2024-10-30T15:16:19.974Z

Allgemeines
– Foto: Schneider Torsten

Energie Cottbus: „Lasst uns gut weiterarbeiten.“

Die Lausitzer mischen derzeit die 3. Liga so richtig auf und befinden sich damit auf einer Erfolgswelle.

Als am vergangenen Wochenende der Schlusspfiff gegen den TSV 1860 München ertönte, hatte sich der FC Energie an der Tabellenspitze der 3. Liga festgesetzt. In der PK nach der Partie sagte Trainer Pele Wollitz folgende Worte: „ Dennoch war das Quäntchen Glück auf unserer Seite.“ Doch was macht den Erfolg der Lausitzer aus? Wer den Trainer kennt, weiß, dass er sich stets seine Bescheidenheit beibehalten wird, so wie in der Überschrift zu lesen ist. Dies sagte er im Interview bei Niederlausitz Aktuell.

Eine geschlossene Einheit

In den ersten beiden Saisonspielen verlief der Start bescheiden. Zwar lag man in beiden Partien in Führung, aber schlussendlich ging man als Verlierer vom Platz. Am 3. Spieltag gegen Alemannia Aachen gab es dann den ersten Sieg zu feiern. Zwar musste man den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich hinnehmen, aber dank der Nachspielzeit reichte es zum Sieg.

Beim Auswärtsspiel in Wiesbaden verlor man 1:2, kam aber nach dem 1:0 für Wehen zurück in das Spiel und hätte sogar gewinnen können, wenn man die Torchancen dazu genutzt hätte. In den den Partien in Osnabrück, in Aue und im Heimspiel gegen den 1. FC Saarbrücken gab es vermeidbare Gegentore, die vielleicht die jeweiligen Begegnungen in eine andere Richtung hätten lenken können. Doch Energie ist mental so stark, dass man solche Phasen schnell übersteht und recht schnell zu den eigenen Stärken zurückfindet.

Gestandene und neue Spieler im Kollektiv

Der Verein verstärkte den Kader auf wichtigen Positionen, sodass Stammspieler aus der vergangenen Saison erst einmal wieder um ihren Platz kämpfen müssen. Doch fest gesetzt sind unter anderem der Torhüter Elias Bethke und Stürmer Timmy Thiele. Bethke spielt eine mehr als stabile Saison und konnte sich bisher mit vielen Paraden auszeichnen und war so stets ein sicherer Rückhalt für sein Team. Thiele hingegen haderte noch zu Beginn der Saison mit seiner Chancenverwertung. Doch in den letzten beiden Partien gelangen ihm insgesamt sechs Tore. Davon vier Tore gegen den 1. FC Saarbrücken. Vereinsintern hat er damit Neuzugang Tolcay Cigerci überholt, der es aktuell auf fünf Tore bringt und von Minute eins an der laufenden Saison der Taktgeber im Energiespiel ist.

Aber auch Yannik Möker, der in der Winterpause zum Team stieß, leistet seinen Beitrag und hat sich als Stammspieler etabliert. Und drei Vorlagen in acht Spielen sind ein guter Wert, wenn man bedenkt, dass zwei Assists jeweils das 1:0 für sein Team einleiteten. Mit seiner robusten Spielweise und seinem Offensivdrang erkämpfte sich Henry Rorig auf der Rechtsverteidigerposition seinen Stammplatz und erzielte gegen Alemannia Aachen ein wunderschönes Freistoßtor.

Die Rückkehr des Kapitäns

Nach langer Verletzungspause ist der Kapitän Axel Borgmann zurück und untermauerte dies mit dem 2:1-Siegtreffer gegen Alemannia Aachen. Bereits im Pokalspiel gegen Werder Bremen wurde Borgmann für vier Minuten eingewechselt. Gegen Aachen kam er bereits in der 78. Spielminute in die Begegnung und wurde in den nachfolgenden Begegnungen immer eingewechselt. Beim Spiel in Osnabrück stand der Linksverteidiger wieder in der Startelf und hilft dem Team mit seiner Erfahrung weiter. Auch der Winterneuzugang Filip Kusic liefert beständige Leistungen ab und ist ein starker Rückhalt in der Innenverteidigung.

Der Rückhalt

Stets dabei sind die Fans, sowohl daheim im LEAG Energie Stadion, als auch in den Auswärtsspielen. So strömten zum Saisonauftakt gegen Arminia Bielefeld 12.596 Zuschauer in das Stadion, um ihr Team lautstark zu unterstützen. Auch gegen den 1. FC Saarbrücken konnte man auf 10.530 Fans im Stadion bauen. Egal, wie weit die Reisen auch sein mögen, die Wollitz-Elf hat immer eine große Unterstützung im Rücken. Ganz gleich ob am Wochenende in Verl oder an einem Dienstagabend in Osnabrück oder in Aue im Einsatz ist, die Fans stehen hinter ihrem Team und fördern so den Erfolg mit.

