
In der Saison 2023/2024 brachte Bayer 04 Leverkusen unter Trainer Xabi Alonso die Konkurrenz in der Bundesliga reihenweise zur Verzweiflung. Immer wenn die Mannschaft auf der Verliererstraße war, gelang es ihr mit unbändigem Willen, wenn nötig in der Nachspielzeit, die Spiele zu drehen oder zumindest noch den Ausgleich zu schießen. Heraus kam eine Spielzeit ohne Niederlage und der erste Meistertitel der Vereinsgeschichte. Gute Omen für den SV Germania Grefrath, der bislang ungeschlagen durch die Kreisliga A marschiert. Auch dank des Heimsieges am Sonntag gegen den FC Delhoven, der erst dramatisch in der Nachspielzeit eingefahren wurde.
Denn nachdem die Gäste auf der Grefrather Asche in der 52. Minute 1:0 in Führung gegangen waren, dauerte es bis 90. Minute, ehe Enrico Seeger für die Germanen ausgleichen konnte. Doch damit nicht genug. Torjäger Bozidar Mestrovic wurde im Strafraum gehalten und verwandelte den fälligen Strafstoß in der sechsten Minute der Nachspielzeit zum umjubelten Siegtreffer - übrigens schon sein 14. Saisontor. „Wenn man oben steht, hat man auch das nötige Spielglück und gewinnt solche Dinger – letzte Saison zu diesem Zeitpunkt hätten wir das Spiel noch verloren“, sagt Grefraths Coach Jörg Gartz. „Es war ein glücklicher Sieg, aber nicht unverdient. Wir hatten etwas mehr vom Spiel und die klareren Chancen. Auch vor den Treffern sind wir vier-, fünfmal gefährlich vors Tor gekommen, haben unsere Chancen aber nicht genutzt, pennen einmal und laufen einem Rückstand hinterher.“
Fußballerisch wurde den Zuschauern nicht sonderlich viel geboten, aber kämpferisch warfen beiden Teams alles in die Waagschale. „Delhoven hat es hinten auch echt gut gemacht, war sehr präsent und aggressiv in jedem Zweikampf – leider haben wir trotzdem viel zu oft das eins gegen eins gesucht, statt durchdacht und fußballerisch nach vorne zu kombinieren. Da müssen wir schneller umdenken und umstellen – aber das ist Meckern auf hohem Niveau“, so Garz. Zu Meckern gab es auf Delhovener Seite nicht viel: „Die Jungs haben ein super Spiel gemacht“, sagte FC-Trainer Thomas Baumer. Trotz dünner Personaldecke – genau elf Mann waren es – lieferte Delhoven beim Spitzenreiter einen harten Fight: „Die Jungs haben sich zerrissen und genau so gespielt, wie man es auf der Asche in Grefrath machen muss.“
Unzufrieden ist Baumer lediglich mit dem Zustandekommen des Ergebnisses. „Bei angezeigten drei Minuten Nachspielzeit ist es mir ein Rätsel, wie innerhalb dieser drei Minuten nochmal vier Minuten obendraufkommen können. Es gab keine besonderen Vorkommnisse und in meinen Augen dementsprechend überhaupt keinen Anlass, die angezeigte Nachspielzeit mehr als zu verdoppeln. Der Elfmeter war berechtigt, keine Frage, aber zu der Situation hätte es gar nicht mehr kommen dürfen“, kritisiert Thomas Baumer. „Das ist dann einfach ärgerlich, mit leeren Händen nachhause zu gehen nach so einer Leistung.“
In Grefrath halten sie trotz des dramatischen Sieges nichts von dem Leverkusen-Vergleich und wollen auch noch nichts von hochtrabenden Zielen wissen. Jörg Gartz hält den Ball flach: „Unser Saisonziel ist immer noch, besser als letzte Saison zu spielen und unter die ersten Sieben zu kommen – aber wir nehmen gerne alles mit, was geht!“ Das nächste Spiel steht schon am Freitag beim TuS Grevenbroich an.