten Eintracht Norderstedt. Als Sportlicher Leiter hat er schon einen Coach entlassen. Wie sich das anfühlt und wie er seinen Job definiert.

Denny Schiemann erinnert sich nicht gern an die Tage Anfang Oktober 2023. Da war er noch keine vier Monate im Amt und musste bereits eine unpopuläre Entscheidung treffen. Der Fußball-Regionalligist FC Eintracht Norderstedt trennte sich von Trainer Olufemi Smith. Vorstand, Präsidium und er, Schiemann als Sportlicher Leiter, entschieden einstimmig.

„Das hat sich ziemlich scheiße angefühlt“, sagt Schiemann heute. Das müsse er nicht noch einmal haben. Er habe schließlich keine besonders ausgeprägte sadistische Ader. „Das ist eine Niederlage für alle Seiten. Es gibt keine Gewinner“, sagt Schiemann. Aber Trainerentlassungen gehören zum Job.

Der Effekt blieb übrigens aus. Norderstedt quält sich weiter durch die Regionalliga Nord und hat in 19 Spielen erst 23 Punkte gesammelt. Das reicht gerade für Platz zwölf. Jetzt heißt der Trainer Max Krause. „Die Leistungen sind nicht gut. Aber wir müssen Ruhe bewahren“, sagt Schiemann. Es sei wichtig, Entscheidungen nicht aus der Emotion heraus zu treffen.

„Geile Zeit“ bei A/O

Denny Schiemann war im Landkreis Stade eine Nummer als aktiver Fußballer. Seit der C-Jugend kickte er beim VfL Stade. Bei den A-Junioren spielte er unter Trainer Stefan Buchholz. Eine halbe Landesliga-Saison lief danach ganz gut. „Aber ich war damals noch ein bisschen hitzköpfiger. Ich wollte viel, war ehrgeizig, habe es aber nicht auf die Platte bekommen“, sagt Schiemann. Er wechselte zur SV Ahlerstedt/Ottendorf und erlebte dort unter Trainer Hartmut Mattfeldt „eine richtig geile Zeit“. Nur der Aufwand wurde Schiemann zu viel.

Seine Ausbildung zum Industriekaufmann in Hamburg endete. Schiemann war längst nach Hamburg gezogen. Er heuerte bei Altona 93 an, spielte bei Paloma. Die Hamburger Oberliga war attraktiv. Als Denny Schiemann Vater wurde, beendete er schließlich seine aktive Laufbahn. Seinen beruflichen Plan setzte Schiemann parallel um. Heute ist sein Sohn knapp zwei Jahre alt.

Der ehemalige Stader studierte Wirtschaftspsychologie, er arbeitet heute für einen Internetriesen im Hauptjob und eben weiter sportlich im Nebenjob. „Aber Fußball ist mehr als ein Nebenjob“, sagt Schiemann. Er steckt Leidenschaft rein. Er will nichts ausschließen für die Zukunft.

Studium als Videoanalyst

Fußballspiele kann Denny Schiemann seit einem Studium in Köln professionell analysieren. Als Analyst rutschte er bei der Eintracht in den Stab. Seitdem er Sportlicher Leiter ist, hat er die Arbeit abgegeben und beschränkt sich auf die Personalplanung. Ob er das gut kann, wird sich erst im Sommer 2025 herausstellen. Dann ist die erste Saison vorbei, für deren Kaderplanung Schiemann alleinverantwortlich war.

Erfolgreich sein will die Eintracht mit gestandenen Regionalligaspielern, den besten Kickern aus der Hamburger Oberliga und den Eigengewächsen aus der Nachwuchsabteilung. Schiemann muss netzwerken, den Hamburger Markt beobachten, mit kleinem Budget das Maximum herausholen. „Primäres Ziel ist immer der Klassenerhalt“, sagt Schiemann. Außerdem wolle die Eintracht den Ort Norderstedt als Regionalliga-Standort erhalten. „Wir wollen die Nummer eins unter den semiprofessionellen Teams in der vierten Liga sein“, sagt Schiemann.

Mit Bauchschmerzen nach Hause

Die SV Drochtersen/Assel zählt Schiemann zum anderen Block der Regionalligisten. Zu den ambitionierten Teams, zu den professionelleren. Die 0:1-Niederlage gegen die Drochterser vor einigen Tagen war für ihn schmerzhaft. In Überzahl hatte es die Eintracht nicht geschafft, D/A zu schlagen. „Nach dem Spiel war ich platt. Ich bin mit Bauchschmerzen nach Hause gefahren“, sagt er. Fußball sei wichtig und ein großer Teil seines Lebens. Aber es gibt wichtigeres.

Aufrufe: 01.3.2024, 08:00 Uhr
Tageblatt/Daniel BerlinAutor