2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Vor seinem 100. Pflichtspiel im Löwen-Trikot: Erik Tallig (l.), hier mit Reporter Jacob Alschner.
Vor seinem 100. Pflichtspiel im Löwen-Trikot: Erik Tallig (l.), hier mit Reporter Jacob Alschner. – Foto: Stefan Matzke

Erik Tallig will „in der 2. Bundesliga spielen“ – Bekenntnis zu 1860 auch bei verpasstem Aufstieg

Löwen-Allrounder im Interview

Erik Tallig wandelt beim TSV 1860 zwischen Stammelf und Auswechselbank. Gegen Oldenburg meldete er sich mit Nachdruck zurück und schreibt den Aufstieg noch nicht ab.

München – Wenn Erik Tallig (23) am Samstag (14 Uhr, Magenta-Sport) in der Hänsch-Arena in Meppen für den TSV 1860 auf dem Platz steht, wird es ein besonderes Pflichtspiel sein für den Chemnitzer: sein 100. im Löwen-Dress. Zeit also, im Interview nach drei Jahren Zwischenbilanz zu ziehen.

Mit unserer Zeitung sprach Tallig über seine Entwicklung seit seinem Wechsel nach München, die laufende Saison mit ihren Höhen und Tiefen und über seine Zukunft. Samt Versprechen, das Löwen-Fans freuen wird.

TSV 1860: Tallig will zeigen, dass er noch da ist

Herr Tallig, wir starten mit einem Blick zurück. Sie sind jetzt über drei Jahre beim TSV 1860. Als was eigentlich? Ex-Trainer Michael Köllner zählte Sie in seinem Team nicht zu den Achtern dazu, auf die es sportlich aktuell ankommt.

Ich bin als junger Spieler zu Sechzig gekommen, wollte zeigen, was ich kann. Zwischenzeitlich war ich Stammspieler, nicht immer auf der Achter, sondern auch auf der Außenbahn. In den letzten Wochen hat Michael Köllner anderen Spielern den Vorzug gegeben, das passiert im Fußball. Ich kann mir nichts vorwerfen, ich habe jedenfalls immer Gas gegeben.

Sehen Sie sich denn als Achter?

Wenn wir mit zwei Achtern spielen, bin ich gerne einer davon. Außen kann ich auch spielen, auf beiden Positionen fühle ich mich wohl. Wenn wir im 4-2-3-1 mit nur einem Spieler zentral spielen, sehe ich mich auch eine Reihe weiter hinten: auf der Sechs. Aber dann brauche ich einen defensiven Spielertypen neben mir.

In Oldenburg saßen Sie zu Beginn auf der Bank. Dann wurden Sie eingewechselt – und trafen nur sieben Minuten später sehenswert ins lange Eck zum 1:0. Wie viel Frust steckte in diesem Schuss?

Als der Ball drin war, fiel viel Ballast von mir ab. Ich wollte einfach zeigen, dass ich noch da bin – und das habe ich getan, denke ich. Ich bin noch da. Es tat gut, so ein Tor zu schießen.

TSV 1860: Mehr Kommunikation nach Köllner-Aus

Nach einem furiosen Spätsommer ist seit dem Herbst der Wurm drin bei Sechzig. Ab wann haben Sie und die Mannschaft gemerkt, dass irgendwas grundlegend nicht mehr stimmt?

Das ist schwer zu sagen. Im Pokalspiel in Illertissen haben wir keine gute Leistung gebracht und auch danach haben die Ergebnisse nicht mehr gestimmt. Natürlich waren auch wir mit den Ergebnissen und unserem Spiel unzufrieden. Durch positive Erlebnisse wollen wir das ändern. Unser großes Ziel muss über allem stehen.

Sehen Sie nach der Entlassung von Michael Köllner schon Fortschritte in der Mannschaft?

In der Mannschaft kommunizieren wir mehr und besser, gehen auch mal etwas zusammen essen. Im Training, auf dem Platz, sind wir fokussierter und konzentrierter. Jeder konzentriert sich auf seine Aufgaben. Wenn wir weiter so arbeiten, werden wir auch wieder gewinnen.

Wo besteht noch Potenzial zur Verbesserung?

Wir müssen wieder zu null spielen. Das schaffen wir, in dem wir wieder unser letztes Hemd geben, alles reinhauen und konzentriert spielen.

„Ich habe das Ziel, in den nächsten drei Jahren in der 2. Bundesliga zu spielen – am besten natürlich mit Sechzig.“

Erik Tallig

Nun wartet nach dem VfB mit Meppen der nächste ungemütliche Gegner nach einer langen Anreise. Zwei undankbare Gegner, Sechzig kann gefühlt nur verlieren, oder?

Schon gegen Oldenburg hätten wir mit der Führung im Rücken gewinnen müssen. Gegen Meppen am Samstag sind wir genauso gefordert. Wir sind auf dem Papier der Favorit, das sehen auch die Fans so. Wir müssen diese Rolle annehmen, die Tabelle zeigt das. Aber wir müssen es auf dem Platz auch umsetzen. Ideal wäre natürlich, wenn wir durch frühe Tore für Klarheit sorgen könnten. Und natürlich darf uns ein später Ausgleich wie gegen Oldenburg nicht noch mal passieren. Dafür müssen wir unsere beste Leistung abrufen.

Zu Ihnen ganz persönlich: Haben die drei Jahre seit Ihrem Wechsel aus Chemnitz eigentlich gehalten, was Sie sich von ihnen versprochen haben?

Ja, das würde ich schon sagen. Ich habe viel gelernt, bin selbstbewusster geworden und habe mich charakterlich weiterentwickelt. Gerade was den Umgang mit Niederlagen und Enttäuschungen angeht.

Wo sehen Sie sich nach den nächsten drei Jahren?

Ich habe das Ziel, in den nächsten drei Jahren in der 2. Bundesliga zu spielen – am besten natürlich mit Sechzig. Als Fußballer solltest du immer nach Höherem streben.

Bleiben Sie, auch wenn es dieses Jahr nichts wird mit dem Aufstieg?

Ja. Das ist mein Ziel.

Interview: Jacob Alschner

Aufrufe: 09.2.2023, 07:05 Uhr
Jacob AlschnerAutor