2025-03-26T07:37:40.832Z

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Ein kommender Nationalspieler? Moustfa: "Mein Fokus liegt bei RW"

Oberligist Rot Weiss Ahlen durchlebt eine durchwachsene Saison, musste sich aber immerhin in den vergangenen sechs Partien nur Spitzenreiter VfL Bochum II geschlagen geben.

Maßgeblichen Anteil am Aufwärtstrend von RW Ahlen hat der 19-jährige Can Moustfa.

>>> das ist Can Moustfa

Der in Bonn geborene Deutsch-Syrer spielte in den vergangenen Saison für den FC Cosmos Koblenz in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar(5. Liga) und konnte dort mit 13 Scorerpunkten auf sich aufmerksam machen. Mit seinen Fähigkeiten überzeugte er Drittliga-Trainer Pelle Wollitz und erhielt einen Vorvertrag bei Energie Cottbus. Um möglichst viel Spielpraxis zu bekommen und weiterhin in der Nähe seiner Heimatstadt Bonn zu bleiben, wurde er ins westfälische Ahlen ausgeliehen. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Als zweitbester Scorer bei den Wersekicker erhält er viel Einsatzzeit und kann sich auf einem guten Niveau weiterentwickeln.

Neun Scorerpunkte in 14 Partien

Der 19-Jährige, der morgen die 20 voll machen wird, präsentiert sich in immer besserer Form. In 14 Oberliga-Partien sammelte er neun Scorerpunkte. Mit acht Vorlagen führt er das interne Assist-Ranking mit großem Abstand an. Der zweitbeste ist Mike Pihl mit drei Vorlagen, der schon seit längerem mit einem Muskelbündelriss ausfällt. Die Zahlen beweisen, wie mannschaftsdienlich der Deutsch-Syrer agiert. Anstatt immer selbst den Abschluss zu suchen, versucht er immer mit Übersicht, seine Mitspieler in Szene zu setzen. Auch von seiner Stärke bei Standardsituationen profitieren die Teamkollegen.

Damit trat er in große Fußstapfen. Denn in der vergangenen Regionalliga Saison waren die Standards immer ein Fall für den erfahrenen Luka Tankulic. Nun darf Moustfa seine Qualitäten bei Eckbällen oder Freistoßsituationen unter Beweis stellen. Mit Erfolg! Gegen den TuS Bövinghausen leitete seine Freistoßhereingabe, das 2:3 auf Pourie ein. Eine weiterer Scorerpunkt über einen Freistoß blieb ihm durch den Linienrichter verwehrt. Als er mustergültig Wöstmann bediente, der seinen Körper gut einsetzte und die Kugel per Kopf ins Tor beförderte, ging die Fahne des Schiedsrichterassistenten hoch. Es wäre sein dritter Scorerpunkt beim 6:3-Spektakel gewesen. "Ich bin mit meiner eigenen Leistung im Spiel eigentlich ganz zufrieden gewesen", so Moustfa, der aber im gleichen Atemzug sagt: "Man kann sich immer verbessern. Da ist trotzdem noch viel Luft nach oben."

Moustfas Analyse zum 6:3 gegen Bövinghausen

Dabei lief es gegen Bövinghausen zunächst gar nicht. RW lag zur Pause verdient mit 1:3 hinten. Hat man den Gegner eventuell leicht unterschätzt? Das dementiert der gefährliche Offensivmann sofort: "Nein, wir nehmen jeden Gegner ernst, da ist es egal, ob wir gegen den Tabellenletzten spielen oder gegen den Tabellenersten. Wir müssen immer unsere Leistung bringen. Wir haben in der ersten Halbzeit einfach zu lange gebraucht, um ins Spiel zu finden. Insgesamt haben wir die erste Halbzeit einfach verschlafen, da wir nicht wach genug waren und zu einfache Fehler gemacht haben. Unglücklich ist dann noch die Elfmetersituation, die erst gegeben wurde, dann doch zurückgenommen wurde."

Über die zweite Hälfte, die 5:0 gewonnen wurde, gab es nachvollziehbarerweise nur positiv Worte. "Wir haben da eine super Moral bewiesen. Es war eine starke Teamleistung von uns in der zweiten Hälfte. Wir haben den Gegner hinten hineingedrückt und unsere Chancen, die sich boten konsequent ausgenutzt. An der Leistung aus der zweiten Hälfte sollten wir in den nächsten Spielen anknüpfen", fasste Moustfa zusammen.

Halbzeitansprache von Joppe ruhig und sachlich

Dass die erste Hälfte zum Vergessen war, sahen auch die über 500 Zuschauer im Wersestadion so. Die Fans stellten beim 0:2 den Support ein. Es herrschte große Unruhe auf den Rängen. Man könnte meinen, bei so einer Leistung wie in der ersten Hälfte müsste es ein Donnerwetter in der Kabine gegebene haben.

