2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Dietmar Hirsch will den 1. FC Bocholt zum Aufstieg hören.
Dietmar Hirsch will den 1. FC Bocholt zum Aufstieg hören. – Foto: 1. FC Bocholt

Dietmar Hirsch: „Die Euphorie muss kontrolliert bleiben“

Der 52 Jahre alte Coach spricht über die sensationelle Hinrunde des Regionalliga-Spitzenreiters 1. FC Bocholt, das anstehende Trainingslager in der Türkei und den Traum vom Aufstieg in die Dritte Liga.

Der Regionalligist 1. FC Bocholt marschiert bislang durch die Saison 2023/2024. Zur Winterpause stehen die „Schwatten“ mit zwei Punkten Vorsprung vor dem ersten Verfolger Alemannia Aachen an der Tabellenspitze. Zuletzt musste man sich allerdings mit 0:2 dem SV Rödinghausen geschlagen geben. Zum Start in die Winterpause erklärt Trainer Dietmar Hirsch, der erst seit dem Sommer am Hünting an der Seitenlinie steht, wie er auf sein Team schaut.

Herr Hirsch, wie zufrieden sind Sie mit der Hinrunde?
Dietmar Hirsch Ich bin wahnsinnig zufrieden. Was Verein und Spieler in den vergangenen Monaten geleistet haben, ist beeindruckend. So darf es gerne weitergehen.

Wie bitter war die jüngste 0:2-Pleite gegen den Tabellenneunten SV Rödinghausen?
Hirsch Natürlich haben wir uns sehr geärgert, es war aber auch kein Weltuntergang. Denn klar ist auch, dass man gegen den SV Rödinghausen durchaus mal verlieren kann. Wir haben nicht 100 Prozent Leistung auf den Platz gebracht. Zuletzt hatten wir ohnehin eine kleine Schwächephase. Das dürfte damit zu tun haben, dass die Akkus körperlich und mental mittlerweile etwas leerer sind. Aber das ist nach einer intensiven Hinrunde auch normal. Nun wird uns die Pause gut tun.

Hätten Sie im Sommer daran geglaubt, dass es möglich sein würde, Herbstmeister zu werden?
Hirsch Ich weiß, dass im Fußball grundsätzlich alles möglich ist. Dennoch hätte ich denjenigen, der mir vor einigen Monaten erzählt hätte, dass wir zur Winterpause Tabellenerster sind, wahrscheinlich für verrückt erklärt. Aber wir waren unheimlich fleißig, daher haben wir uns diese Ausgangsposition für die Rückrunde verdient. Ich bin stolz auf alle, die an den bisherigen Erfolgen mitgewirkt haben.

Im Sommer gab es einen gewaltigen Umbruch im Kader. Hätten Sie da nicht mit größeren Anpassungsschwierigkeiten gerechnet?
Hirsch Nicht unbedingt. Ich habe es in der Vergangenheit auch bei Teutonia 05 Ottensen und beim VfB Oldenburg erlebt, dass sich Mannschaften sehr schnell neu formieren können, dass die Anpassungsschwierigkeiten nicht oder kaum ins Gewicht fallen. Ein wichtiger Faktor war das Trainerteam, das sehr gut zusammengehalten hat. Und wir haben im Sommer ganz bewusst charakterstarke Spieler geholt, die zum 1. FC Bocholt passen. Wir haben sehr gut eingekauft. Dann hat die Sommervorbereitung klasse geklappt, außerdem kamen wir gut aus den Startlöchern. So haben wir in einen Lauf gefunden, der uns bis an die Tabellenspitze getragen hat.

Zum Rückrunden-Auftakt geht es für den 1. FC Bocholt gegen die U23 des 1. FC Köln

Wie wahrscheinlich ist aus Ihrer Sicht nun der Aufstieg in die Dritte Liga?
Hirsch Wir leben im Hier und Jetzt und denken nicht allzu viel darüber nach, was in der nächsten Saison sein könnte. Ich will nicht, dass die Jungs Druck spüren. Wir genießen einfach derzeit den Blick auf die Tabelle, mehr nicht. Ich habe in den vergangenen Monaten immer wieder gesagt, dass die Euphorie kontrolliert bleiben muss. Wir drücken nicht auf die Bremse, aber es muss sich in Grenzen halten. Das gelingt uns und dem Umfeld bislang gut.

Am 7. Januar fliegen Sie mit Ihren Schützlingen ins Trainingslager in die Türkei. Eine besondere Erfahrung?
Hirsch Ich kenne solche Trainingslager noch gut aus meiner Zeit als Spieler. Aber für viele Akteure ist es das erste Mal, das macht es natürlich besonders. Am 4. Januar starten wir mit dem Training, am 7. Januar geht es dann schon in die Türkei. Ich bin mir sicher, dass das Trainingslager die Mannschaft nochmal richtig zusammenschweißen wird. Das hat einen großen Mehrwert. Da müssen wir uns sehr ausdrücklich beim Verein bedanken, der es uns ermöglicht hat, unter absoluten Top-Bedingungen zu trainieren – das ist in Bocholt ja auch nicht immer möglich.

Sehen Sie bei Ihrer Mannschaft für die Rückrunde denn noch Luft nach oben?
Hirsch Auf jeden Fall. Wir werden in der vierwöchigen Vorbereitung sehr intensiv und konzentriert arbeiten, damit wir dann für den Rückrunden-Auftakt gegen die U23 des 1. FC Köln gut gerüstet sind. Wir können uns immer verbessern. Es wird entscheidend sein, dass alle mit dem Kopf dabei und zielstrebig bleiben. Es wird im Laufe der Rückserie auch mal Störgeräusche geben. Etwa, weil sich andere Klubs wegen Spielern von uns melden oder Vertragsgespräche anstehen. Dann gilt es, dennoch fokussiert zu bleiben. Nach den Erfahrungen der vergangenen Monate wissen wir: Wenn wir ans Limit gehen, können wir jeden schlagen. Es muss eine Menge passen und die Leistungsträger müssen fit bleiben. Dann ist aber alles möglich.

Aufrufe: 022.12.2023, 17:51 Uhr
Maarten OversteegenAutor