2024-05-02T16:12:49.858Z

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Schwer mitgenommen: Die Löwen, völlig konsterniert nach der Last-Minute-Pleite gegen Aue.
Schwer mitgenommen: Die Löwen, völlig konsterniert nach der Last-Minute-Pleite gegen Aue. – Foto: sampics/Stefan Matzke

Dritte Niederlage für den TSV 1860 in Folge – Jacobacci: „Aue hat uns grausam bestraft“

Bär erlegt platte Löwen

Rang zwölf nach fünf Spielen. Der TSV 1860 rutscht in der Tabelle nach der dritten Pleite in Folge ab. Und auch in der Führungsetage rumort es weiter.



München – Fynn Lakenmacher stand neben Maurizio Jacobacci an der Seitenlinie, bereit, eingewechselt zu werden. Der Aue-Schreck aus dem Vorjahr (drei Tore) sollte für Joel Zwarts ins Spiel kommen – mit dem Auftrag, die defensiven Laufwege zu machen, für die sich der Schütze der 1:0-Führung nicht mehr aufraffen konnte; auch mit dem vorentscheidenden 2:0 hätte sich die Nummer 19 verdient machen können. Dann jedoch überschlugen sich die Ereignisse, und als Lakenmacher tatsächlich kam, lautete sein Auftrag, als Brechstange neben Zwarts vielleicht noch ein Unentschieden zu erzwingen.

Ex-Löwe Bär an beiden Treffern von Erzgebirge Aue beteiligt

Dazwischen lagen zwei Minuten, die die Löwen noch lange beschäftigen werden: Zunächst kam Aue zum 1:1-Ausgleich (85.) – kurz nach Wiederanpfiff stellten die Erzgebirgler das Spiel dann komplett auf den Kopf (87.). Endstand 1:2, die dritte Niederlage in Folge – weil die Löwen es nicht geschafft hatten, den Deckel auf ein lange überlegen geführtes Spiel zu machen. „Die Enttäuschung ist groß“, haderte Sechser Marlon Frey: „Wir haben viel Aufwand betrieben, hatten 75 Minuten meistens den Ball – und am Ende stehen wir mit leeren Händen da.“

Eingeleitet hatte die Wende ein alter Bekannter: Marcel Bär, seit Sommer in Aue, zuvor erst Torschützenkönig (2021/22), dann Problembär im Team der Löwen. Es hat schon Rückkehrer gegeben, die freundlicher empfangen wurden; entsprechend viel Pfeffer lag im Schuss, den Bär seinen ehemaligen Kollegen in die Maschen jagte. Auch beim 1:2 zweieinhalb Minuten später hatte er seine Füße im Spiel. Kwadwo wollte einen Ball ins Aus gehen lassen. Meuer checkte ihn, und über Bärs geblockten Schuss gelangte die Kugel bei Thiel, der die Löwen per Seitfallzieher in die Depression schickte. „Ich bin absolut happy und einfach stolz, dass wir das Spiel noch gebogen haben“, kommentierte der Matchwinner: „Von daher war das ein super Tag für uns.“

Präsident Robert Reisinger holt vor der Partie zum Rundumschlag aus

Ein gebrauchter Tag war es am Ende für die Löwen, bei denen es auch vereinspolitisch wieder brodelt. In einem Rundumschlag hatte Präsident Robert Reisinger der HAM-Seite und Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer via Bild-Zeitung vorgeworfen, die Besetzung des Sportchefpostens „gezielt verschleppt“ zu haben, um die Kaderplanung „selbst in die Hand zu nehmen“. Reisinger: „Ein neuer Sportlicher Leiter hätte dabei nur gestört.“

Starker Tobak, und was das Sportliche angeht, war es Bär, der bei MagentaSport beiläufig den Finger in die Wunde legte. Viel sagte er nicht zu seinem Ex-Club, nur so viel: „Ich hatte das Gefühl, dass die Löwen ab der 70. Minute ein bisschen platt waren . . .“

Stich ins Löwen-Herz: Marcel Bär traf für Aue gegen seinen Ex-Verein.
Stich ins Löwen-Herz: Marcel Bär traf für Aue gegen seinen Ex-Verein. – Foto: sampics/Stefan Matzke

Nicht frisch genug jedenfalls, um das Loch links hinten dicht zu kriegen, in dem der schon sicher geglaubte Dreier versenkt wurde. Vorne war auch Pech dabei, als Zwarts und Frey das 2:0 liegen ließen (65.). Im Mittelfeld gingen Bälle zu leichtfertig verloren (Sulejmani). Hinten fehlten Guttau die Körner, nachdem er sich im neuen System mit Dreierkette als linker Schienenspieler aufgerieben hatte. Freys Fazit, nachdem schon gegen Lübeck drei Heimpunkte nach einer 1:0-Führung verschenkt wurden: „Im Moment schlagen wir uns eher selber, als dass es der Gegner tut.“ So ähnlich sah das auch der Trainer: „Aue hat uns grausam bestraft“, sagte Jacobacci sichtlich bedient: „Ich kann der Mannschaft eigentlich keinen Vorwurf machen.“

Der Spielplan will es, dass die Löwen diese Enttäuschung jetzt zwei Wochen mit sich rumschleppen. Am Dienstag ist Totopokal bei der DJK Hain (18 Uhr), in der Liga geht’s erst am 16. September weiter – mit dem Duell der Enttäuschten beim FC Ingolstadt mit Ex-Trainer Michael Köllner (vier Punkte aus fünf Spielen). Dem Verlierer winken ungemütliche Zeiten. (ULI KELLNER)

Aufrufe: 04.9.2023, 08:06 Uhr
Uli KellnerAutor