2024-04-16T09:15:35.043Z

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Die wenigsten Spiele, die meisten Tore: 1. FC-Stürmer Moritz Müller trifft im Schnitt 1,58-mal pro Partie.
Die wenigsten Spiele, die meisten Tore: 1. FC-Stürmer Moritz Müller trifft im Schnitt 1,58-mal pro Partie. – Foto: Andreas Mayr

„Effizienz ist das große Wort“: Müller, Kutter und Diep – Die Torjäger vor dem Derby-Top-Spiel

Müller, Kutter und Diep wollen alle aufsteigen

Das Titelrennen der Bezirksliga Süd ist gleichzeitig der Kampf um die Torjägerkanone. Müller, Kutter und Diep wollen mit ihren Teams aufsteigen.

Murnau – Die letzten Flaschen Weißbier hat Georg Kutter voriges Wochenende getrunken. Natürlich nicht alleine, sondern bei einem großen Zusammentreffen von Handballern, Fußballern und sonstigen Anhängern der Murnauer Sportszene. „Ein Riesen-Spektakel“, sagt der Torjäger über den Feierabend an der Poschinger Allee. Bei dieser Gelegenheit leerten sie, was übrig blieb von Kutters Lohn für den Torschützentitel der Vorsaison.

Moritz Müller, Georg Kutter und Gilbert Diep: Drei Stürmer der Extra-Klasse in der Bezirksliga Süd

Kein anderer Kreisliga-Stürmer kam vorige Spielzeit an seine 32 Treffer heran. Was den Bundesligisten die Torjägerkanone, ist den Amateuren das Bier. Mit dem Preis von 15 Kästen hat die Erdinger Brauerei einen Anreiz geschaffen für den prestigereichen Titel. Kutter jagt bereits die nächste Fuhre: In der Bezirksliga Süd belegt er mit 17 Buden Rang zwei. An diesem Samstag, 15 Uhr, trifft er auf den Führenden, Moritz Müller vom 1. FC Garmisch-Partenkirchen mit 19 Toren. Genau der richtige Zeitpunkt, um das Titelrennen genauer zu beleuchten.

Es ist längst kein Zweikampf Kutter versus Müller. Vielmehr ein Triell, bei dem Gilbert Diep (14 Tore) – französisch ausgesprochen wegen seiner Großeltern, die von Kambodscha nach Frankreich geflohen waren – mitmischt. Es mussten schon viele Zufälle zusammen treffen, dass drei außergewöhnliche Torjäger in einer Klasse kicken, die doch immer noch dem Hobbybereich zuzuordnen ist. Müller stieg ab, Kutter auf, und Diep entschied sich für einen Wechsel von Bayernligist Pullach (15 Tore) nach Haidhausen, weil er dort ein Jugendteam coacht und sich der Sport besser mit Arbeit und Freizeit kombinieren lässt. Zu dritt teilen sie sich ein Revier. Das ist in etwa so, als würden Löwe, Tiger und Gepard einen Lebensraum beanspruchen.

Ex-Bayernliga-Stürmer Diep: „Ich bin kein Messi, aber ich will andere in Szene setzen.“

Verfolger in doppelter Hinsicht: Georg Kutter steht hinter Müller auf Rang zwei, wie Murnau hinter dem 1. FC.
Verfolger in doppelter Hinsicht: Georg Kutter steht hinter Müller auf Rang zwei, wie Murnau hinter dem 1. FC. – Foto: ANDREAS MAYR

Die Drei verbindet viel. Da wäre zum einen ihre mannschaftsdienliche Art. Keiner von ihnen hängt nach Spielen am Liveticker, um zu schauen, wie oft die Konkurrenten zugeschlagen haben. „Ich schaue nicht regelmäßig auf die Tabelle, weil’s mich wenig interessiert“, betont der 26-jährige Diep. Kollege Kutter sagt: „Hauptsache ist, dass du mit der Mannschaft weit vorne stehst.“ Müller verkraftete seine jüngste Sperre leichter, weil sein Team keines der vier Spiele verlor. Auch wenn er sagt: „Es war einfach schlimm, nur zuzuschauen.“

