2024-05-10T08:19:16.237Z

Kommentar
DFB-Präsident Bernd Neuendorf. Ein bischen Widerstand, mehr aber auch nicht.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf. Ein bischen Widerstand, mehr aber auch nicht. – Foto: Imago Images
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DFB-Auftritt bei FIFA-Wahl: Große Sprüche, nichts dahinter

Ein Kommentar von FuPa-Redakteur Mathias Willmerdinger

Mutlos, kraftlos - und am Ende gekuscht. Der Deutsche Fußballbund (DFB) gibt weiterhin ein trauriges Bild ab. "Fundamentalopposition" hatte Präsident Bernd Neuendorf noch getönt, werde der DFB gegen FIFA-Patron Gianni Infantino betreiben. Nichts von den großspurigen Ankündigungen ist übrig geblieben.

Auf der skurrilen Krönungsmesse im ugandischen Kigali dieser Woche, als sich Infantino für weitere vier Jahre ins Amt "wählen" ließ, wobei das Prozedere eher einem Parteitag in Nordkorea ähnelte, zog der DFB - salopp formuliert - den Schwanz ein. So überheblich der DFB in Katar noch Politik auf dem Rasenrechteck machen wollte und meinte, alle würden den Deutschen folgen, so kleinlaut gab sich der größte Einzelsportverband der Welt jetzt auf dem FIFA-Kongress in Kigali.

Man muss sich das mal vorstellen: Ohne Gegenkandidaten wurde der Schweizer Strippenzieher zum zweiten Mal in Folge per Applaus (!) im Amt bestätigt. Hätte der DFB seinen Worten Taten folgen lassen, wäre mehr als nur die öffentlichkeitswirksam zur Schau gestellte Ankündigung, sich bei der Wahl des Präsidenten zu enthalten, möglich gewesen. Als ob dies irgendjemanden in Kigali interessiert hätte, dass die Deutschen nicht klatschen. Am Ende aber hatte der DFB nicht den Mut, "Fundamentalopposition" zu betreiben wie angekündigt. Das hätte nämlich bedeutet, sich wirklich Gedanken zu machen, mit anderen großen europäischen Verbänden wie England, die Infantino ebenfalls kritisch sehen, gemeinsame Sache zu machen - und einen Gegenkandidaten aufzustellen! Dann hätten die Delegierten wirklich eine Wahl gehabt. Aber nein, der DFB in seiner bräsigen Art agiert wie gehabt: Bloß nicht raus aus der gemütlichen Komfortzone, ein paar hübsch aufpolierte Marketingslogans wie "Unsere Amateure, echte Profis" dem Fußballvolk hinschmeißen - aber bitte bloß nicht zu viel verändern!

Gianni Infantino wird sich ins Fäustchen lachen. Wieder ist er mit seiner bizarren Show durchgekommen, weitere vier Jahre - und es steht zu befürchten, dass es noch einige mehr werden - wird er den Fußball nach Lust und Laune ausbeuten. Bei der Weltmeisterschaft 2026 werden 48 (!) Teams an den Start gehen. Das aufgeblähte XXL-Turnier wird ganz sicher nicht dazu beitragen, dass der Fußball besser wird. Aber ganz sicher wird sich die FIFA die Taschen noch voller machen. Und das völlig ohne Skrupel, weil: Es geht! Und die ganze Welt schaut tatenlos zu - inklusive DFB! Ein Armutszeugnis.

Aufrufe: 017.3.2023, 19:45 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor