2025-12-03T05:51:34.672Z

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Erfolgreicher Abschied: In seinem letzten Spiel für Wehen-Wiesbaden gewann Emanuel Taffertshofer (re.) Ende Mai den Hessenpokal gegen Kassel. Im Elfmeterschießen erzielte Taffertshofer das entscheidende Tor.
Erfolgreicher Abschied: In seinem letzten Spiel für Wehen-Wiesbaden gewann Emanuel Taffertshofer (re.) Ende Mai den Hessenpokal gegen Kassel. Im Elfmeterschießen erzielte Taffertshofer das entscheidende Tor. – Foto: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Jan-Ni

Ex-1860-Profi Taffertshofer genießt Karriere im Fußball-Paradies

„Ist richtig cool“

Der deutsche Fußballprofi erlebt mit seiner Familie ein neues Leben auf der Mittelmeerinsel und denkt über einen längeren Verbleib nach.

Seinen Namen haben die Einheimischen längst in ihre Sprache übersetzt. Aus Emanuel ist Manolis geworden im Westen von Zypern. Emanuel Taffertshofer hat sich schnell in seiner neuen Heimat Paphos eingefunden. Bereits nach den ersten Monaten sagt er: „Ich könnte mir schon vorstellen, zwei, drei Jahre hier zu bleiben.“ Der Fußballprofi verlegte seinen Arbeitsplatz in diesem Sommer in die Sonne. Selbst im November reichen die Temperaturen gelegentlich noch an die 30 Grad heran. Beim Erstligisten Akritas Chlorakas stürzte sich Taffertshofer mit 30 Jahren in sein erstes Auslandsabenteuer.

Das hat natürlich auch mit seinem Bruder Uli zu tun. Voriges Jahr zog der nach Mallorca. „Ich hab’ gesehen, dass es richtig cool ist“, sagt Emanuel Taffertshofer. Eine ähnliche Erfahrung stand schon früher auf seiner Wunschliste. Hauptsache warm sollte es sein. Wie sein Berater dann das Angebot aus Paphos auftat, ging alles recht schnell. Nach einem Telefonat mit dem Sportdirektor sagte der Fußballprofi zu. Freilich wusste er zu dem Zeitpunkt nicht genau, was ihn erwartet.

Heimspiele vor etwa 500 Zuschauern

Das Leben auf der Mittelmeerinsel ist ja kaum zu vergleichen mit Deutschland. Das fängt an bei Kleinigkeiten wie etwa Toiletten, an denen die unterentwickelte Infrastruktur abzulesen ist. Aber die stört im Alltag kaum, weil wiederum die Menschen so verdammt nett, hilfsbereit und offen gegenüber Gästen sind. Mit Frau und Kindern wohnt er in einem kleinen Dorf nahe am Meer, das vom Tourismus lebt. Selbst um diese Jahreszeit geht man dort gerne schwimmen.

Beschaulich ist auch das passende Wort für alles, was sich im Stadion abspielt. Während bei den großen Traditionsklubs schon mal an die 10 000 Menschen zuschauen, kommen zu den Heimspielen von Akritas Chlorakas um die 500 Zuschauer ins kleine, ziemlich alte Stadion. Die fiebern dafür „sehr emotional“ mit, wie Taffertshofer sagt. Schließlich geht es in der Ersten Liga um den Klassenerhalt.

Für dieses Ziel haben sie den Mann aus Deutschland als Verteidigungsminister angestellt. Vor der Abwehr soll er bereits das Gröbste entschärfen. In der Vorbereitung hängte sich der 30-Jährige dermaßen rein, dass keine Fragen aufkamen. Emanuel Taffertshofer ist Stammspieler, längst angesehen von den Kollegen, weil er taktisch so viel drauf hat. Der Fußball im Süden Europas ist ein anderer. Unbekümmert, locker, offensiv. Wer im Spiel einen Beinschuss provoziert, wird nicht ausgewechselt, sondern ermutigt. „Das ist nichts Besonderes hier“, erklärt Taffertshofer.

Er hingegen ist der Gegenpol. Wer aus den deutschen Profiligen kommt, wird hochgeschätzt. Über 200 Partien hat der Abertshauser in Zweiter und Dritter Liga für Wehen-Wiesbaden, Sandhausen, Würzburg und 1860 München absolviert, seinen Herzensverein, den er noch immer verfolgt, sich mit ehemaligen Mitspielern austauscht. Die Liebe zu den Löwen, für die er zwölf Jahre auflief, geht nicht weg. „Für Sechzig zu spielen, ist absolut geil“, sagt er. Genauso aber auch, dass er derzeit auf Zypern sehr glücklich ist. An Griechisch, die Landessprache, hat er sich noch nicht herangewagt. Praktisch überall wird auf Englisch kommuniziert. „Und zwar sehr gut.“

Weiter Kontakt in die Heimat

Es ist aber auch schon vorgekommen, dass eine Horde Deutscher bei Heimspielen Transparente und sein Trikot hochgehalten haben. „Da fühlt man sich kurz heimisch“, sagt Emanuel Taffertshofer. Der Kontakt in die Heimat besteht weiterhin. Vor allem mit früheren Weggefährten aus Wehen-Wiesbaden tauscht er sich gerne aus. Auch die Bundesliga verfolgt er deutlich intensiver als früher.

Weil endlich einmal Zeit dazu bleibt. Im Kindergarten hat er ein paar deutsche Eltern kennengelernt, die nach Zypern ausgewandert sind. Schätzungsweise leben auf der Insel an die 25 000 Deutsche. Nur ein deutsches Lokal ist ihm noch nicht untergekommen, was nicht weiter dramatisch ist. Das Essen, das nahe dran am Griechischen ist, schmeckt. Der Verein bietet ihm dreimal am Tag eine Mahlzeit an. Auch deshalb kann sich Taffertshofer vorstellen, dass aus dem Abenteuer ein mehrjähriges wird. Sein Vertrag läuft bis Ende der Saison.

Aufrufe: 013.11.2025, 09:24 Uhr
Andreas MayrAutor