Moustfa gibt Einblicke über die Halbzeitansprache: "Natürlich war die Stimmung gedrückt. Der Coach ist aber sehr ruhig geblieben. Er weiß um die Qualität des Kaders. Das Vertrauen an die mögliche Wende war weiter da. Das einzige, was ihn gestört hatte, war das Zweikampfverhalten. Er hat uns immer wieder gemahnt, dass, wenn wir nicht richtig in die Zweikämpfe gehen, das hier böse ausgehen kann. Er hat uns weiter Mut gemacht und uns viele positive Dinge für die zweite Hälfte mitgegeben."

Das sagt Joppe zur Entwicklung seines Schützlings

Dass auch Trainer Björn Joppe große Stücke auf Can setzt, ist kein Geheimnis. Mit einer Ausnahme beim 2:2 in Ennepetal stand er ansonsten in jedem Spiel in der Anfangsformation. Wie wichtig er für seine Mannschaft ist, spiegelt sich in seinen Einsatzzeiten wider. Bei über 1200 Spielminuten gehört er zusammen mit Kilian Hornbruch und Davin Wöstmann zu den Dauerbrennern im Team. Die Entwicklung geht in die richtige Richtung, bestätigt auch Joppe:
"Man weiß ja, dass Can einen Vorvertrag bei Drittligist Energie Cottbus hat. Wir versuchen ihn auf diesen Weg bestmöglich zu begleiten. Er sammelt hier wichtige Spielpraxis für seinen zukünftigen Werdegang. Wir im Trainerteam und als Mannschaft versuchen ihn dabei bestens zu unterstützen. Er hat sich von Spiel zu Spiel immer mehr gesteigert. Ich bin sehr begeistert von seiner Entwicklung in den letzten Wochen. Wenn Can so weiter macht, dann werden wir ihn bald ganz weit oben sehen."

Zu seiner eigenen Saisonbilanz sagt Moustfa: "Ich bin im Großen und Ganzen schon zufrieden. Es könnten aber dennoch mehr Tore sein, da muss ich noch kaltschnäuziger werden" Weiter stellt er aber die Teamleistung in den Vordergrund: "Am Ende des Tages ist es aber wichtiger, dass der mannschaftliche Erfolg stimmt, dann kommt der Rest von alleine."

Viertschlechteste Defensive der Liga

Mit Blick auf die vielen Gegentoren in der laufenden Saison sind nur Bövinghausen, Wiemelhausen und Finnentrop/Bamenohl schlechter als Ahlen. Auch für den aufstrebenden Spielmacher ist das ein Dorn im Auge. Mit einem Augenzwinkern sagt er zunächst schmunzelnd: "Wenn wir aber immer sechs Tore machen und drei kassieren, dann nehme ich das auch mit. Solange wir immer mehr Tore schießen, als wir kassieren, können wir damit leben."

Dann erklärt Moustfa: "Es sind viele individuelle Fehler dabei, die wir einfach nicht abstellen können. In den letzten Spielen war es dann eher so, dass wir erst durch ein Gegentor wachgeküsst wurden, wie schon in Lippstadt und gegen Bövinghausen. Plötzlich sind wird dann wach. Wir müssen aber so schnell wie möglich versuchen, dies abzustellen. Es darf nicht zur Gewohnheit werden. Die ersten Minuten im Spiel sind immer entscheidend, da müssen wir konzentrierter agieren."

Internationale Spiele für Syriens U20 - Bald für die A-Nationalmannschaft?

Bei der Syrischen U20-Nationalmannschaft unter dem Niederländischen Trainer Mark Wotte durfte Mousta vor zwei Jahren jeweils 22 Minuten in der AFC U20 Asian Cup Qualifikation auflaufen. Es gab eine 1:2-Niederlage gegen Jordanien und einen 4:1-Erfolg gegen Turkmenistan. Für das junge Talent eine wertvolle Erfahrung: "Ich bin im regelmäßigen Austausch mit dem Verband. Zuletzt wurde ich auch zu einigen Lehrgängen eingeladen."

Sein Fokus liegt in der momentanen Phase aber auf Rot Weiss Ahlen, wie er betont: "Ich versuche hier im Herrenbereich in der Oberliga einen weiteren Schritt in meiner Entwicklung zu machen. Ich spüre das Vertrauen des Trainers und fühle mich sehr wohl in Ahlen." Dass weitere Spiele im Nationaltrikot folgen könnten, vielleicht bald sogar schon für die A- Nationalmannschaft, ist ihm bewusst: "Ich möchte in Ahlen meine Leistung bringen, den nächsten Step machen und mich von der besten Seite präsentieren. Wenn ich an meine Leistungsgrenze komme, mit Toren und Vorlagen eine gute Saison spiele, bin ich guter Dinge, dass das Thema "Nationalmannschaft" von ganz alleine wieder kommt."

Aufrufe: 018.11.2024, 19:00 Uhr
Softik MillerAutor