2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
– Foto: MC

Der Titel scheint vergeben, dahinter das große Zittern

Teams der Fußball-Verbandsliga Südwest starten mit unterschiedlichen Zielen und Voraussetzungen in die Rückrunde

Während ganz oben in der Fußball-Verbandsliga Südwest der SC Reisbach in Sachen Meisterschaft den Sekt schon zur Halbzeit kaltstellen kann, bleiben andere Entscheidungen in der zweithöchsten saarländischen Spielklasse spannend. Vor allem die Abstiegsfrage, denn am Saisonende könnte es bis zu vier Teams erwischen. Die halbe Liga muss daher zittern. Im Rennen um die Relegation hat der 1. FC Riegelsberg aktuell die besten Karten, aber auch der 1. FC Reimsbach will alles versuchen, um noch auf den begehrten zweiten Platz vorzurücken.

In der Fußball-Verbandsliga scheint die Titelfrage bereits zur Halbzeit geklärt. Der SC Reisbach führt das Tableau nach 15 von 30 Partien klar an. Die Mannschaft von Trainer Alexander Stamm gewann ihre ersten 14 Partien allesamt, leistete sich nur im letzten Spiel vor der Winterpause beim 0:1 gegen den starken Aufsteiger FSG Bous einen Ausrutscher und eilt bei zehn Punkten Vorsprung der Meisterschaft entgegen. „Das Ziel ist es, unseren momentanen Tabellenplatz zu halten. Wenn man im Winter Erster ist, will man das auch am Ende sein“, sagt Stamm, der mit einem personell unveränderten Aufgebot in die Restrunde geht. „Die Mannschaft bleibt so zusammen, auch zur neuen Saison, worüber ich sehr froh bin – es ist eine funktionierende Truppe“, ergänzt der SCR-Trainer mit Blick auf sein eingespieltes Team um Torjäger Antonio Cortese (17 Tore in 15 Partien). Zum Auftakt erwartet den Primus am kommenden Sonntag mit den SF Rehlingen-Fremersdorf ein Gegner (16 Uhr), der laut Stamm „viel besser ist, als es der Tabellenplatz aussagt“. Auch die folgende Partie in Schaffhausen sei unangenehm, danach kommt es zum brisanten Duell mit Stamms langjährigem Ex-Club SG Großrosseln-St. Nikolaus. „Das ist ein knackiger Start für uns“, sagt der Erfolgstrainer, der im Kampf um Platz zwei damit rechnet, dass der 1. FC Reimsbach „sicher noch Boden gutmachen wird.“

Reimsbach schielt noch Richtung Relegation

Die Beckinger hinken ihren Erwartungen als Tabellenfünfter ein Stück hinterher. Der Abstand auf den 1. FC Riegelsberg auf dem Relegationsplatz beträgt fünf Punkte. „Nach den Schwierigkeiten zu Saisonbeginn mit vielen Verletzten, gerade offensiv, hoffen wir, dass wir diesmal besser aus den Startlöchern kommen“, sagt Reimsbachs Spielertrainer Nico Portz – und sieht gute Voraussetzungen: „Mit der Vorbereitung bin ich zufrieden. Ich hoffe, dass wir die guten Eindrücke im ersten Spiel gegen Walpershofen bestätigen.“ Nach einem 4:3-Sieg über den FV Schwalbach feierte der FCR am vergangenen Samstag mit dem 3:2 über den FV Siersburg einen weiteren Prestige-Erfolg über einen Saarlandligisten. Ali Mousavi, Fabio Groß und Ukiyo Kagami erzielten die Tore. Ein Ziel für die neue Runde hat Reimsbach bereits vorangetrieben. „Wir wollen das Aufgebot weiter verjüngen – und sind froh, dass das mit zwei jungen Neuzugängen geklappt hat“, sagt Portz zu den 18-jährigen Neuverpflichtungen Aaron Engel (Sturm) und Finn Schwarz (linke Außenbahn) von der JFG Saarlouis. Sein Ziel für die beginnende Rückrunde lautet: "Wir wollen noch so weit wie möglich nach oben kommen."

Beim Tabellenzweiten Riegelsberg lief die Wintervorbereitung „ziemlich schleppend“, wie Trainer Almir Delic sagt: „Es ist insgesamt nicht so gelaufen, wie ich es mir vorstelle – aber vielleicht erwarte ich da auch einfach ein bisschen zu viel von den Jungs.“ Die Erwartungen für die restliche Runde sind beim FCR derweil klar. „Wir freuen uns auf die Rückrunde und wollen unseren zweiten Platz mit aller Macht verteidigen. Wir werden alles dafür tun, um auch am Ende dort zu stehen“, sagt Delic, der mit Toptorjäger Mirco Frischmann (17 Tore) und Rouven Lenhard (zehn Tore) das beste Offensivduo der Liga in seinen Reihen weiß.

