Viktoria Goch trauert um Werner Derksen.
Viktoria Goch trauert um Werner Derksen. – Foto: Meiki Graff

Der Architekt der Viktoria: Werner Derksen ist tot

Als Manager und Mäzen prägte der Ur-Gocher die erfolgreichste Ära der Vereinsgeschichte in der Oberliga von 1982 bis 1987.

Die sportlich erfolgreichste Ära in der Geschichte der 1912 gegründeten Viktoria aus Goch ist untrennbar mit einem Namen verbunden: Werner Derksen war der Architekt der Viktoria beim Aufbau eines Teams, das fünf Jahre lang von 1982 bis 1987 an der Schwelle zum Profifußball in der Oberliga Nordrhein spielte, damals die Dritte Liga in Deutschland und bestückt mit Mannschaften wie MSV Duisburg, Rot-Weiss Essen oder Rot-Weiß Oberhausen.

Als Manager, Mäzen und Vize-Vorsitzender Werner Derksen 1987 sein Engagement beendete, folgte der Abstieg. Jetzt ist der am 27. August 1933 geborene Ur-Gocher im Alter von 89 Jahren gestorben.

Ein Strippenzieher

Zehn Jahre lang hatte der fußballbegeisterte Geschäftsmann bei den Schwarz-Roten gemeinsam mit dem Vorsitzenden Bruno Völling die Fäden gezogen. Derksen hatte gerade den von ihm gegründeten und stetig gewachsenen Großhandel „Selbego“ in Rees an ein Großunternehmen verkauft und sich zunächst einmal als Privatier ein wenig zur Ruhe gesetzt. Jetzt hatte er Zeit, sich seinem Hobby Fußball zu widmen, und gab das Ziel aus, in die Oberliga Nordrhein aufzusteigen. Als Zeitraum seines Engagements hatte er mit dem Verein zunächst einmal ein Jahrzehnt angepeilt. Dafür musste der damalige Landesligist aber erst einmal in die nächsthöhere Verbandsliga aufsteigen.

Das gelang schnell. Schon 1979 holte Erfolgstrainer Robert Guyens („Der Mann mit der Kippe“) die Meisterschaft, auch weil Werner Derksen seinen erstenTransfer-Coup landete, als er den heute noch in Goch lebenden niederländischen Profitorwart Arno Merckx verpflichtete, der bis 1987 in 206 Spielen ein Garant dafür werden sollte, dass die Viktoria praktisch nur „unhaltbare“ Gegentore kassierte.

Es sollte drei Jahre und viele Neuverpflichtungen dauern, bis der große Sprung geschafft war. Robert Guyens holte „nur“ den siebten und den vierten Platz, obwohl Derksen sein Team aufgerüstet hatte, zum Beispiel mit den ehemaligen Bundesliga-Spielern Wolfgang Lüttges, Horst Riege und Werner Greth. Der Durchbruch indes gelang erst in der Saison 1981/82 dem ehemaligen Bundesliga-Trainer von Bayer Uerdingen, Klaus Quinkert, der schon zu Ostern 1982 mit weitem Vorsprung die Meisterschaft in der Verbandsliga Niederrhein feiern konnte.

Immer Ambitionen

Im Wohnzimmer von Werner Derksen gab Viktoria-Boss Bruno Völling mit seinem Manager und Mäzen die Devise aus, man habe nicht vor, gegen den Abstieg zu kämpfen. Vier Jahre lang stimmte das auch. Unter den Trainern Quinkert und dem kürzlich verstorbenen Toni Burghardt (ab Dezember 1983) sorgten die Schwarz-Roten als „Bayern München vom Niederrhein“ für Furore und spektakuläre Transfercoups. Zum Beispiel 1983, als der Duisburger Amateur-Nationalspieler Werner Schneider von Hertha BSC gen Goch wechselte, obwohl Borussia Dortmund den Berlinern eine damalige Rekord-Ablösesumme von einer Million Mark geboten hatte. Schneider zog aber eine Berufsausbildung vor, die ihm Derksen vermittelte.

Der Macher holte im Laufe der Jahre Cracks wie Jürgen Offermanns, Ludger Kanders oder Wolfgang Funkel, aber auch Lokalgrößen wie Robbie Kuijpers, Andreas Wessels oder Hucky Linsen – Viktoria spielte einen in hiesigen Gefilden nie gesehenen Fußball. Erst 1987 mit Wolfgang Lüttges als Coach ging es zurück in die Verbandsliga – und Derksen zog sich komplett aus dem Fußballsport zurück.

Aufrufe: 015.3.2023, 21:00 Uhr
RP / Jürgen LoosenAutor