
Mit Leidenschaft, Kompaktheit und harter Zweikampfführung hat TV Jahn Delmenhorst Tabellenführer SG TSG Gretesch/Osnabrücker SC am Sonntag ein 0:0 abgetrotzt. Während Delmenhorst die Defensivleistung feiert, hadert Gretesch mit mangelnder Präzision im Offensivspiel.
Vor 90 Minuten, die keinen Sieger fanden, sorgte TV Jahn Delmenhorst am Sonntag in der Frauen-Oberliga Niedersachsen West für eine kleine Überraschung: Beim bisher ungeschlagenen Tabellenführer SG TSG Gretesch/Osnabrücker SC erkämpfte das Team von Trainer Daniel Prause ein torloses Remis. Die Gastgeberinnen dominierten zwar weite Strecken des Spiels, bissen sich jedoch an der kompakten Defensive Delmenhorsts die Zähne aus.
Prause betonte nach dem Abpfiff die besondere Herangehensweise seiner Mannschaft: „0:0 am Ende, ein Spiel, das wir unter die Überschrift hart verteidigen, Leidenschaft, kompakt zusammenstehen, aggressive Zweikämpfe gestellt haben – also alles, was irgendwie so fernab von aller taktischer Idee ist, sondern eher in den Bereich der emotionalen Teamführung oder der emotionalen Spielführung geht. Da haben wir heute den Schwerpunkt drauf gelegt.“
Sein Team habe bewusst anders agiert: „Wir hatten gegen den Ball sehr, sehr, sehr gute Abläufe, haben ganz grundsätzlich tiefer gestanden, als wir es normalerweise machen, nicht weil wir sagen, wenn wir mitspielen, haben wir keine Chance gegen Gretesch, sondern weil wir einfach gesagt haben, nachdem wir die letzten Spiele sehr mutig, sehr hoch gespielt haben, sehr aggressiv oben auch angepresst haben und am Ende aber unterm Strich netto nicht immer dafür belohnt worden sind, wollten wir heute mal einen Strich drunter machen, Dinge anders angehen.“
Die Taktik zeigte Wirkung: Gretesch fand kaum Mittel, um die Abwehr der Gäste zu knacken. „Wir haben damit, glaube ich, auch anders agiert, als Gretesch es uns erwartet hat. Damit hatten sie, glaube ich, ganz gut Adaptionsprobleme, zu Beginn der Partie wurden zunehmend unzufrieden, weil sie keinen Weg durch unsere Kompaktheit gefunden haben“, erklärte Prause. Zwar bot sich Delmenhorst in der ersten Halbzeit sogar eine große Konterchance, diese wurde jedoch vergeben.
Gretesch-Trainer Johannes Müller räumte ein: „Wie wir es erwartet haben, war das Spiel kompliziert. Delmenhorst hat sich hinten reingestellt und eine sehr harte Zweikampfführung an den Tag gelegt. Damit hatten wir zu Beginn etwas Probleme, sodass nach einem Ballverlust im Mittelfeld tatsächlich so etwas wie eine Torchance für den Gegner entsteht. Der Abschluss war dann allerdings kein Problem für unsere Torhüterin. Das war dann aber auch das Einzige, was Delmenhorst über die gesamte Spielzeit offensiv zustande gebracht hat. Denn den Rest der Spielzeit haben wir das Spiel gestaltet.“
Müller kritisierte die mangelnde Präzision seines Teams: „Leider fehlte es uns an Präzision und Geschwindigkeit im Spiel, sodass wir uns häufig in der Defensive des Gegners festgerannt haben. Die erste richtige Torchance haben wir kurz vor der Halbzeit, nach einem hohen Ballgewinn auf der rechten Seite, findet die Flanke von Isabell Finkemeyer keinen Abnehmer. In der zweiten Halbzeit häufen sich dann die Chancen, aber auch hier agieren wir zu ungenau. Nach einer Ecke verfehlt Luise Hausfeld mit einem Kopfball das Tor, nach einer weiteren Ecke wird der Ball dreimal von Delmenhorst in der gefährlichen Zone geblockt, ein Distanzschuss von Catleen Quatmann verfehlt das Tor. Die beste Chance haben wir in der Schlussphase nach einer Ecke, den Kopfball aus zentraler Position pariert die Delmenhorster Torhüterin aber sehr gut.“
Am Ende stand ein 0:0, mit dem beide Seiten leben können. Müller resümierte: „Alles in allem haben wir zu keiner Zeit das Spiel durchsetzen können, mit dem wir zuletzt erfolgreich waren – zu langsam und zu ungenau gespielt und daher auch nicht wirklich mehr als den Punkt verdient. Wir haben aber das Spiel über 90 Minuten bestimmt und uns die ein oder andere Chance herausgespielt. Wir haben wieder nicht verloren und erneut kein Gegentor kassiert, darauf lässt sich aufbauen, auch wenn wir das Spiel natürlich lieber gewonnen hätten.“
Für Delmenhorst ist der Punktgewinn ein wichtiges Signal. Prause zog ein positives Fazit: „Es war eine Partie, die uns unsere Ur-Idee, unsere Ur-Überzeugung mal wieder so ein bisschen aufs Tableau gebracht hat, dass wir eben eine aggressive, hart spielende Mannschaft sind, eine unangenehm zu spielende Mannschaft, dass wir immer kompakt zusammenstehen, dass keiner gerne gegen uns spielt. Dieser Punkt gegen den Tabellenführer, der bisher keinen Punkt liegen lassen hat, wurde positiv aufgenommen und gibt uns ganz, ganz viel Auftrieb für die nächste Woche.“
Mit dem Remis bleibt Gretesch Tabellenführer, während Delmenhorst mit drei Punkten zwar im unteren Drittel verharrt, aber einen moralischen Sieg davonträgt.