Ticha, Urban, Kojic oder Moustfa - in der Oberliga Westfalen kicken reichlich vielversprechende Talente. Wir geben einen Überblick über 20 talentierte Youngster. Das westfälische Amateuroberhaus kann bekanntlich ein Sprungbrett in den Profifußball sein. Schon im vergangenen Jahr hatten acht der 15 von FuPa Westfalen auserwählten Youngsters den persönlichen Aufstieg in die Regionalliga geschafft.
Drei junge Keeper waren in der Hinrunde Stamm bei ihrem Verein. Neben Wattenscheids Phil Lenuweit (20), der krankheitsbedingt derzeit außer Gefecht gesetzt ist und aller Voraussicht nach dem erfahren Joshua Mroß (28) in der Rückrunde den Vortritt lassen muss, stehen beim SV Lippstadt 08 und Victoria Clarholz zwei äußerst junge Torhüter zwischen den Pfosten. Aust ist ein Lippstädter Eigengewächs, dem die Verantwortlichen nach dem Abstieg aus der Regionalliga das Vertrauen geschenkt haben. In Clarholz setzte sich Hahne, der viele Jahre beim DSC Arminia Bielefeld ausgebildet wurde, in der vergangenen Saison gegen Konkurrent Luis Hillemeier durch und ist nun nach dessen Abgang die unumstrittene Nr. 1.
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Luca Bernsdorf (19, Abwehr, VfL Bochum II)
Daniel Hülsenbusch (20, Abwehr, VfL Bochum II)
Beim VfL Bochum laufen nach der Wiedereinführung der U21 sicherlich zahlreiche sehr gute Talente auf. Hervorheben möchten wir die Defensivleute Bernsdorf und Hülsenbusch, die neben Lennart Koerdt (20), der schon einen Profivertrag besitzt, die Dauerbrenner in der Hinrunde waren und Garanten für die zweitbeste Defensiv der Liga waren. Insbesondere Bernsdorf stach auch mit Offensivqualitäten hervor und erzielte sieben Scorerpunkte (ein Tor, sechs Assists). Über Hülsenbusch sagte Bochums Coach Heiko Butscher kürzlich: "Er ist für mich der beste Abwehrspieler der Liga."
Jubes Ticha (20, Abwehr, Sportfreunde Siegen)
Ticha stand schon in der vergangenen Saison auf unserer Liste der Top-Youngster. Die Siegerländer konnten den Innenverteidiger, der viele Jahre im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) von Fortuna Düsseldorf verbracht hat (2016-22), halten. Als einziger Feldspieler im Kader hat der 20-Jährige sowohl in der Liga als auch im Westfalenpokal, wo die Sportfreunde bekanntlich im Halbfinale stehen, keine einzige Spielminute verpasst. Klappt es nicht mit dem Regionalliga-Aufstieg, dürfte Ticha kaum zu halten sein.
Keanu Diskau (19, Abwehr, ASC 09 Dortmund)
Diskau befindet sich in seinem ersten Seniorenjahr und hat sich nach und nach zum absoluten Stammspieler entwickelt. Aplerbeck bekam im Sommer den Zuschlag vom langjährigen Lippstädter Juniorenspieler, der zuletzt U19-Kapitän beim SVL war. Aplerbecks Sportlicher Leiter Samir Habibovic behielt absolut Recht, als er ihm den direkten Sprung in die erste Elf zutraute.
Lennart Bollenberg (19, Abwehr, SV Schermbeck)
Topausgebildet in den Nachwuchsleistungszentren des FC Schalke 04 (U15/U17) und RW Essen (U17/U19) direkt in die Startelf beim SVS. Der Innenverteidiger stand in 17 Partien auf dem Feld, fehlte nur einmal Gelb-Rot-gesperrt.
Marlon Schmitz (20, Abwehr, SC Preußen Münster II)
Hätte es schon in der vergangenen Saison eine U21 beim VfL Bochum gegeben, hätte der Ruhrpott-Verein das Talent sicherlich gerne gehalten. So aber ging der Außenverteidiger aus der Bochumer U19 im Sommer 2023 zu den Adlerträgern und gehört dort zu den absoluten Stammspielern. 46 von 51 möglichen Oberliga-Partien hat er seitdem absolviert. Auch bei den Profis durfte er sich schon zeigen.