Top-Torjäger Müller selbstkritisch: „Effizienz ist das große Wort. Und die fehlt mir noch“

Oft kommt es ja nicht vor, dass der Kampf um den Torjägertitel den Ausgang der Liga maßgeblich beeinflusst. In der Bezirksliga aber herrscht ein Titelrennen im Titelrennen. Müller, Kutter und Diep schießen ihre Buden nicht für sich – sondern für hehre Ziele: Alle drei Klubs haben sich den Aufstieg aus der Bezirksliga vorgenommen, die für die Spitzenbomber Neuland ist. Alle drei hatten zu kämpfen mit der Umstellung. „Ich hätte nicht gedacht, dass der Fußball schwerer ist, wenn man von oben kommt“, sagt Diep. Für ihn sind die Partien in Liga sieben auch ein Kampf gegen die Trägheit im Kopf. Alles läuft langsamer ab, Abwehrreihen stehen tiefer und kompakter, die Duelle Mann gegen Mann gewinnen an Bedeutung – das ist so gar nicht sein präferierter Stil. „Ich bin kein Messi, aber ich will andere in Szene setzen.“

Müller bezeichnet die Verteidiger als „genauso unangenehm“ wie in der Landesliga. Für ihn habe sich quasi nichts geändert. „Effizienz ist das große Wort. Und die fehlt bei mir noch.“ In der Kreisliga, sagt Kutter, habe er sich „schon leichter getan“. Zeitweise ketteten ihm die Gegner einen Sonderbewacher ans Bein. Derlei antiquierte Methoden „gibt’s nicht mehr“. Die Gegner lösen es im Verbund.

Murnaus Stürmer Georg Kutter: Torjägerkanone als „i-Tüpfelchen“

Außerdem sind die drei Top-Männer eh nicht berechenbar. Keiner ist der klassische Strafraumbrecher, selbst Diep, der Turm mit 1,95 Metern, mag’s fein und fußballerisch. Er hat in der Jugend viel Zeit auf dem Bolzplatz verbracht, beinahe jeder Position vom Torwart bis zum Stürmer ausprobiert und sich irgendwann gesagt: „Hinten war’s mir einfach viel zu langweilig.“ Müller unterstreicht seinen Ruf als Straßenfußballer, der Gegner auf ein paar Quadratmetern narren kann, seit Jahren. Kutter changiert eh ständig von Mittelfeldmotor zu Sturmrammbock. Wie soll sich ein Gegner auf so viel Variabilität einstellen?

Verdient hätten sie den Titel allesamt. Für Kutter wär’s „das i-Tüpfelchen“ einer erfolgreichen Saison. Müller sieht’s als gesunde Motivation für einen Stürmer. „Das hat man bei Lewandowski auch gesehen.“ Für Diep ist der erste Torjägertitel seiner Karriere langsam auch überfällig. „Das fehlt schon noch in der Vita.“ Am Wochenende sind sie wieder im Einsatz, Diep in Großhadern, Müller und Kutter im direkten Duell. Die beiden Oberland-Stars kennen sich seit Jahren, waren in der Jugend oft gemeinsam feiern. Der Moritz sei „ein cooler Typ“, noch dazu eine „absolute Waffe“, lobt Kutter. Müller wiederum sieht den TSV-Bomber als „kompletten Spieler, anders als ich“. Es gebe wenig, das ihm fehlt. Bei so viel Respekt untereinander verzichtet man auf Sticheleien vor dem Derby. Wohl im Wissen, dass jeder von ihnen das Spiel am Samstag entscheiden kann.

Haidhausens Top-Torjäger Gilbert Diep hat in 17 Spielern 14 Treffer erzielt.
Haidhausens Top-Torjäger Gilbert Diep hat in 17 Spielern 14 Treffer erzielt. – Foto: SpVgg 1906 Haidhausen

Aufrufe: 017.11.2022, 08:39 Uhr
Andreas MayrAutor