2024-04-25T14:35:39.956Z

Spielbericht
– Foto: Jörn Kutschmann

Eine hodenlose Frechheit

Hertha BSC Amateure Zwee – SC Minerva 93 3:1

20..Spieltag Kreisliga A Berlin Staffel 1 Saison 2023/2024

Sonntag, 10.03.2024 10:30 Uhr

Sportplatz Lüderitze

Ca. 40 Zuschauer

Ostern steht ja im Grunde genommen, fast vor der Tür. Daher drehte sich heute irgendwie alles um Eier, und zwar buchstäblich und metaphorisch.

Als erstes möchte ich allen Vätern den Rat geben, aufzupassen, wenn der Nachwuchs in die Phase kommt, überall reinzubeißen. In diesem Stadium des Lebens empfiehlt es sich, nicht nur in Boxershorts herumzulaufen.

Erst recht nicht, wenn das Kind mit dem Kopf genau in den elterlichen Lendenbereich ragt. Diesen Tipp gab mir auf jeden Fall ein ganz entfernter Bekannter, dem das wohl passiert sein soll.

Ich machte mich nach einer gefühlt viel zu kurzen Nacht auf den Weg in den Wedding, denn dort stand heute ein kleines Derby an:

Der Heimplatz der Gäste befindet sich nämlich nur ein paar U-Bahn-Stationen entfernt.

Im Hinspiel hatte Minerva die Ama Zwee mit einem 6:3 ordentlich kastriert. Und das, obwohl Hertha zweimal in Führung gegangen war. Eine Revanche dafür sehnte sich daher jeder Herthaner herbei, wohlwissend, dass mit den 93ern ein Team aus den Top Five der Liga an die Lüderitze kam.

Aber unser Team hatte in den letzten Wochen trotz gelegentlicher Rückschläge eine gute Entwicklung gezeigt, und das machte schon ein bisschen Hoffnung.

Zuerst aber wurden die üblichen Pflichten auf der Lüderitz erledigt: Allen einen guten Morgen wünschen, Stative aufbauen, Bratwurst frühstücken, etc. Neuerdings gehört ja auch das Aufhängen unserer Anzeigetafel dazu. Bei ihrer Premiere hatte Donni sich an einer der Schrauben, die die Zahlen halten, verletzt.

Um das heute zu vermeiden, hatte er ein paar Styropor-Ostereier gekauft und diese einfach über die spitzen Enden der Schrauben gestülpt. Als wir diese brillante Lösung begutachteten, kam Coach Armin des Weges und klopfte gegen die Tafel.

Er würde sich total darüber freuen, aber im ersten Moment habe sie ihn an das Pendant in der Alten Försterei erinnert. Donni empörte sich, dass das eine hodenlose Frechheit sei.

Und auch ich musste widersprechen. Immerhin würde in Cöpenick die Zahl eingeschoben, hier aufgehängt. Grinsend über diesen gefakten Streit setzte Armin seinen Weg zur Bank fort, und wir hatten nun plötzlich ein Gesprächsthema, beruhend auf Donnis hodenlosem Wortwitz.

So wurde diskutiert, warum Männer im Sommer gerne etwas breitbeiniger und wippend dastehen würden.

Dann wäre es eigentlich Zeit für das Spiel gewesen, doch dem Schiri waren die Trikotfarben noch zu ähnlich.

Wer sich im Berliner Fußball auskennt, wird nun verwundert sein, denn Minerva spielt doch standardmäßig in Gelb. Offenbar waren unsere Gäste aber aufgrund des Derbys so aufgeregt, dass sie reflexmäßig ihre Auswärtstrikots einpackten. Und die sind blau. Und wenn schon etwas schief geht, dann richtig: Herthas Team-Betreuerin war heute berufsmäßig verhindert, und dadurch hatte niemand daran gedacht, die Tasche mit den Leibchen mitzunehmen. Also wurde unser Finanzminister aus dem Bett geklingelt. Er fuhr schnell zur Geschäftsstelle, um die Leibchen zu holen, und kam dann an den Platz.

