2025-10-30T14:25:35.653Z

FuPa Portrait
Kaum ein Tenor in der Schweiz ist so bekannt wie Erkan Aki. Während er in der Kulturbranche eine feste Grösse ist, kennt ihn die Fussballwelt als neuen Trainer noch kaum.
Kaum ein Tenor in der Schweiz ist so bekannt wie Erkan Aki. Während er in der Kulturbranche eine feste Grösse ist, kennt ihn die Fussballwelt als neuen Trainer noch kaum. – Foto: JT Booking & Promotion

Die Engelsstimme unter den Zürcher Fussball-Raubeinen

Musikstar ist Co-Trainer bei Zürcher Traditionsverein Red Star

Erkan Aki war als Tenor in ganz Europa erfolgreich. Heute lebt er seine zweite Leidenschaft: den Fussball. Vielen seiner Schützlinge ist dabei oft gar nicht bewusst, wer sie trainiert.

Er ist schon vor Zehntausenden Menschen aufgetreten, doch derzeit steckt Erkan Aki mitten im Abstiegskampf der regionalen 2. Liga. Im Gegensatz zu prominenten Kickern der gegnerischen Teams wie Oliver Buff oder Cédric Brunner hatte Aki seine Sternstunden allerdings nicht auf dem grünen Rasen. Der 57-Jährige zählt zu den bekanntesten klassischen Tenören im deutschsprachigen Raum. Während er in der Kulturwelt eine feste Grösse ist, steht er in seiner Freizeit als Co-Trainer an der Seitenlinie der zweiten Mannschaft des Zürcher Quartiervereins Red Star.

„Zu meinem Amt als Assistent bin ich durch die gute Beziehung zu Cheftrainer Laszlo Szijjarto gekommen“, erzählt der Startenor. Der slowakische Ex-Profi habe in der Schweiz zunächst Akis Sohn bei den D-Junioren des FC Red Star trainiert. In dieser Zeit sei ein freundschaftliches Verhältnis entstanden und als Szijjarto im vergangenen Sommer die 2.-Liga-Mannschaft übernahm, wollte er Aki unbedingt als Assistenten an seiner Seite wissen. „Für mich war sofort klar, dass ich den Job machen wollte.“ Fussball habe während seines ganzen Lebens immer eine grosse Passion dargestellt.

Als Opernsänger die Charts gestürmt

Erkan Aki kam als Kind türkischer Einwanderer in der Innerschweiz zur Welt. In seiner Kindheit spielte er gerne Fussball mit Freunden, doch als er einem Verein beitreten wollte, verbot ihm das sein Vater. „Das war damals in konservativeren Familien nicht ungewöhnlich“, erinnert sich der heute 57-Jährige. Auch weil die fussballerische Karriere ausblieb, hatte er mehr Zeit für sein zweites Hobby, das Singen.

„Seit ich denken kann, habe ich zu Hause gesungen“, sagt Aki. Den Weg in die Musikwelt schlug er jedoch erst mit 17 ein. In seinem damaligen Wohnort Winterthur traf er auf den Opernsänger Paul Späni, der sein Talent erkannte und dem jungen KV-Lehrling bis zu seinem Tod mehrere Jahre Gesangsunterricht gab. „Über Umwege kam es schliesslich dazu, dass ich Mitte der 90er-Jahre mit Eurovision-Song-Contest-Legende Daniela Simons erste Songs aufnahm.“ Durch einige glückliche Fügungen stand er plötzlich auf der Bühne und stürmte mit seinem Album „Here`s to the Heroes“ die Charts.

Als klassischer Sänger, der dem Tenorfach zugeordnet wird, ist es bemerkenswert, dass Aki im Laufe seiner Karriere mehrere Wochen in den Top 15 der deutschen und Schweizer Charts vertreten war. „Es war eine unglaubliche Zeit“, erinnert er sich nostalgisch. Mit Patricia Kaas, einer der international erfolgreichsten französischen Chanson-Sängerinnen, nahm er Songs auf. An der Seite weiterer Stars trat er in grossen Hallen und renommierten Opernhäusern auf.