Drei Punkte liegt Riegelsberg, das zum Auftakt die abstiegsbedrohte SG Wadrill-Sitzerath empfängt, vor dem Tabellendritten FSG Bous. Der Aufsteiger zählt ganz klar zu den positiven Überraschungen der laufenden Runde. Mit Jan Demmerle haben die Bouser den herausragenden Scorer der Liga im Team (elf Tore und zwölf Vorlagen in 14 Partien). „Die Vorbereitung lief mittelmäßig. Wir hatten aus diversen Gründen viele Ausfälle“, sagt FSG-Trainer Dirk Andres, der als Hauptziel für die Rückrunde ausgibt: „Wir wollen genauso guten und erfolgreichen Fußball spielen wie in der Hinrunde, in der wir die Erwartungen sogar übertroffen haben.“ Im Hinblick auf Platz zwei sieht er andere Mannschaften, die dieses Ziel eher in Angriff nehmen werden. „Wir gehen ohne großen Stress in die Runde“, betont Andres. Mit Torwart Marvin Raubuch (FC Elm), Florian Kurtz (VfL Kirchheim/Teck II) und Giuseppe Burgio (ehemals SF Hostenbach) gibt es drei Winterzugänge. „Nominell haben wir einen echt guten Kader. Jetzt müssen wir schauen, inwieweit alle mitziehen“, sagt Andres, dessen Team zum Start beim FC Noswendel Wadern gastiert.

Beim FC gilt es, nach einer bescheidenden Hinrunde mit nur 13 Punkten und dem drittletzten Platz, angesichts von vier möglichen (und auch wahrscheinlichen) Absteigern reichlich Boden gutzumachen. „Wir sind uns völlig bewusst, dass es verdammt schwer wird“, sagt Spielertrainer Alexander Neu, der mit Marcel Lorig auf einen Leistungsträger (Schultereckgelenk-Sprengung) noch länger verzichten muss. Mit nur zwei Punkten mehr und Platz zwölf ist die Lage bei Noswendel Waderns Nachbarn SG Wadrill-Sitzerath ähnlich prekär. Im Winter gab es einen Wechsel im Trainerteam. Anstelle von Patrick Nickels rückt Ex-Spielertrainer Thomas Warken an die Seite von David Massing. „Nach dem Trainerwechsel ist die Mannschaft nun ein wenig mehr in der Pflicht, zieht aber bisher auch gut mit“, sagt der sportliche Leiter Rafael Weber. Die Zielsetzung könne nur Klassenverbleib lauten: „Dazu haben wir frühzeitig mit der Vorbereitung begonnen, um fit in die Rückrunde zu starten“, sagt Weber. Zum Auftakt hängen die Trauben in Riegelsberg hoch – dennoch betont Weber: „Wir sind überzeugt, dass wir es schaffen können.“

SSC will Platz festigen, Rosseln trotz Zugängen mit Personalsorgen

In Lauerstellung liegt als Vierter der SSC Schaffhausen. Personell gab es mit Aaron Schumacher, der zum VfB Differten gewechselt ist, einen Abgang. Dazu kommen als „halbe“ Neuzugänge Giuliano Leanza und Fabian Laudwein, die nach langer Verletzungspause wieder zur Verfügung stehen. „Wir würden ganz gerne im oberen Tabellendrittel bleiben und unseren Platz festigen“, sagt Trainer Mischa Theobald, obwohl „die Wintervorbereitung sogar eher schlecht“ war. „Im ersten Spiel wird man sehen, wo man steht“, ergänzt Theobald mit Blick auf den Startschuss bei der SG Großrosseln. Dort möchte Trainer Tim Latz die mit Platz sechs (24 Punkte) hervorragende Hinrunde zu gerne bestätigen, sieht aktuell aber nicht die besten Voraussetzungen dafür. „Die Wintervorbereitung lief sehr schleppend“, sagt er angesichts vieler angeschlagener oder verletzter Spieler wie etwa Sebastian Rupp (Schulter-OP) und der Schwierigkeiten mit beruflichen Ausfällen. „Wir konnten noch nicht ein Mal in voller Besetzung antreten. Ich hoffe, das wird sich möglichst schnell bessern, sonst werden wir unsere gute Hinrunde nicht bestätigen können“, sagt Latz. Mit Leo Hesslinger von Spitzenreiter SC Reisbach, Florian Jost (SF Köllerbach) und Nils Welte (FV Diefflen) konnte er drei Neuzugänge begrüßen. Cedric Kunkel ist zur SG Karlsbrunn-Lauterbach gewechselt.