Noah Kosthorst (19, Abwehr, FC Eintracht Rheine)
Das Eigengewächs stand in seinem ersten Seniorenjahr als einziger Spieler des Kaders in allen 18 Oberliga-Partien auf dem Platz. Drei Tore hat der Außenverteidiger sogar erzielt. Sein erster Oberliga-Treffer war gleich ein Traumtor in der Nachspielzeit zum überraschenden 2:1-Auswärtssieg in Aplerbeck. „Der schönste Moment meiner bisherigen Karriere“, sagte der Youngster, der sich im Sommer gegen Angebote aus der Westfalenliga entschied und gleich den Sprung in die Oberliga wagte - mit Erfolg. „Konditionell und von der Geschwindigkeit her bringt er alles mit und gehört in diesen Kategorien auch zu den besten Spielern bei uns. Reinkriegen muss er einfach noch Technik und die Umsetzung von taktischen Feinheiten, die auf unserem Niveau schon sehr komplex sind", analysierte Rheines Coach Christian Hebbeler kürzlich.
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Len Wilkesmann (20, Mittelfeld, ASC 09 Dortmund)
Elias Opoku (21, Angriff, ASC 09 Dortmund)
Jannik Urban (22, Mittelfeld, ASC 09 Dortmund)
Im Mittelfeld überzeugt uns ein Aplerbecker Trio. Der Jüngste ist Wilkesmann, der in der vergangenen Saison beim ASC 09 noch "Edeljoker" war. Viele Jahre in der vermeintlich besten Dortmunder Amateur-Jugendschmiede beim TSC Eintracht Dortmund ausgebildet hat sich der zentrale Mittelfeldspieler zum absoluten Stammspieler entwickelt und stand in allen 18 Partien in der Startelf. Opoku spielt bereits seine dritte Saison beim ASC 09 Dortmund und hat seitdem 84 von 86 Partien absolviert. Offensiv platzte in der Hinrunde ein kleiner Knoten. Mit sieben Assists ist er der zweitbeste Vorlagengeber im Team.
Urban, der im Dezember 22 Jahre alt geworden ist, war schon vergangenen Saison auf unserer Liste der Top-Youngster. 108 Oberliga-Partien hat in seinem jungen Alter kein anderer Spieler auf dem Buckel. „Er hat die Ruhe am Ball, ein gutes Passspiel, ist ein intelligenter Spieler, ein Arbeitstier. Er hat alles, was ein Sechser oder Achter braucht, er ist ein sehr kompletter Spieler", so der Sportliche Leiter Samir Habibovic. Marco Stiepermann sagte vergangene Saison: "Ich werde ihm dabei helfen, dass er irgendwann nicht mehr Oberliga spielt." Angebote dürften Urban sicherlich wieder zu Genüge vorliegen.
Erik Peters (22, Mittelfeld, SC Verl II)
Sekou Eickholt (22, Mittelfeld, SC Verl II)
Auch beim SC Verl sind es zwei Mittelfeldakteure, denen wir schon in Kürze den Sprung in höhere Sphären zutrauen. Beide sind vor wenigen Tagen 22 Jahre alt geworden und gehen schon länger den Verler Weg. Peters kam im letzten A-Junioren-Jahr zum SC Verl und wurde auf Anhieb zur Spielzeit 2022/23 Stammspieler in der Westfalenliga. Der defensive Mittelfeldspieler hat seitdem erst drei Ligapartien verpasst (72 von 75). Eickholt ist ein offensiver Außenbahnspieler und ein echtes Verler Eigengewächs. In Gambia geboren kam er mit sieben Jahren nach Ostwestfalen und erlernte beim SCV das Fußballspielen. Nach neun Toren zur Westfalenliga-Meisterschaft in der vergangenen Saison konnte er auch in der Oberliga-Hinrunde mit acht Scorerpunkten überzeugen (vier Tore, vier Vorlagen).
