Ex-Bayernliga-Stürmer Christoph Hüttl und Gerry Hillringhaus, der für den TSV 1860 und den FC Bayern spielte, bilden das Torwart-Duo von Bad Heilbrunn.
München – Wenn ein Verein aus Landesliga absteigt, peilt er in der Regel schnellstmöglich den Wiederaufstieg an. Der 1. FC Garmisch-Partenkirchen hat es vorgemacht, doch in Bad Heilbrunn ticken die Uhren anders. Der Verein betont immer wieder, dass die Bezirksliga perfekt zum HSV passe, obwohl die Grün-Weißen zu den absoluten Spitzenmannschaften der Liga gehören.
Wenig verwunderlich, dass beim untypischen Top-Team auch ein ungewöhnlicher Keeper im Kasten steht. Christoph Hüttl zählt auf der Linie zu den besten Torhütern der Liga, doch der HSV-Keeper ist ausgebildeter Feldspieler und dazu noch ein richtig Guter. Mit Anfang 20 kickte er für den BCF Wolfratshausen in der Bayernliga. Auch deshalb setzte ihn Trainer Lang im vergangenen Jahr häufig als Feldspieler ein. Wenn Hüttl einmal fehlt oder im Feld gebraucht wird, dann darf Ersatz-Keeper und Torhüter-Legende Gerry Hillringhaus wieder mal seine Handschuhe aus dem Keller holen.
Wie Ende April, als der 60-Jährige beim 3:1-Erfolg über Hellas München bei den Grün-Weißen das Tor hütete. Hillringhaus hat eine beeindruckende Vita: In den 80er und 90er Jahren spielte er für einige Jahre für TSV 1860 München und den FC Bayern und hat seine Fußballkarriere eigentlich vor Jahren beendet. In Bad Heilbrunn ist der Feinmechaniker als Torwart-Trainer beschäftigt, wenn Not am Mann ist, streift er sich das Torwart-Trikot aber noch einmal über.
Die Fitness für 90 Minuten Bezirksliga holt sich Hillringhaus jede Woche im Training. „Wir haben da einmal die Woche unseren Spaß“, erzählt Hüttl. „Wir ratschen viel, auch über Eishockey und machen dann unsere Übungen.“ Sein Torwart-Trainer ist da etwas ehrgeiziger, spricht über seinen Schützling aber nur in den höchsten Tönen: „Er ist ja ein wahnsinnig guter Torwart, wenn er nur ein bisschen mehr machen würde. Was da möglich wäre.“ Hüttl will und kann aber nicht mehr machen, seinen Fokus hat er auf seinen Beruf gelegt, alles andere ist nicht drin. Hillringhaus versteht das, schließlich verdient Hüttl mit dem Fußballspielen kein Geld.
In der Mannschaft prahlt der Ex-Profi nicht oft mit seinen Geschichten, nur manchmal plaudert er aus dem Nähkästchen. „Der Gerry ist einzigartig unter der Sonne“, sagt Trainer Lang. „Menschlich ist er ein Riese. Die Spieler lieben ihn.“ Die Wertschätzung findet aber beidseitig statt. Der Torwart-Trainer schwärmt von Bad Heilbrunn. Besonders angetan ist Hillringhaus vom Teamgeist und dem Einsatz, den die HSVler jede Woche für ihren Verein leisten.
Auch deshalb hat Hillringhaus seinen Vertrag als Torwart-Trainer gemeinsam mit dem Trainerteam verlängert. Mittlerweile plant er in Bad Heilbrunn den Aufbau einer Torwartschule. Denn klar ist: Ewig will Hillringhaus nicht mehr im Tor stehen. Wenn der Verein aber weiterhin keinen Keeper findet und es die Gesundheit zulässt, wird er sich auch mit 61 nochmal zwischen die Pfosten stellen. In Bad Heilbrunn ticken die Uhren eben anders. (btfm)