2024-09-03T06:31:51.357Z

Interview
Bianca Rech (links) ist der Kopf des Frauenfußballs beim FC Bayern München.
Bianca Rech (links) ist der Kopf des Frauenfußballs beim FC Bayern München. – Foto: Pressefoto Eibner

Deutscher Frauenfußball: »Auf Erfolgen der Vergangenheit ausgeruht«

Bianca Rech, Direktorin FC Bayern Frauen, vor dem Testspiel des amtierenden Meisters gegen Slavia Prag in Ruderting im Interview

Große Namen zu Gast beim FC Ruderting: Am kommenden Samstag bestreiten der FC Bayern München und Slavia Prag ein Testspiel auf dem Rasen des Frauen-Bayernligisten. Damen-Fußball der Spitzenklasse ist am 10. August (ab 14 Uhr) im Landkreis Passau zu sehen. Im Vorfeld spricht Bianca Rech, Direktorin FC Bayern Frauen, über dieses Vorbereitungsspiel, über das Scouting des amtierenden Deutschen Meisters - und über die generelle Entwicklung des weiblichen Fußballs...

Bianca Rech, früher war der deutsche Frauenfußball internationaler Vorreiter. Inzwischen hat die Konkurrenz aber aufgeholt, vielleicht Deutschland sogar überholt. Warum? Was machen Spanien und England beispielsweise besser als wir?
Wir haben uns zu lange auf den Erfolgen der Vergangenheit ausgeruht. Es wurde zu wenig in den Frauenfussball und deren Strukturen investiert. Die Vision hat gefehlt. Investitionen in die Talentförderung wird ein wichtiger Faktor in der Zukunft sein.

Die Professionalisierung des Frauenfußballs geht eher schleppend voran. An welchen Stellschrauben muss gedreht werden, sodass unser weiblicher "König Fußball" die nächste Ebene erreicht?
Das sehe ich gar nicht so negativ. Die Entwicklungen in den vergangenen ein, zwei Jahren, speziell in der Bundesliga, sind gute. Mehr Vereine investieren in den Frauenfussball. Die Mannschaften rücken näher zusammen und die Spiele werden ausgeglichener. Die Sichtbarkeit des Frauenfussballs hat zugenommen und an der Fanbasis gibt es einen großen Zulauf. Ich sehe eine positive Zukunft.

Die Vorbereitung auf die Ende August beginnende neue Saison ist bereits angelaufen. In dessen Rahmen trifft der FC Bayern München in Ruderting auf Slavia Prag. Welchen Stellenwert hat dieser internationale Test?
Vorbereitungsspiele sind wichtig für uns, um Rhythmus zu bekommen und verschiedene Dinge auszuprobieren. Bis auf die verletzten Spielerinnen und Olympia-Teilnehmerinnen werden alle Spielerinnen dabei sein.

Warum ausgerechnet Ruderting?
Wir sind schon seit einigen Jahren mit Johanna Maier (FCR-Managerin, Anm. d. Red.) im Austausch und haben immer wieder die Umsetzbarkeit eines Freundschaftsspiels in der Region geprüft. Leider ist es in den vergangenen Jahren an zeitlichen Engpässen oder auch Corona gescheitert. Jetzt freuen wir uns aber umso mehr.

Im Gegensatz zu den Herren konnten die FCB-Frauen im Sommer die Meisterschaft feiern.
Im Gegensatz zu den Herren konnten die FCB-Frauen im Sommer die Meisterschaft feiern. – Foto: Pressefoto Eibner

Wie wichtig sind solche Stippvisiten auf dem Land, an der Basis für den FC Bayern München?
Uns ist es wichtig, dass wir in der Region präsent sind und die Nähe zu unseren Fans in Bayern zeigen können. Wenn es möglich ist, gehören Begegnungen in der Region zum festen Bestandteil des Vorbereitungsplanes.

Inwiefern beobachtet der FCB den regionalen Amateur-Frauenfußball in der Regional- oder Bayernliga?
Wir beobachten den Amateur-Frauenfussball im Bereich der Talentförderung. Junge Spielerinnen aus der Region Bayern für den FC Bayern München zu gewinnen und weiter auszubilden, ist einer der relevantesten Aufgaben im Bereich der Talentförderung.

Das Netzwerk bei den Frauen ist (noch) nicht so groß wie bei den Herren. Es erscheint schwieriger, Talente zu finden. Wie darf man sich das lokale Scouting des FC Bayern München vorstellen?
Wir verfügen über ein sehr großes Netzwerk und verfolgen unterschiedliche Ansätze. Beispielsweise die Zusammenarbeit mit unseren Partner- und Kooperationsvereinen, regelmäßige Talentsichtungstage, Besuche von Spielen in der Region, Scouts des FC Bayern-Netzwerks.

Abschließend der Blick in die Zukunft: Wie entwickelt sich der Frauenfußball insgesamt? Wird der Abstand zu den Herren eher kleiner oder größer?
Wir sollten aufhören Vergleiche zu ziehen. Das ist aus meiner Sicht völlig unangebracht. Der Frauenfussball steht für sich und die Entwicklung in den vergangenen Jahren ist außergewöhnlich.

Vielen Dank für das Gespräch - und alles Gute für die Zukunft!

Bianca Rech selbst war mehrfache Deutsche Meisterin und Nationalspielerin.
Bianca Rech selbst war mehrfache Deutsche Meisterin und Nationalspielerin. – Foto: FC Bayern München

Aufrufe: 05.8.2024, 09:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor