Dass der Fußballbezirk Rems-Murr in seiner derzeitigen Form nach dieser Saison Geschichte ist, das ist längst klar. Besprochen ist auch, dass rund 50 Vereine aus dem Südteil des bisherigen Bezirks Hohenlohe mit den 71 Rems-Murr-Klubs eine Einheit werden sollen. Offen war bisher aber, wer den neuen und dann fast doppelt so großen Bezirk führen soll. Die derzeitigen Vorsitzenden Patrick Künzer (Weiler zum Stein, Rems-Murr) und Niko Schwarz (Mainhardt, Hohenlohe) haben ja längst abgewunken. Nun scheint die Antwort in der Nachfolgefrage gefunden worden zu sein. Sie heißt Siegfried Trittner, ist 66 Jahre alt, war von 1998 bis 2021 Bürgermeister in Obersontheim und ist beim ersten gemeinsamen Bezirkstag am 15. Juni in der Festhalle in Oberrot der Kandidat der Vorstandsgremien beider Bezirke. Wird er gewählt, ist eine der Aufgaben des Mannes aus dem Limpurger Land, dem neuen Kinde einen Namen zu geben. Bislang heißt es nur Bezirk 12.
„Ich halte Siegfried Trittner für absolut geeignet“, sagt Patrick Künzer zu der Personalie. In den gemeinsamen Sitzungen der vergangenen Woche und Monate hat er ihn als angenehmen und kompetenten Menschen erlebt. Künzer selbst hatte kein Interesse, den künftig rund 120 Vereine umfassenden Bezirk zu übernehmen – auch wegen Vorkommnissen wie in Waiblingen, als „einem Schiedsrichter ins Gesicht gespuckt und er zudem noch als Nazi beschimpft wurde.“ In erster Linie sind es aber „Altersgründe. Ich werde Anfang nächsten Jahres 60 und alles hat seine Zeit.“ Wichtig ist ihm, der seit 2015 im Amt ist: „Ich höre nicht im Groll auf und ich will den Bezirk geordnet in neue Hände übergeben.“
Kein Geheimnis ist allerdings, dass Künzer kein Freund der Fusion mit der Hälfte des bisherigen Bezirks Hohenlohe ist. Zudem hatte er sich bei seinem Bemühen, sie zu verhindern, von Vereinen und auch den Medien mehr Unterstützung erhofft. Wobei er weiß, dass das vermutlich nicht viel geholfen hätte. Sein eventueller Nachfolger kann ein Lied davon singen. Siegfried Trittner zählte zu den lauten Stimmen Hohenlohes, die versuchten die Zerschlagung des Bezirks noch zu verhindern. Mit Volker Ehrmann (Spvgg Satteldorf) übergab er dem WFV ein gemeinsames Positionspapier der 99 Hohenlohe-Klubs, das die Aufteilung des Nordteils (verschmilzt mit dem Bezirk Unterland) und Südteil stoppen sollte.
Mittlerweile hat er geschluckt, dass die Vereine, die den Schiedsrichtergruppen Schwäbisch Hall und Crailsheim angehören, mit Rems-Murr fusionieren, während die Bereiche Künzelsau, Öhringen und Bad Mergentheim mit Heilbronn und Kocher-Jagst gemeinsame Sache machen müssen. „Nachkarten hilft nichts“, sagt der Obersontheimer Ex-Bürgermeister, der als Fraktionsvorsitzender der Freien im Schwäbisch Haller Kreistag auch die Klaviatur der Diplomatie zu spielen versteht. Für ihn ist wichtig, dass „wir nun etwas Vernünftiges auf die Beine stellen. Es muss weitergehen. Die Leute wollen Fußball spielen und dafür gilt’s einen guten Rahmen zu gestalten.“ Einen, bei dem er sich zunächst nicht unbedingt als einen der Bauherren sah. Dann „habe ich beim Hohenloher Bezirkstag ein paar kritische Sätze zur Reform gesagt“ und prompt saß er im Boot. „Mir hat mal jemand erzählt: Wenn du bei einem Elternabend bittest, das Fenster zu öffnen, weil es im Raum stickig ist, dann hast du danach ein Amt“. So wie bei ihm. Erst war er Teil der Hohenloher Delegation in den Gesprächen mit Rems-Murr, nun wird er Vorsitzender – sofern ihn die Klubs wählen.
Schon jetzt macht Trittner klar, dass bei all dem Ärger übers Aus für den Bezirk Hohenlohe der Blick für die Realität nicht verloren gehen darf. Schließlich bringe die Fusion ja auch das eine oder andere Erfreuliche mit. Zum Beispiel beendet sie in der Stadt Gaildorf das Kuriosum, dass der dortige TSV seit Jahren in Hohenlohe und der TAHV schon immer in Rems-Murr kickt. Außerdem sind die Klubs aus dem Limpurger Land nun nicht mehr auf zwei Bezirke verteilt, sondern in einem Bezirk vereint. In dem liegen sie nicht mehr wie bisher am Rand, sondern wie Großerlach oder Murrhardt mittendrin. Das Ende der einen Geschichte bedeutet oft eben auch, dass eine neue entstehen kann. Die ersten Kapitel darin liegen wahrscheinlich Siegfried Trittners Hand und der bringt viel Erfahrung mit, unter anderem die als Schreiber der Spielberichte seines Heimatvereins SF Bühlerzell.
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