2024-04-16T09:15:35.043Z

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Ein ganz besonderes Training gab es für eine Grundschulklasse.
Ein ganz besonderes Training gab es für eine Grundschulklasse. – Foto: Marcel Eichholz

Ex-Bundesliga-Profis bringen Schüler auf Trab

Die Fußballer Michael Klinkert und Marcel Witeczek geben in der Grundschule Mittelhaan eine etwas andere Sportstunde.

Energiegeladen laufen die Kinder an Michael Klinkert und Marcel Witeczek vorbei in die Sporthalle. Zwei gestandene Männer, die spannende Jahre im Profifußball erlebt haben, Erfolge mit namhaften deutschen Vereinen feierten. Den Grundschülern sind sie weitestgehend unbekannt. Die tragen Trikots aktuell angesagter europäische Top-Clubs wie Paris-Saint-Germain oder deutsche Nationaltrikots – mit Namen von Stars wie Kylian Mbappé oder Marco Reus.

Vielleicht träumen die Kinder auch davon, in großen Stadien vor Millionen von Zuschauern zu spielen, wie einst Klinkert und Witeczek. Doch um dorthin zu gelangen und zu kicken wie die Profis, braucht es nicht nur Talent, stellen die Ex-Bundesligaspieler schnell klar. „Du kannst noch so ein toller Fußballer sein, wenn du dem Trainer nicht zuhörst und ständig den Ablauf störst, wirst du Schwierigkeiten haben, dass sich ein guter Verein für dich interessiert“, lässt der Ex-Profi von Schalke 04 und Borussia Mönchengladbach, Michael Klinkert, einen energiegeladenen Jungen gleich bei der Begrüßung wissen.

Klinkert und sein ehemaliger Vereinskollege und langjähriger Freund Marcel Witeczek haben sich in der Sporthalle eingefunden, um den Drittklässlern an diesem Vormittag eine besondere Sportstunde zu bescheren. Es geht nicht um Leistung, sondern um Spaß und um die wichtigen Werte, die auch ihnen einst der Sport vermittelte: Disziplin und gegenseitiger Respekt. Werte, die nicht nur auf dem Platz von Vorteil sind, sondern auch abseits davon im alltäglichen Leben.

Spätestens als sich die beiden früheren Profis in der Runde kurz vorstellen, von ihren Stationen bei Bayern München, Schalke 04 oder Borussia Mönchengladbach erzählen und ihre Erfolge im Schnelldurchlauf auflisten, scheint es dem ein oder anderen fußballaffinen Jungen klar zu werden, dass hier nicht irgendwer mit ihnen trainieren will, sondern waschechte Profis, die dort waren, wo einige von ihnen vielleicht noch hinwollen. Entsprechend motiviert starten einige in die Übungsstunde.

Corona-Pandemie hat Spuren hinterlassen

Das Aufwärmtraining ist herausfordernd. Traben, Laufen und Sprinten: An jeder Seite der Halle wird eine neue Übung durchgeführt. Erst leichtes Traben, seitliches Laufen, dabei die Arme kreisen lassen oder die Knie schön anziehen. Schließlich ein kurzer, aber schneller Sprint über die lange Hallenseite. Einige Kinder keuchen schon jetzt mit hochrotem Kopf. Die einen ziehen das Training dennoch pflichtbewusst im Rahmen ihrer Möglichkeiten durch, andere stehen kurz vor dem Abbruch.

Die Auswirkungen einer langen Pandemie ohne Sport und Bewegung, weiß Snjezana Szymaniak, Fachberaterin für Prävention bei der AOK, zuständig für Schulen und Kitas im Kreis Mettmann. Mit der Schultour, sagt die Fachfrau, „wollen wir vor allem den Kindern Spaß und Freude an der Bewegung vermitteln. Außerdem sollen sie mehrere Facetten des Fußballs kennenlernen. Dieser Sport besteht nämlich nicht nur aus reinem Bolzen“.

Bei der nächsten Übung stellt das Marcel Witeczek unter Beweis. Er rückt die Hand-Kopf-Koordination in den Fokus, stellt die Kinder in einem Kreis um sich herum auf und erklärt die Spielregeln: „Ich werfe euch gleich den Ball zu. Wenn ich Kopf sage, müsst ihr den Ball mit der Hand fangen. Sage ich Hand, köpft ihr mir den Ball zurück. Wer es falsch macht, muss eine Runde um den Kreis laufen.“ Klingt einfach, ist es aber nicht. Diese Übung fordert, neben einer gewissen körperlichen Fähigkeit, auch eine schnelle Reaktion. Im ersten Durchgang schaffen es nur die wenigsten, auf die vertauschten Kommandos richtig zu reagieren. Bei jedem weiteren Versuch werden die Kinder sicherer und immer mehr überwinden die Herausforderung.

Starker Schuss bringt Hausaufgabenfrei

Zum Abschluss dürfen die Kinder ihre ganze Kraft in den Ball legen: Torschießen mit Geschwindigkeitsmessung steht an. Die Lehrerin darf es vormachen und kommt mit ihrem Schuss auf 59 Stundenkilometer. „Wer es schafft, mit mehr Geschwindigkeit zu schießen, bekommt einmal hausaufgabenfrei“, verspricht Witeczek. Die Lehrerin schmunzelt und willigt ein.

Die Motivation ist bei einigen besonders hoch. Andere, vor allem Mädchen, treten eher zaghaft und verängstigt vor den Ball. Am Ende erreicht Nils mit seinem kraftvollen Schuss 74 Stundenkilometer und gewinnt damit einen hausaufgabenfreien Nachmittag. „Das war richtig cool“, sagt Julian (8). „Das Schießen hat am meisten Spaß gemacht.“ Er spielt Fußball bei der SSVg 06 Haan und würde sich auch mehr Fußball im Sportunterricht wünschen. Leni (9) spielt zwar keinen Fußball im Verein, hatte aber trotzdem Spaß. „Die Kopfbälle waren ein bisschen schwer, aber das war eine tolle Sportstunde“, stellt sie fest.

Aufrufe: 024.5.2023, 14:45 Uhr
RP / Cristina Segovia BuendíaAutor