Verständnis für Trainingsabsenzen

Neben seiner Karriere in der Kulturbranche versuchte er, auch im Vereinsfussball Fuss zu fassen. „Beim FC Kilchberg-Rüschlikon spielte ich eine kurze Zeit in der 2. Liga, riss mir aber bald das Kreuzband“, erinnert er sich. Dem Verein ist er bis heute auf Seniorenstufe treu geblieben. Fussball sei für ihn jedoch immer das Hobby neben den professionellen Auftritten in ganz Europa gewesen. Trotzdem habe er aus dem Sport wertvolle Lehren für seine berufliche Laufbahn gezogen.

„Während meiner Gesangskarriere habe ich gelernt, dass man, wenn man etwas erreichen will, zuallererst daran glauben muss“, erzählt der zweifache Familienvater. Als er zu singen begann, hätten viele zunächst gelacht. „Doch ich habe mein Ziel erreicht.“ Diese Haltung möchte er nun auch in die Trainings bei Red Star einbringen.

Seit dieser Saison sitzt Erkan Aki – wie hier beim Auswärtsspiel gegen den FC Unterstrass – als Assistenztrainer (ganz rechts) beim FC Red Star in der 2. Liga auf der Bank.
Seit dieser Saison sitzt Erkan Aki – wie hier beim Auswärtsspiel gegen den FC Unterstrass – als Assistenztrainer (ganz rechts) beim FC Red Star in der 2. Liga auf der Bank. – Foto: Reto Schlatter

In den 90-minütigen Einheiten oder während eines Spiels sollen seine Jungs alles geben, um den bestmöglichen Erfolg zu erzielen. „Natürlich bewegt sich das alles im Rahmen der Möglichkeiten eines Amateurklubs“, weiss er. Gerade dieser Ansatz mache ihn, der nicht über das gleiche taktische Verständnis verfüge wie Cheftrainer Szijjarto, für die Mannschaft glaubwürdig.

Zudem übernimmt Aki im Trainerteam die Rolle desjenigen, der Verständnis für Absenzen während der Saison zeigt. „Klar kommt es immer auf den Grund an, aber durch meine eigene intensive Karriere weiss ich, dass die Trainingspräsenz zwischendurch mal leiden kann.“ Dennoch müsse sich die junge Mannschaft bewusst sein, dass sie nur gemeinsam erfolgreich sein könne.

„Viele Jungs wissen nicht einmal, dass ich singe“

Aktuell steht die Reservemannschaft von der Brunau auf dem vorletzten Tabellenplatz. Sie dient als Ausbildungsteam für die 1. Mannschaft des Traditionsvereins. „Wir haben eine unglaublich talentierte Mannschaft, aber es fehlt ihr noch an Erfahrung“, sagt Aki. In der Rückrunde müsse das Team klüger agieren, um den Klassenerhalt zu schaffen.

Die Engelsstimme unter den Fussballraubeinen des Amateursports glaubt fest an den Ligaerhalt. Dass seine Jungs wissen, wer ihr Co-Trainer eigentlich ist, bezweifelt er. „Ich glaube, einige haben keine Ahnung, was ich beruflich mache“, sagt er schmunzelnd. Er habe sich auch nie richtig als Sänger vorgestellt. „Auf den Fussballplätzen, meist bei den Senioren, gibt es aber immer wieder den einen oder anderen Fan, der mich nach dem Spiel erkennt und anspricht.“

Neben der Mission Klassenerhalt verfolgt Aki weiterhin einige musikalische Projekte. Ihm ist bewusst, dass nicht mehr Tausende Auftritte anstehen werden: „Ich möchte künftig nur noch Projekte umsetzen, die mich wirklich reizen.“ Derzeit arbeitet er an neuen Aufnahmen, zum Beispiel von einem Radiohead-Song – und an seinem Herzensprojekt auf der Trainerbank in der Allmend-Zürich.

__________________________________________________________________________________________________

Die Mission von FuPa.net: Wir sind das Mitmachportal VON Amateurfussballern FÜR Amateurfussballer.

Jetzt anmelden & Vereinsverwalter werden: https://www.fupa.net/auth/login

______________________________________________________________________________________

>>> Alle Fragen rund um FuPa werden an dieser Stelle beantwortet

>>> Folge FuPa Zürich auf Instagram - @fupa_zuerich

>>> Folge FuPa Zürich auf Facebook - @fupa.zuerich

>>> Folge FuPa Zürich auf X - @FuPa_Zuerich

Aufrufe: 05.11.2025, 06:00 Uhr
Vincenzo TogniAutor