2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
– Foto: Berlin

Der SV Dornbusch feiert seine Fußballerinnen

Der SV Dornbusch feiert 50 Jahre Frauenfußball mit einem Spiel gegen St. Pauli. Marianne Küppers und ihre ehemaligen Mannschaftskolleginnen holen sich was zu trinken. Dann beobachten die Heldinnen von einst, wie sich die Fußballerinnen heute schlagen.

Der SV Dornbusch macht aus dem Jubiläum ein Volksfest. Ein DJ spielt die Klassiker, an der Imbissbude gibt es Pommes, daneben steht der Getränkewagen. Gut 100 Menschen sind da. Die aktuelle Frauenmannschaft des SV Dornbusch kickt im Ligaalltag in der Kreisklasse und heute gegen den Hamburger Kreisligisten FC St. Pauli III. "50 Jahre sind eine Ansage. Es ist Ehrensache, dass wir hier mitspielen", sagt eine Fußballerin des Gastes aus Hamburg.

Lothar Raap agierte 25 Jahre lang als Trainer

Viele sind an diesem Pfingstsamstag gekommen. Marianne Küppers hieß früher Meyer und war Kapitänin der ersten Dornbuscher Frauenmannschaft. Mehr als ein halbes Dutzend Ehemalige bekommen von Vereinschef Sönke Teske Blumen. Günter Heinsohn hat eine Chronik der vergangenen 50 Jahre vorbereitet. Er war der erste Trainer der Mannschaft. "Meine Ahnung vom Fußball war überschaubar", sagt er. Sein Motto beim Training lautete: "Geht raus und spielt Fußball!" Mit Lothar Raap ist sein damaliger Nachfolger auf dem Sportplatz. Raap trainierte das Frauenteam ein Vierteljahrhundert lang.

Zum ersten Training vor 50 Jahren kommen 17 Frauen

Bei einem Fußballturnier für Männer in der Lüneburger Heide spielte 1973 eine Mannschaft des SV Dornbusch mit. Die Frauen waren als Fans dabei. Wie immer. Als der Veranstalter damals in einer Turnierpause Frauen spielen ließ, fanden die Dornbuscherinnen das so gut, dass sie auch spielen wollten. Das Dorf mobilisierte bis zum ersten Training 17 junge Damen.

Das erste Freundschaftsspiel verlor die neu formierte Mannschaft mit 0:3 gegen die VTV Assel. Das vierte Freundschaftsspiel sollte in die Geschichte des Vereins eingehen. Dornbusch schlug Grünendeich mit 2:0. Die erste Torschützin hieß Ruth Hanck, heute Uhlendorf. Nur ein Jahr später gewann die Mannschaft die Meisterschaft in der Kreisliga und den Kreispokal. "Das waren exzellente Spielerinnen. Alle waren sehr motiviert", sagt der langjährige Trainer Lothar Raap. Am Aufstieg in die Landesliga scheiterte der SV Dornbusch nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses.

Marianne Küppers spielte im rechten Mittelfeld, musste in der Anfangszeit aber verteidigen. Dass es im Dorf 1973 Frauenfußball gab, sei "ein Ereignis in Dornbusch gewesen", sagt sie. "Die Männer fanden es toll. Es gab keinen Gegenwind. Wir haben sogar mit den Männern trainiert", sagt Küppers.

DFB hob erst 1970 das Verbot für Frauen auf

Der Deutsche Fußballbund (DFB) hatte erst drei Jahre zuvor das Verbot für Frauenfußball aufgehoben. Das bestand seit 1955. Damals begründete der DFB das Verbot so: "Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand."

Frauenfußball ist Aushängeschild des Vereins

Heute genießt der Frauenfußball hohes Ansehen in Dornbusch. "Aufgrund des Zusammenhalts und der Erfolge ist der Frauenfußball das Aushängeschild des Vereins", sagt der Vorsitzende Sönke Teske. 80 Frauen und Mädchen spielen im Verein. Der Nachwuchs des SV Dornbusch ist in der JSG Nord aufgegangen, ein Zusammenschluss aus dem FC Wischhafen/Dornbusch, Freiburg/Oederquart und Großenwörden.

Die, die an diesem Samstag gegen den FC St. Pauli III spielen, könnten die Enkelinnen der Spielerinnen von damals sein. Philipp Klefke trainiert die Mannschaft. "Ich bin froh, dass wir das auf die Beine gestellt haben", sagt der Coach. Im Ligaalltag ist der Dornbuscher Kader so klein, dass es nur für ein 9er Feld in der Kreisklasse reicht. "Corona hat viel kaputt gemacht", sagt Klefke. Vielleicht, so seine Hoffnung, hat der SV Dornbusch mit dem Spiel gegen die Hamburgerinnen, mit der Stimmung, mit dem Volksfestcharakter, mehr Frauen überzeugt, im Dorf Fußball zu spielen. Der 5:0-Erfolg gegen den FC St. Pauli hat vielleicht geholfen.

Aufrufe: 028.5.2023, 07:30 Uhr
Tageblatt / Von Daniel BerlinAutor