Rückblickend hat der Flutlichtausfall in der 4. Spielminute dem etwas überrumpelten Favoriten Viktoria Köln geholfen, wieder in die Partie zu kommen. Kölns Trainer Olaf Janßen monierte den Auftritt seiner Schützlinge in Überzahl während für sein Gegenüber David Sasse, Trainer des TuS Zülpich, besonders der Begriff des 'Mindsets' eine tragende Rolle in der Matchanalyse spielte.
...die Frage, ob der Stolz gegenüber der Enttäuschung bei einer solchen Pokal-Niederlage überwiegt:
Der Stolz überwiegt, ganz klar. Man hat glaube ich gesehen, dass die Jungs das genossen haben. Ich glaube, wir hatten in der ein oder anderen Situation etwas Pech. Das Tor (Anm.: aberkanntes 3:4 von Luca Ohrem, >>>siehe Spielbericht) muss man nicht abpfeifen. Dann kannst du in einer anderen Situation einen Elfmeter bekommen, zweimal pariert der Torhüter gut.
...den Pfostentreffer von Luca Ohrem beim Stand von 1:2:
Super Ecke. Wir wussten, auf dem zweiten Pfosten sind sie ein bisschen anfälliger, weil sie schon den ersten überlagert haben. Dass der Ball so kommt und er ihn so köpft, ist natürlich Glück, genau wie das 1:0.
...die Gegentreffer in der ersten Hälfte:
Das 2:1 war Qualität pur. Da mache ich uns auch keinen Vorwurf. Das 1:1 darf aber nicht fallen. Das darf auch in der Landesliga nicht fallen. Dass der Raum zwischen Innenverteidiger und Außenverteidiger so geöffnet wird – da waren zehn Meter Platz. Die haben die vier Chancen, die sie hatten, alle reingemacht. Der Torwart hat ja keinen Ball in der ersten Halbzeit gehalten.
...den Flutlichtausfall und ob der Gegner davon profitiert hat:
Ich glaube, dass das Momentum für uns besser gewesen wäre. Man hat ja gemerkt, dass sie genau die ersten zehn Minuten danach viel wacher und konzentriertet waren. Das hat auch etwas mit Qualität zu tun, das ist auch Mindset. Die waren auf den Punkt da und wir haben in der Situation etwas gebraucht und so fielen auch die ersten beiden Toren vom Gegner.
...die Schlüsse, die er aus der Partie für die Rückrunde zieht:
Ich habe der Mannschaft gesagt: Daran messe ich sie jetzt, da sieht man, was drin ist. In Sachen Mindset, was am Sonntag gefehlt hat. Wirklich an die Grenzen zu gehen, das Körperliche rauszuhauen und sich zu trauen.
... seinen Rat an Devin Nickisch, etwas mutiger zu sein:
Er hat es in der ersten Halbzeit nicht umgesetzt. In der Kabine wurde es angesprochen, darauf hat er es zwei, drei Mal besser gemacht. So erzielt er auch das Tor. Die Jungs sollen einfach ihre Qualität zeigen. Und ich habe zu ihnen gesagt: Bei allem Ehrgeiz, den ich habe, bei allem Wettkampf; wir treffen uns hier wegen Spaß. Und den habe ich nur, wenn ein dribbelstarker Spieler dribbelt und ein schussstarker Spieler schießt.
...die Entstehung des 5:2, als Köln den Ball trotz eines verletzten Zülpichers nicht ins Aus spielen wollte:
Er sieht auch, dass er da liegt. Deswegen weiß ich nicht, ob das in der 90. Minute sein muss, uns da so zu bestrafen, aber das ist in Ordnung. So ist der Sport und da mache ich dem Gegner keinen Vorwurf.
...die Spielphase nach dem Flutlichtausfall:
Gewissermaßen hatte der Stromausfall geholfen. Wenn du nach einer Minute zurückliegst , musst du dich erstmal schütteln. Der Gegner war oben auf, stattdessen hatten wir noch ein bisschen Zeit zu reden. Ich hörte auf der anderen Seite nur: 'Jetzt wollen wir noch einen nachlegen‘, das war natürlich eine Steilvorlage für uns.
...die Reaktion seines Teams, das ein 0:1 in ein 4:1 zur Pause drehte:
Ich war sehr zufrieden mit der Reaktion. Einen tief stehenden Gegner zu bespielen ist die hohe Kunst – das ist nicht einfach. Daher haben wir es in der ersten Halbzeit sehr ordentlich gemacht, vier Tore geschossen. Und das – deshalb bin ich auch nicht zufrieden – müssen die Jungs noch bewusster machen, genießen, den Gegner und den Ball laufen zu lassen.
...den pomadigen Auftritt in Überzahl:
Es war eine Katastrophe. Es war viel zu langsam und viel zu ängstlich. Warum, weiß ich nicht. Wir waren viel zu ängstlich, uns in den ballnahen Positionen anzubieten, sondern haben uns in Überzahl eher versteckt und so kannst du einen Gegner dann aufbauen.
...seinen Eindruck vom TuS Zülpich:
Deren Mittel sind relativ begrenzt, das muss man schon sagen. Aber mit tiefen Bällen, der hohen Geschwindigkeit, nachgehen auf den zweiten Ball und Standards sind sie gut. Über die gesamte Dauer haben sie läuferisch alles reingeworfen. Was man aber auch sagen muss: Super Atmosphäre, super Stimmung. Das war für so ein Pokalspiel richtig geil!
...die Entstehung des 5:2:
Da ging es einfach darum, dass Zülpich selber weiterspielt und den Ball hat – wenn die den nicht ins Aus spielen, brauchen meine Jungs das auch nicht zu machen