Also, wenn das mal kein Grund war, mal darüber nachzudenken, dem Trainer- und Betreuerteam einen Vollzeitjob hier zu bezahlen. Dasselbe gilt natürlich auch für das Orga-Team, bestehend aus dem Teilzeit-Assi, der regelmäßig den Linienrichter macht und die Spiele tickert, dem einzig wahren Anzeigewachtmeister, der sich stets um den korrekten Spielstand an der Anzeigetafel kümmert, sowie dem Medienvertreter, der sich um Fotos, Videos und den Social-Media-Auftritt kümmert. Wir erwarten dann unsere hochdotierten Verträge bis zum nächsten Heimspiel, lieber Vorstand.

Heute verrichteten wir unsere Hobby-Jobys natürlich noch kostenlos und nahmen die Arbeit zehn Minuten nach dem eigentlichen Anpfiff auf. Und was soll ich sagen? Das hat heute richtig Spaß gemacht. Um dem Text zu folgen: Die Mannschaft der Ama Zwee zeigte heute richtig Eier. Offensichtlich wurde die Aufstellung etwas verändert, und das schien Wirkung zu zeigen. Nach 22 Minuten war es dann Justin, der seine kleine Torflaute beendete und Minerva das erste Ei ins Nest legte. Er hatte im Laufduell mit seinem Gegenspieler gesehen, dass der Keeper zu weit vor seinem Kasten stand und nutzte das mit einem wunderschönen Lupfer aus. Genau 11 Minuten später musste der Torwart den Ball erneut aus seinem Netz holen, und erneut war es Justin, der ihn dort hinein befördert hatte. Flach und überlegt hatte er abgeschlossen, und wir lagen mit 2:0 in Führung. Als dann auch noch Aymo nach einem klasse Solo zum 3:0 einschob, brach schon so etwas wie absolute Ekstase aus.

In der Halbzeit beschlossen wir, ab jetzt immer in grünen Leibchen zu spielen. Das schien ja Glück zu bringen. Außerdem redeten wir uns gut zu, da wir uns sicher waren, Minerva würde wütend aus der Kabine kommen. Und so war es dann auch. Die Gäste pressten von Wiederanpfiff an und kamen auch mit dem ersten Versuch zum Anschluss. 3:1 also nach 47 Minuten. Doch Hertha schaffte es dann erst einmal, das Tempo aus den Angriffen der Minerva zu nehmen und ließ die Gäste ein wenig laufen. Dadurch hatten wir Zeit, den Polizeibus zu bemerken, der neben dem Platz zum Stehen gekommen war. Alle sechs Beamten waren ausgestiegen und beobachteten das Geschehen auf dem Rasen. Bei vielen anwesenden Fußballfans machte sich eine gewisse Unruhe breit, basierend auf nicht vielen positiven Erfahrungen mit der Staatsmacht. Die Nervosität stieg, als zwei der Polizisten den Platz betraten. Allerdings wollten sie nur einen Bekannten begrüßen, der bei Minerva auf der

Bank saß.

Während dieser ganzen Aktion stand der Bus permanent im Parkverbot. Allerdings hatte keiner von uns die Eier, die Beamten auf ihren Fauxpas aufmerksam zu machen.

Dann waren die Sheriffs auch schon wieder verschwunden und Minerva versuchte nochmal, hier etwas zählbares zu holen. Und damit begann die One-Man-Show unseres Keepers.

Micha hatte heute einen Sahnetag erwischt und entschärfte drei oder vier hundertprozentige Dinger. Besonders heftig war die Situation, als er bereits am Boden lag, der Minerva Spieler die Pille aber nicht kontrolliert bekam und Micha ihm das Ding noch irgendwie vom Fuß stibitzen konnte.

Dann war hier Schluss und drei schöne Eier wandern ins Hertha Nestchen.

Ostern kam dieses Jahr sehr früh.

Nächste Woch gehts nach Lübars. Die spielen eigentlich in Grün…aber vielleicht können wir unsere Leibchen trotzdem anziehen.

Ha Ho He Amateure Zwee

der Kutten König



Aufrufe: 011.3.2024, 19:49 Uhr
Jörn KutschmannAutor