2025-01-24T06:57:50.986Z

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Ein Passus in der Regionalliga-Spielordnung hat dem TSV Schwaben Augsburg in große Turbulenzen gebracht.
Ein Passus in der Regionalliga-Spielordnung hat dem TSV Schwaben Augsburg in große Turbulenzen gebracht. – Foto: Imago Images

Die Regel, die Schwaben zum Verhängnis wurde: So denkt die Konkurrenz

Vereinsvertreter äußern sich nach dem harten Sportgerichtsurteil

Die Knallhart-Strafe gegen den TSV Schwaben Augsburg in der Regionalliga Bayern sorgt weiter für Gesprächsstoff. Klar, wirken sich die neun Punkte Abzug für die "Schwabenritter" sowohl auf das Titelrennen als auch auf den Abstiegskampf massiv aus. FuPa hat eine Umfrage gestartet: Was halten andere Vereine vom § 25 der Regionalliga-Spielordnung? Dort heißt es, dass auf dem elektronischen Spielbericht unter den 20 Spielern mindestens vier Spieler aufgeführt sein müssen, die die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, noch kein A-Länderspiel für einen anderen Nationalverband bestritten haben und die am 30. Juni vor Beginn des Spieljahres das 23. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Sinnvoll - oder sinnlos? Wir haben uns umgehört:

Andreas Brendler (Sportlicher Leiter Schweinfurt 05)
"Die Regel ist sinnvoll, weil junge deutsche Talente gefordert und gefördert werden sollen. Die tatsächliche Umsetzung finde ich allerdings nicht so gut. Viele machen es doch so und setzen den unter 23-jährigen Ersatztorwart drauf, der mit 98 prozentiger Sicherheit sowieso nie spielt. Die restlichen Drei sind dann die Kaderspieler 18, 19 und 20, die oftmals gar nicht eingewechselt werden. Meiner Meinung nach sollte das anders geregelt werden. Ab einem gewissen Level sollte man Spieler einsetzen müssen, die aus der eigenen Jugend kommen. Dann hätte bestimmt auch die Jugendarbeit einen höheren Stellenwert. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Vereine, die mehrere Spieler aus der eigenen Jugend einsetzen, finanziell unterstützt werden."

Christoph Hasselmeier (Sportlicher Leiter SpVgg Ansbach)
"Prinzipiell ist es sinnvoll, wenn man darauf achtet, dass möglichst viele junge Spieler eingesetzt werden. Ob sie jetzt unbedingt deutsch sein müssen, das lasse ich mal dahingestellt. Das Ansinnen halte ich für gut, was ich mir allerdings mehr wünschen würde: Eine Belohnung, wenn man es macht, statt einer Sanktion, wenn man es nicht macht. Eine Idee: Ein Verein bekommt wie in der 3. Liga aus einem Fördertopf eine Prämie, wenn man viele Spieler aus der eigenen Jugend oder Spieler unter 23 Jahren einsetzt. Generell sind Regeln da, um eingehalten zu werden, das wissen wir alle. Aber ich fühle da schon auch mit Schwaben Augsburg mit, das ist schon sehr, sehr bitter. Und deswegen würde ich es begrüßen, wenn man es durch Belohnung fördern würde, statt zu bestrafen."


Roland Dachauer: "Idee nicht zu Ende gedacht."

Roland Dachauer (Abteilungsleiter DJK Vilzing)
"Im Sinne der Nachwuchsarbeit ist es sicher gut, an dieser Stelle etwas zu machen. Insgesamt ist aber die Idee nicht zu Ende gedacht. Die Vereine müssten dann auch verpflichtend eine zweite Mannschaft im Spielbetrieb haben, wo diese U23-Spieler Wettkampfpraxis sammeln können. Weil wenn man ehrlich ist, dann schaffen es nach der U19 nur ganz wenige - selbst wenn sie aus einem NLZ kommen - auf Anhieb zum Stammspieler in der Regionalliga. Von sechs oder sieben schafft es vielleicht einer. Den anderen fehlt aber dann wiederum die Spielpraxis, wenn es keine zweite Mannschaft gibt."