Hinter dem SV Losheim liegt eine mit Platz sieben insgesamt ordentliche Hinrunde, die das Team von Spielertrainer Sven Schwindling gerne bestätigen möchte. Nach einem starken Saisonstart sah es so aus, als ob der SVL sogar noch weiter oben würde mitspielen können. Dann allerdings gab es auch schwächere Phasen. Zum Start in die Rückrunde wartet mit dem brisanten Derby beim Nachbarn SV Wahlen-Niederlosheim gleich ein Knaller. Der SVW steht als abgeschlagenes Schlusslicht vor dem Jahresauftakt mit nur drei Punkten – einen davon gab es beim spektakulären 3:3 im Hinspiel in Losheim – mit dem Rücken zur Wand und vor einer eigentlich unlösbaren Aufgabe. „Wir hoffen, dass wir gut in die Rückrunde starten und vielleicht Anschluss zu den Nichtabstiegsplätzen bekommen, um dann nochmal Druck ausüben zu können“, sagt der langjährige Spielertrainer Philipp Hirtreiter vor seinem letzten Halbjahr in der Verantwortung (er wechselt zu den SF Bietzen-Harlingen). Mit Fabio Reinert und Alexander Schmitt kann er zwei Langzeitverletzte endlich wieder zurückbegrüßen. Sie verstärken das Team enorm, sodass vielleicht doch noch was möglich sein könnte.

Hirschauer wieder in Hemmersdorf, neue Stürmer an der Mosel

Fast ähnlich prekär wie in Wahlen ist die Lage beim Tabellenvorletzten FSV Hemmersdorf, der nach nur acht Punkten im ersten Halbjahr auf der Trainerbank mit einem guten alten Bekannten in die Rückrunde geht. Der langjährige Erfolgscoach Oliver Hirschauer hat beim FSV Anfang des Jahres die Nachfolge von Uwe Klein übernommen. Zum Jahresstart empfängt Hemmersdorf am Samstag um 17 Uhr den SC Bliesransbach, der mit komplett ausgeglichener Bilanz (je fünf Siege, Unentschieden und Niederlagen) als Aufsteiger den neunten Platz belegt. „Unser Ziel lautet, so schnell wie möglich die nötigen Punkte zum Klassenverbleib einzufahren“, sagt Michael Dittgen, der sportliche Leiter des SC Blies. Die Vorbereitung sei durchwachsen gewesen: „Viele Verletzte und durch das Wetter nicht so gute Trainingsbedingungen.“ Mit Jihed Labidi (FC Kandil) und Dominic Nasshan (pausiert) gab es zwei Abgänge.

Einen Platz und drei Punkte vor Bliesransbach belegen die SF Rehlingen-Fremersdorf jenseits von Gut und Böse den achten Rang. Trainer Tobias Welz hofft darauf, dass seine Mannschaft mit weniger Ausfällen durch das zweite Halbjahr kommt und sich noch ein Stück weiter nach oben orientieren kann. Der Auftakt könnte mit dem Gastspiel in Reisbach aber kaum schwieriger sein. Eine schwierige Situation findet vor dem Jahresauftakt die SG Perl-Besch vor. Als Viertletzter liegen die Moselaner auf einem wahrscheinlichen Abstiegsplatz. Allerdings gab es im Winter zwei Neuzugänge, die Trainer Timo Mertinitz Hoffnung auf Besserung machen: „Wir haben mit Andrej Rupps und André Steger (zuletzt FC Besseringen und VfB Tünsdorf; Anm. d. Red.) zwei erfahrene Leute dazubekommen, von denen wir uns erhoffen, dass sie der jungen Mannschaft weiterhelfen“, sagt Mertinitz. Für ihn gibt es „nur ein Ziel: Klassenerhalt. Dafür müssen wir es hinkriegen, weniger Gegentore zu bekommen.“ Mit den Gastspielen im Kreisderby beim FC Brotdorf und in Hemmersdorf warten „direkt zwei richtungsweisende Spiele“, weiß Mertinitz.

Für Brotdorf, das als Elfter vier Punkte vor Perl-Besch liegt, ist das Duell mit den Moselanern direkt eine gute Chance, den aktuell kleinen Puffer gegenüber der Abstiegszone auf vorerst beruhigendes Niveau zu bringen. Vor dem Winter hatte sich das Team der Spielertrainer Pascal Schuler und Stephan Jager mit drei Siegen in Folge stark aus dem Keller rausmanövriert. Jetzt soll auch der Start ins neue Jahr gelingen. Bleon Mustafa ist im Winter zu Landesligist FC Besseringen gewechselt. Ein Halbjahr mit Aufs und Abs liegt hinter dem SV Walpershofen, wo Spielertrainer Peter Oswald angesichts von Platz zehn und wie Brotdorf 18 Punkten als Ziel ausgibt: „Erst mal Punkte sammeln, um von der Abstiegszone wegzukommen.“ Die Vorbereitung vor dem Startschuss in Reimsbach laufe allerdings „schleppend. Wir haben sehr viele Verletzte und dadurch einen sehr dünnen Kader“, sagt Oswald, der mit Cem Gür und Etienne Graef immerhin zwei Neuzugänge vom Landesligisten SF Hostenbach begrüßen konnte.

Aufrufe: 020.2.2023, 14:00 Uhr
David BenedyczukAutor