2024-05-17T14:19:24.476Z

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– Foto: Struwe

Ex-HSV-Profi Stefan Schnoor: Warum das einstige Raubein den Deinster SV coachte

Hoher Besuch beim Deinster SV: Der frühere Bundesliga-Profi Stefan Schnoor (52) leitete eine Trainingseinheit des Kreisligisten und erzählte bei Currywurst die ein oder andere Geschichte aus vergangenen Tagen.

Als die Spieler des Deinster SV hörten, wer ihr Training am Donnerstagabend leiten würde, klingelte es bei einigen. Zwar war vor allem bei jüngeren Spielern eine kurze Google-Suche nötig, doch von Stefan Schnoor gehört hatten sie alle. Nahezu 400 Pflichtspiele (unter anderem für Hamburger SV, Derby County, VfL Wolfsburg) hat Schnoor auf dem Buckel. Auf dem Platz sei er für seine beinharte Gangart bekannt gewesen, er käme über Mentalität anstatt Qualität, so die Deinster.

Vor dem Training war allerdings noch alles ruhig. Leger gekleidet steht Schnoor in einer kleinen Runde auf dem Rasen des Deinster Sportplatzes und erzählt von Begegnungen mit Drochtersens Rigo Gooßen, aus seiner Zeit als Sportdirektor beim VfB Lübeck. Schnoor ist nach Deinste gekommen, weil er seit 2021 in der HSV-Fußballschule als Trainer mitwirkt. Dank Simon Köster, dem Leiter der Fußballschule, besteht die Kooperation mit dem Deinster SV seit nunmehr 16 Jahren.

Professionalität beeindruckt Schnoor

Nach und nach kommen die Spieler auf die Sportanlage. Neben den bekannten Gesichtern steht heute ein ehemaliger Bundesliga-Profi. Für Deinstes Trainer Filippo Callerame sei es sehr spannend zu sehen, wie Schnoor in der Ansprache vorgehe und wie er in Übungen eingreife. "Von so einem Training kann man sehr viel lernen", sagt Callerame.

Die Spieler bringen sich auf Betriebstemperatur. Stefan Schnoor feuert bei seiner Ansprache den ersten lockeren Spruch ab. Er freue sich, dass er heute niemandem die Schuhe binden müsse. Dass er es heute nicht mit Kleinkindern zu tun hat, zeigt sich im darauffolgenden Aufwärmprogramm, samt einer Einheit Krafttraining, die Co-Trainer Sascha Förster leitet. "Die Professionalität ist für einen Kreisligisten sehr beeindruckend", sagt Schnoor. Er beobachtet das Geschehen aus der Entfernung, gemeinsam mit Trainer-Kollege Callerame.

Der Fokus beim Training liegt auf den Basics

Nach einer halben Stunde teilt sich das Team in zwei Gruppen auf. Bei Stefan Schnoor gibt es auf der einen Platzhälfte eine Spielform, auf der anderen gibt es eine Kombination aus Pass- und Torschussübung, die Callerame zeitweise überwacht. Seine Aufmerksamkeit schenkt er primär Stefan Schnoor. Der greift bei seiner Gruppe nach einiger Zeit ein, erklärt, wie sich die Spieler im Ballbesitz verhalten sollen. Er hält seine Erklärung simpel. "Es sind ja keine Profis", sagt Schnoor.

Der Ex-Profi arbeite sowieso lieber mit Amateuren zusammen, so Schnoor. "Hier kommt es auf die Basics an, deswegen greife ich dort viel ein." Daher habe er auch keinen speziellen Ansatz für das Training gewählt.Auch in der abschließenden Spielform ist Schnoor in seinem Element. Schnoor unterbricht, denn die Spieler versuchen zu zaubern. Ein Hackentrick hier, ein Pass mit dem Außenrist da, bleiben ohne Erfolg. "Wenn ihr das könntet, würdet ihr in der Bundesliga spielen", ruft Schnoor über den Platz, ermahnt die Spieler, es simpel zu halten. Die Spieler hören auf ihn. "Es läuft besser, oder?", fragt Schnoor bei der nächsten Unterbrechung in die Runde. "Das müsstet ihr jetzt merken."

Schnoor plaudert bei Currywurst aus dem Nähkästchen

Das 90-minütige Training ist kurzweilig. Zum Abschluss kommen noch einmal alle zusammen. Stefan Schnoor bekommt ein Deinste-Pullover zum Dank geschenkt. Im Anschluss genehmigt sich Stefan Schnoor eine Portion Currywurst, während er an der Theke des Deinster Vereinsheims lehnt. Von dort aus beantwortet er in der nächsten Stunde die Fragen der wissbegierigen Deinster zu seiner Karriere und dem Profitum.

Fragerunde: Bester Mitspieler und nervigster Gegenspieler

Stefan Schnoor erzählt, wie er in der Bundesliga Fuß fasste und die EM 1996 verpasste, weil ein gewisser Oliver Bierhoff an seiner Stelle in den Kader berufen worden war. Er berichtet von den fast schon satanistischen Quälereien des Felix Magath, die er am eigenen Leib erfahren musste und von seinem Weg in die Premier League in England, der "coolsten Zeit" seiner Karriere. Mit Stefan Effenberg habe er den besten Mitspieler seiner Karriere gehabt, Ulf Kirsten sei derweil der nervigste Gegenspieler gewesen. "Ich würde alles genauso noch einmal machen", sagt Schnoor.

Nach einer Stunde mit Fragen ist für Stefan Schnoor Feierabend. Er kann sich vorstellen, mal für ein Spiel in Deinste vorbeizuschauen, was sich in den nächsten Wochen lohnen könnte. Der Deinster SV trifft bereits am Sonntag (15 Uhr) im Topspiel auf den VfL Güldenstern Stade II.

Aufrufe: 016.10.2023, 17:30 Uhr
Tageblatt / Von Tom StahmannAutor