Nico Böll (20, Mittelfeld, SV Lippstadt 08)
Der defensive Mittelfeldspieler wurde viele Jahre beim VfL Bochum ausgebildet und war wie Schmitz im Sommer 2023 gezwungen, den Verein nach der U19 zu verlassen. Lippstadt ist nach anderthalb Seniorenjahren bereits die dritte Oberliga-Station. Bei ETB SW Essen und der TSG Sprockhövel wurde er nicht glücklich, stieg mit der TSG bekanntlich auch ab, so dass sich der Regionalliga-Absteiger seine Dienste im Sommer sicherte. Der nächste Schritt ist geschafft, Böll ist der Lippstädter Feldspieler mit der meisten Einsatzzeit.
Can Moustfa (20, Mittelfeld, RW Ahlen)
Der offensive Mittelfeldspieler ist einer der Lichtblicke beim Regionalliga-Absteiger. Zwölf Scorerpunkte erzielte der frühere Leverkusener Junioren-Spieler in der Hinrunde und steht in seinem Heimatland Syrien auch im Fokus der Nationalmannschaft. Im vergangenen Sommer wurde er nach seinem ersten Seniorenjahr in der Oberliga Rheinland-Pfalz vom Drittligisten Energie Cottbus unter Vertrag genommen und direkt nach Ahlen ausgeliehen. Bei weiterhin so starken Leistungen dürfte er in der kommenden Saison seine Chance im Osten bekommen.
Hivan Kouonang (21, Mittelfeld, SG Wattenscheid 09)
Der offensive Mittelfeldspieler kam genau vor einem Jahr aus dem US-amerikanischen Collegefußball und überzeugte durch sein Engagement, seine Schnelligkeit und seine Körperlichkeit. Seit März 2024 stand er in jedem Ligaspiel auf dem Platz und hat in der Hinrunde acht Scorerpunkte erzielt.
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Semin Kojic (20, Angriff, VfL Bochum II)
In der vergangenen Saison stand der langjährige Schalker Jugendspieler (2018-2023), der auch schon für die U18-Nationalmannschaft Deutschlands aufgelaufen ist, noch als Spieler des ASC 09 Dortmund auf unserer Liste der Top-Youngster, als er der vielversprechendste Winterneuzugang war. Nach acht Rückrunden-Toren für den ASC gab es anstatt eines Regionalliga-Engagements einen Vertrag beim VfL Bochum II, mit dem er nun vor dem Aufstieg steht. 13 Tore und drei Assists sind seine überragende Bilanz in der Hinrunde.
Marvin Schulz (20, Angriff, SC Preußen Münster II)
Auch Schulz stand vor einem Jahr auf unserer Liste der Top-Youngster. Damals besaß der Youngster, der schon im letzten U19-Jahr die Herren-Westfalenliga aufmischte, noch einen Vertrag beim SC Paderborn 07 und war ausgeliehen in der Hinrunde an die Sportfreunde Siegen, in der Rückrunde an die SG Finnentrop/Bamenohl. Die Ostwestfalen lösten den eigentlich noch bis Sommer 2025 gültigen Vertrag aber auf und Schulz wechselte zum SC Preußen Münster II. Dort konnte er an die erfolgreiche Rückrunde im Sauerland anknüpfen (12 Tore, 4 Assists) und erzielte sieben Tore sowie fünf Vorlagen. Es bleibt scheinbar nur eine Frage der Zeit, bis er eine Chance in der Regionalliga erhält.
Eren Albayrak (21, Angriff, SG Finnentrop/Bamenohl)
Der langjährige Juniorenspieler des Hombrucher SV (U17- und U19-Westfalenliga) ist in der Oberliga Westfalen angekommen. Nach dem ersten Seniorenjahr bei der TSG Sprockhövel (damals noch Oberliga) wuchs er beim Westfalenligisten RSV Meinerzhagen zum Leistungsträger heran (7 Tore) und bestätigte dies nun auch bei der SG Finnentrop/Bamenohl. Das große Highlight war der 4:3-Sieg bei RW Ahlen, bei dem er alle Tore für die SG erzielte. Insgesamt zehn Scorerpunkte stehen auf seinem Konto.
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Weitere Top-Talente, die regelmäßig in der Oberliga zu sehen waren, besitzen bereits Profiverträge, wie beispielsweise Lennard Koerdt (20) vom VfL Bochum, Illia Poliakov (20) vom SC Verl und Leon Tasov (20) vom SC Preußen Münster. Tasov wurde zur Rückrunde an der Regionalligisten SV Meppen ausgeliehen.