Ein ungeahnter Höhenflug mit weiteren Erfolgsgeschichten?

Es läuft sehr viel beim FC Energie zusammen. Die Faktoren: geschlossene Einheit, das Kollektiv, die Rückkehr des Kapitäns und der Rückhalt wurden bereits thematisiert. Hinzu kommt die Heimstärke. Vier Siege, ein Remis und eine Niederlage bedeuten auch in der Drittliga-Heimtabelle den ersten Platz. Egal, welche Gegner zu Gast sind, Energie ist immer in der Lage, jederzeit Tore zu schießen. Gegen 1860 München stand ein 4:1 zur Halbzeit auf der Anzeigetafel. Letztlich legte die Elf von Pele Wollitz einen Treffer nach und krönte die Partie mit einem 5:1-Heimsieg.

Das Team um Pele Wollitz hat sich gut in der Liga zurechtgefunden und folgt strikt einem Plan, der auch aufgeht. Und dabei fehlen noch wichtige Spieler wie Romario Hajrulla, Joshua Putze und Jan Shcherbakovski fitness- bzw. verletzungsbedingt. Kommen diese Spieler zu gegebener Zeit wieder in das Team, so wird es den Konkurrenzkampf noch weiter erhöhen und kein Spieler darf sich seiner Sache sicher sein, dass er immer spielt. Mit dieser Mannschaft und deren Leistungen ist der Klassenerhalt auf jeden Fall machbar. Und vielleicht sorgt man auch in der Zukunft für die ein oder andere Überraschung in der Liga.

Dass Energie so stabil agiert und zu Höhenflügen fähig ist, hätten vor der Saison die wenigsten erwartet. Dennoch ist der Klassenerhalt das oberste Ziel. Schließlich ist Energie in der Spielzeit 2018/2019 aus der 3. Liga mit 45 Punkten abgestiegen. Da bedarf es nach dieser Erfahrung mindestens insgesamt 46 Punkte zu holen, um den sicheren Verbleib in der Liga bis zum Saisonende abzusichern. Die Hälfte dieser Punktzahl hat das Team um Pele Wollitz bereits jetzt schon zusammen. Und dabei sind noch sieben Partien in der Hinrunde zu spielen.

Manch eine Fanseele träumt schon von einem Durchmarsch in die 2. Liga. Bemüht man sich um die Historie unterhalb der 2. Bundesliga, dann scheint so etwas nicht ausgeschlossen zu sein. Dieses Ziel sollte man sich aber nicht zu früh machen. Schließlich birgt es auch Gefahren. Wer zu schnell nach oben kommt, kann auch wieder ziemlich schnell wieder fallen. An den Beispielen SSV Ulm oder dem 1. FC Nürnberg sollte man gewarnt sein. Ulm stieg 1998 als Regionalist in die 2. Bundesliga auf. Ein Jahr später feierte man den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Doch in der Saison 2000/2001 hieß es wieder 2. Liga. Und von dort aus wurde man direkt bis in die Oberliga durchgereicht.

Fazit:

Energie verfügt über eine gute Breite im Kader und kann mit guten Gewissen Spieler von der Bank bringen, die auch Spiele entscheiden können. Es zählt nicht der Einzelspieler, sondern das gesamte Team. Nicht alles läuft über Tolcay Cigerci. Natürlich hat er einen großen Anteil am Erfolg. Die Verteidiger wie Kusic oder Slamar sorgen für Stabilität, die auch Pelivan auf der Sechs vehement ausstrahlt. Der Mittelfeldmann hat über die letzten Monate sehr viel an Stabilität und Selbstvertrauen gewonnen. Auch Yannik Möker ist zu einer echten Säule gereift und steuerte bereits einige Vorlagen und das zwischenzeitliche 1:0 gegen 1860 München bei.

Die Euphorie in Cottbus scheint keine Grenzen zu kennen, die den Gedanken an die 2. Bundesliga mit sich bringt. Doch damit einhergehend stünden viele Aufgaben für den Verein an. Denn die Infrastruktur des Stadions müsste verbessert werden. Die Tribünen könnten eine Erneuerung vertragen. Auch die Rasenheizung ist in die Jahre gekommen. Erst die Rückrunde wird zeigen, wohin der Weg zukünftig gehen könnte. Definitiv würd auch die Fitness der Spieler eine maßgebende Rollen spielen. Und diese Fitness ist bei den FCE-Spielern besser denn je.

Aufrufe: 030.10.2024, 19:00 Uhr
René KubaschAutor