2024-05-24T11:28:31.627Z

Allgemeines
– Foto: FSA

"Ein glasklares Signal gegen Rechtsextremismus"

Kreisoberliga Jerichower Land +++ Wie es zum Ausschluss der DSG Eintracht Gladau kam

Im August 2023 war der Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA) aufmerksam geworden. Als das Abschiedsspiel eines langjährigen Vereinsmitglieds der DSG Eintracht Gladau mit 8:8 - die Zahl 88 wird in der Szene als getarnter Hitlergruß verstanden - ausgegangen war, schauten die Verbandsfunktionäre beim Kreisoberliga-Vertreter des Jerichower Landes genauer hin. Fast exakt drei Monate nach jenem Abschiedsspiel handelte der FSA: Am Dienstagabend hatte der Gesamtvorstand einstimmig beschlossen, den Verein mit sofortiger Wirkung auszuschließen.

Vorangegangen waren wochenlange Untersuchungen. In Zusammenarbeit mit dem Landessportbund (LSB) habe man "eine umfangreiche Recherche starten lassen", erklärte FSA-Präsident Holger Stahlknecht am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Die Ergebnisse seien eindeutig gewesen. Die DSG Eintracht Gladau wurde "rechtsextrem unterwandert", erklärte Stahlknecht und verdeutlichte: "Ein solcher Verein hat im Fußballverband Sachsen-Anhalt nichts zu suchen." Mit dem Ausschluss sei nun "ein glasklares Signal gegen Rechtsextremismus" gesetzt worden.

DSG Eintracht Gladau habe "eine Atmosphäre der Angst" geschaffen

Ein solches hatte der Landesverband schon im Jahr 2015 gesetzt. Damals hatte der FSA beim LSB den Antrag gestellt, den FC Ostelbien Dornburg auszuschließen. Als dies geschehen war, wurde der Skandalklub mit rechtsradikalem Hintergrund aus dem Fußball-Spielbetrieb ausgeschlossen. Problematisch nur: Bereits wenige Monate nach dem Ausschluss des FC Ostelbien wechselten die ersten ehemaligen Dornburger nach Gladau. Die Frage um die Aufnahme hatte die Mitglieder der DSG Eintracht gespalten. Als Reaktion auf die Bewilligung des Vereinsbeitritts hatten Vorstandsmitglieder ihr Amt niedergelegt und ist die Frauensportgruppe ausgetreten. Die Aufnahme der Dornburger sei "nicht glücklich", hatte der damalige FSA-Geschäftsführer Christian Reinhardt der Volksstimme erklärt. Der Verein werde in Zukunft verstärkt beobachtet, so Reinhardts Ankündigung.

Sieben Jahre später sah sich der Landesverband wie einst in Dornburg gezwungen, zu handeln. Von "Gewaltszenen auf dem Platz", berichtete Stahlknecht. "Das Problem ist aber nicht nur auf dem Platz, sondern auch am Spielfeldrand." Auch Silke Renk-Lange, die Präsidentin des Landessportbundes, sprach von einer "Atmosphäre der Angst", die in Gladau geschaffen wurde. "Das hat nichts mit unseren Werten, die wir leben wollen, zu tun", sagte Renk-Lange und ergänzte: "Der Landessportbund steht geschlossen hinter dem Fußballverband." Dennoch: Ein sofortiger Ausschluss aus dem LSB ist keine Option. Zuerst werde der DSG Eintracht Gladau noch einmal das Rederecht eingeräumt. Bisher hatte sich der Verein zum Ausschluss noch nicht zu Wort gemeldet. Die öffentliche Meinung ist allerdings ziemlich eindeutig. "Für mich ist das sehr erschreckend, wie ein Verein in kurzer so unterwandert wird", erklärte Renk-Lange.

Vorstand bittet um Hilfe und sieht Unterwanderung als Bedrohung

Auch der ehemalige Vorstand der DSG hätte diese Entwicklung festgestellt - hatte um Unterstützung ersucht. So hieß es in einer Vorstandsmitteilung aus diesem Jahr: Hinter dem Rücken einiger Mitglieder sei alles unternommen worden, "den Verein zu unterwandern". Mitglieder des Vorstands und des Vereins seien "massiv beleidigt und bedroht" worden. Genützt hatten diese Bemühungen, um den Entwicklungen Herr zu werden, nichts. Im Frühjahr wurde ein neuer Vorstand gewählt - mit Personen, die allesamt der rechten Szene zuzuordnen seien oder ihr sehr nahe stünden, wie Stahlknecht erklärte.

Auch Gewaltdelikte wie Tätlichkeiten auf dem Platz traten in diesem Jahr vermehrt auf. Gegnerische Mannschaften schraubten die Sicherheitsvorkehrungen hoch, einige Vereine zogen sogar Nichtantritte gegen die DSG Eintracht Gladau in Betracht. Vor allem aber begründet der Fußballverband den Ausschluss nicht mit der Gewalt, sondern der rechtsextremen Strömung. In der Satzung heißt es in § 2: "Der Fußballverband Sachsen-Anhalt ist parteipolitisch und religiös neutral. Er ist offen für alle sportinteressierten Menschen, unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit, gesellschaftlichen Stellung, Geschlecht, Herkunft, Religion und Weltanschauung, sofern sie nicht rassistische, verfassungs- und fremdenfeindliche Ziele vertreten. Grundlage der Verbandsarbeit ist das Bekenntnis seiner Mitglieder, Organe und Institutionen zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Der Fußballverband Sachsen-Anhalt e.V. wirkt Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und politischem Extremismus sowie damit verbundener Gewalt und Gewaltverherrlichung entschieden entgegen.“

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Aufrufe: 09.11.2023, 09:00 Uhr
FuPa Sachsen-AnhaltAutor