Julian Geldner ist nicht einfach nur ein Fußballspieler bei der TSG Backnang. Der 28-Jährige ist Kapitän, Führungspersönlichkeit und Identifikationsfigur. Am gestrigen Gründonnerstag erreichte Geldner einen Meilenstein, der in der heutigen Fußballwelt selten geworden ist: Im Oberliga-Heimspiel gegen den FSV 08 Bietigheim-Bissingen lief er zum 300. Mal für die TSG auf. Die Fans ehrten ihn mit einem riesigen Banner, der Verein überreichte ihm ein Trikot mit der Zahl 300. Und auf dem Platz ließ Geldner Taten folgen: Mit seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 3:1 setzte er ein emotionales Ausrufezeichen hinter einem besonderen Spiel.
Wer auf Julian Geldners Statistik blickt, erkennt sofort, dass hier jemand über Jahre hinweg konstant Leistung gebracht hat. Allein in den vergangenen sieben Spielzeiten stand er über 200 Mal für die erste Mannschaft in der Oberliga Baden-Württemberg auf dem Feld. Besonders auffällig: In der Saison 2021/22 gelangen sechs Tore und fünf Vorlagen – ein starker Wert. Aber auch in anderen Jahren war auf Geldner Verlass. Mal als stiller Antreiber, mal als torgefährlicher Sechser, immer aber als unumstrittener Bestandteil des Teams.
Dass die gestrige Partie gegen den FSV 08 Bietigheim-Bissingen mit einem 4:1-Sieg für Backnang endete, passte zum Anlass. 199 Zuschauer sahen eine starke Vorstellung der TSG. Bereits in der 10. Minute brachte Flavio Santoro die Hausherren in Führung. Nach der Pause erhöhte Talha Özen auf 2:0, ehe die Gäste durch Kelecti Nkem den Anschluss erzielten. Doch dann war es Zeit für den Kapitän: In der 78. Minute erzielte Julian Geldner mit einem satten Schuss in den Winkel das 3:1. Der Jubel auf dem Rasen und auf den Rängen zeigte, was dieser Moment für Verein und Spieler bedeutete.
Dass Geldner in seinem Jubiläumsspiel selbst traf, war kein Zufall, sondern Ausdruck seiner Bedeutung für die Mannschaft. Trainer Mario Marinic lobte nach dem Spiel die Qualität des Abschlusses – ein Schuss, der sinnbildlich für die Karriere des Mittelfeldstrategen steht: entschlossen, präzise und mit vollem Einsatz. Nur fünf Minuten später sorgte Shaban Veselaj mit einem verwandelten Foulelfmeter für den 4:1-Endstand. Doch das Ergebnis rückte beinahe in den Hintergrund – der Abend gehörte Julian Geldner.
Julian Geldner ist seit langem ein fester Bestandteil bei der TSG Backnang – von der Verbandsliga über die Oberliga bis hin zu Einsätzen in der zweiten Mannschaft. In der Saison 2015/16 spielte er in beiden Teams, erzielte in der Kreisliga A2 fünf Tore in neun Spielen und sammelte gleichzeitig Spielzeit in der Verbandsliga. Es folgten konstante Jahre mit hoher Einsatzzeit: 33 Spiele 2017/18, 34 Spiele 2018/19, weitere 33 Einsätze in der Saison 2021/22. Auch in der aktuellen Saison 2024/25 kommt Geldner bereits auf 27 Einsätze – mit drei Treffern und zwei Vorlagen.
Die 300 auf dem Trikot und dem überdimensionalen Banner steht nicht nur für Spiele. Sie steht für Verlässlichkeit, Vereinstreue und Aufopferung. Für unzählige Trainingseinheiten, Tacklings, Pässe, Kilometer und Emotionen. Für Julian Geldner, der mit nur 28 Jahren bereits eine Vereinslegende ist – und möglicherweise noch viele weitere Spiele im Trikot mit der Nummer 6 absolvieren wird. Dass der Verein hofft, er möge seine Fußballschuhe eines Tages hier an den Nagel hängen, ist nicht nur Wunsch, sondern Anerkennung.
Die TSG Backnang hat mit Julian Geldner einen Spieler in ihren Reihen, der sinnbildlich für das steht, was im Amateurfußball oft zu kurz kommt: Identifikation, Kontinuität und Herzblut. Die Ehrung mit Trikot und Banner war mehr als nur eine symbolische Geste. Sie war ein Ausdruck des Respekts und der Dankbarkeit gegenüber einem Spieler, der dem Verein über ein Jahrzehnt hinweg nicht nur sportlich, sondern auch menschlich Halt gegeben hat. In einer Zeit des ständigen Wechsels ist das keine Selbstverständlichkeit – sondern ein echtes Vorbild.