Karl-Heinz Fenk (Sportlicher Leiter SV Wacker Burghausen)
"Ein schwieriges Thema, über das man sicher stundenlang diskutieren könnte. Meiner Meinung nach ist es Fluch und Segen zugleich. Segen in dem Sinne, dass junge deutsche Spieler eingebaut und gefördert werden. Wir in Burghausen sind beispielsweise sehr bemüht, aus unserer U19 Spieler in die erste Mannschaft zu integrieren. Allerdings ist auch klar: Der Sprung aus der U19-Bayernliga in die Senioren-Regionalliga ist gewaltig. Die Jungs brauchen eine längere Anlaufzeit. Heißt in der Praxis: Viel trainieren, wenig Einsatzzeit. Deshalb ist es schon auch schwierig, vier U23-Spieler einzubinden. Meiner Meinung nach würden zwei vorgeschriebene Kaderplätze für U23-Spieler ausreichen. Und jeder Verein in der Regionalliga Bayern hat Spieler auf dem Spielberichtsbogen, wo von vornherein klar ist, dass sie wenig Einsatzzeit erhalten werden. Deshalb müsste die Regelung meiner Meinung nach überdacht werden."

Georg Hanslmaier: "Schadet keinem Verein, sich um junge Talente zu bemühen."

Tuncay Nadaroglu (Sportlicher Leiter Viktoria Aschaffenburg)
"Vom Grundgedanken her ist die Regelung durchaus sinnvoll. Sie bringt aber nichts, wenn die Kader nur deshalb mit U23-Spielern aufgefüllt werden, um diesen Paragraphen zu erfüllen. Dazu gibt es viele kleinere Regionalligisten, die eine schwächere und kleinere Jugendabteilung haben und deren Qualität für die Regionalliga nicht ausreicht."

Enver Maltas (Sportdirektor Türkgücü München)
"Ich persönlich finde die Regelung gut. Es ist noch einmal ein Hebel für den DFB bzw. den BFV, um die regionale Talentförderung anzukurbeln. Dadurch rückt die Nachwuchsarbeit meiner Meinung nach ein wenig mehr in den Fokus. Was man noch besser machen könnte, wäre zum Beispiel ein Fördertopf wie in der 3. Liga, der daran gekoppelt ist, wie viele junge Spieler eingesetzt werden."

Julian Grell (Cheftrainer TSV Aubstadt)
"Ob es nun sinnvoll oder eher unsinnig ist, das sei jetzt mal dahingestellt. Das kann und will ich auch gar nicht groß beurteilen. Es ist eine Regel, an die sich alle halten müssen. Ich denke, es ist immer wichtig, eine gute Mischung im Kader zu haben und auch jungen Spielern eine Plattform zu geben, auf diesem Niveau performen zu können. Wenn dadurch Talente aus den eigenen Reihen oder aus der Region die Chance bekommen, sich in der Regionalliga zu zeigen, dann halte ich das schon für sinnvoll."

Georg Hanslmaier (Abteilungsleiter TSV Buchbach)
"Wir finden die Regel durchaus sinnvoll und würden sie auch nicht ändern. Ich denke, es schadet keinem Verein, sich um junge, talentierte Spieler zu bemühen und ihnen die Chance zu geben, sich in der Regionalliga zu beweisen. Außerdem ist frisches Blut im Kader nie verkehrt."

Richard Maierhofer (Sportlicher Leiter SpVgg Hankofen-Hailing)
"Die Regelung halte ich durchaus für sinnvoll. Dadurch bekommen junge Spieler aus der Region die Möglichkeit, sich in der Regionalliga zu zeigen. Und die Regel gibt es ja auch schon länger. Eine Überlegung wäre, dass beim Ausfüllen des elektronischen Spielberichts eine Warnung aufploppt, wenn nicht genügend U23-Spieler im Kader stehen."

Aufrufe: 014.12.2024, 07:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor