
Mit einem ungefährdeten 5:1-Heimsieg gegen den GSV Moers II schloss der SSV Lüttingen am Sonntag die Hinrunde der Kreisliga A erfolgreich ab. Warum die Fischerdörfler in der ersten Jahreshälfte hinter ihren Erwartungen blieben und welcher Landesliga-Trainer künftig wieder selbst als Spieler aufläuft.
Ein Blick auf die Winterpausen-Tabelle sorgt bei Mirko Poplawski aktuell eher für ein Schmunzeln als für ein Stirnrunzeln. Wieder Rang vier nach 17 Spieltagen, wieder ein zweistelliger Punkterückstand auf den erneuten Herbstmeister SV Budberg II. Vieles erinnert an die Situation vor exakt einem Jahr. Damals korrigierten die „Fischerdörfler“ den Fehlstart in die schwache Hinrunde und landeten danke einer starken Aufholjagd mit 15 Siegen noch auf Platz zwei, dicht hinter dem Aufsteiger VfB Homberg II. Ein Déjà-vu mit offenem Ausgang?
Anders als in der Vorsaison werden die Lüttinger jedoch inzwischen ganz anders wahrgenommen. Die Verpflichtungen der Xantener Lars und Marius Neinhuis sowie des ehemaligen Sonsbecker Oberliga-Spieler Lars van Schyndel sorgten dafür, dass der SSV vor der Saison von vielen Konkurrenten als Mitfavorit um die Meisterschaft gehandelt wurde. Das spürt auch der Trainer: „Die Erwartungshaltung war natürlich von allen viel größer.“
Der jahrelange „Underdog“ musste sich an seine neue Rolle erst gewöhnen. „Wir müssen lernen, im Ballbesitz noch geduldiger zu sein und gegen tiefstehende Gegner die wenigen Chancen eiskalt zu nutzen. Das ist ein Prozess“, erklärt Poplawski. Während Lüttingen zuvor oft über Tempo kam, wird der Mannschaft nun häufiger der Ball überlassen. „Dass uns alle auf dem Schirm haben, sehen wir eher als Lob.“
Nicht immer stößt dies auf Anerkennung. Poplawski nimmt auch Neid und Missgunst wahr. „Wir hören von den Gegnern Kommentare, bei denen wir uns fragen, warum eigentlich? Wir stellen uns nicht hin und sagen, wir sind der große SSV Lüttingen und spielen alle an die Wand.“ Vielmehr gehe es darum, die positive Entwicklung zu bestätigen und fortzusetzen. Die Vizemeisterschaft soll kein „One-Hit-Wonder“ gewesen sein.
„Wir haben uns von der grauen Maus zu einem Top-Team entwickelt. Trotzdem wissen wir, wo wir herkommen. Wir sind immer noch ein kleiner Dorfverein mit vielen Jungs aus dem Ort“, betont Poplawski. Mindestens Rang drei – der ESV Hohenbudberg ist drei Zähler entfernt – gilt als realistisches Ziel.
Eine Kampfansage an die Spitzenteams aus Budberg und Asberg vermeidet der Coach bewusst. „Ihre Konstanz ist schon beeindruckend. Aber wir waren letzte Saison auch schon abgeschlagen und haben uns wieder herangekämpft. Das ist möglich.“ Hoffnungsträger bleibt Torjäger Janik Schweers, der gegen den GSV Moers II mit seinem zweiten Viererpack innerhalb von zwei Wochen jetzt bei 19 Saisontreffern steht.
Das große Manko sind die in Summe zu vielen späten Gegentore gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte. „Verschenkte Punkte“, die letztlich fehlen, um ganz oben mitzumischen. Auch die Langzeitausfälle der Leistungsträger Luca Wiens (Knöchelverletzung), 18-Tore-Mann im Vorjahr, Niels Setzepfandt und Johann Hildebrandt wiegen schwer. Trotzdes schmalen Kaders plant der Verein keine Winterneuzugänge. Gespräche über die sportliche Zukunft sollen gemeinsam mit der sportlichen Leitung um Poplawski und Johannes Heimig Anfang 2026 geführt werden.
In Moers fällt die Bilanz wesentlich nüchterner aus. Trotz der klaren Niederlage in Lütingen überwintert der Aufsteiger über dem Strich – ein wichtiger Zwischenschritt im Kampf um den Klassenerhalt. Trainer Patrick Heydrich, der erst spät übernommen hat und den Lüttingern die stärkste Spielanlage aller A-Ligisten bescheinigt, weiß um die Probleme: „Wir konnten selten aus dem Vollen schöpfen. Aber man merkt, dass die Rädchen langsam ineinandergreifen.“
Unruhe herrscht weiter trotz der geklärten Trainerfrage durch die unklare Zukunft der Landesliga-Truppe. Entscheidungen dort haben zwar aktuell nur geringe Auswirkungen auf die Moerser Reserve, sind aber für die Planung entscheidend. „Es muss geklärt werden, wie‘s in der Ersten weitergeht – damit steht und fällt alles“, so Heydrich. Zur Rückrunde kann er zumindest wieder auf Landesliga-Interimscoach Christian Skerwiderski bauen, der als Spieler in den A-Liga-Kader zurückkehrt.
Die Vorbereitung beginnt für die Moerser am 6. Januar, vier Testspiele sind geplant – darunter eines am 11. Januar an alter Wirkungsstätte auf dem neuen Kunstrasen des TuS Borth. Für beide Vereine gilt: Die bevorstehende Winterpause bietet Zeit zum Sortieren.
